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Freitag, 4. April 2014

Wohnen wie im Paradies

Nach 4, 3, 2, 1 Stunden erreiche ich Waldkirch über die 61, 6, 5 und einem bisschen Landstraße mit bedenklich leerem Tank. Das Hippiemobil hat sich unterwegs ganz schön was reingezogen und so ist meine erste Anlaufstation die örtliche Tankstelle. Zur Ehrenrettung der kleinen Rennsemmel muss ich allerdings sagen, dass ich sie ganz schön gescheucht habe und sie halt durstig war. Wie dem auch sei, ich befürchte, den nächsten Zwischenstopp nicht mehr zu erreichen und ich habe keine Lust, auch nur einen einzigen überflüssigen Meter zu laufen ... weder bergauf, noch bergab. 

Das eigentliche Ziel dieser Reise ist das Bruder-Klaus-Krankenhaus, in dem mein Vater seit einem Oberschenkelhalsbruch und der daraus folgenden Operation liegt. Dummerweise hat er sich auch noch eine Lungenentzündung zugezogen und familiärer Beistand und Betreuung ist von Nöten.  

Ein Anruf meiner Schwester alarmierte mich am Vortag und ich beschloss, so schnell wie möglich anzureisen. Die Frage war allerdings, wo ich unterkommen sollte, denn es war ein Aufenthalt von mehreren Wochen geplant. Ich durchforstete das Internet nach Ferienwohnungen, aber irgendwie war entweder alles ausgebucht oder es ging keiner an's Telefon, oder, oder, oder. Die Belegungspläne waren eher dürftig geführt, ein sehr schlechtes Portal, auf dem ich da gelandet war. Wie dem auch sei, irgendwann telefonierte ich mit einem sehr netten Pensionswirt, der mir den Tipp gab, es über das Fremdenverkehrsamt "Zweitälerland" zu versuchen oder einfach besagte Begrifflichkeit zu googlen. Gesagt, getan ... und ich wurde fündig. Gut, mir war mittlerweile egal, wie die Wohnung ausgestattet war, ob es Bilder gab, ob es sich um einen Bauernhof mit Viehwirtschaft oder um eine dunkle Souterrainwohnung handelte. Einzig wichtig war der Belegungsplan mit freien Kapazitäten.

Der dritte oder vierte Treffer war eine kleine Wohnung. Es gab eine Beschreibung, wenig Bilder, aber egal, es gab 10 Tage Platz für mich. Also rief ich an, verhandelte und plauderte ein wenig mit der Frau am anderen Ende der Leitung und während des Gesprächs stellte sich heraus, dass sie meine komplette ortsansässige süddeutsche Verwandtschaft kannte. Sogar an meine Großmutter, die vor über 20 Jahren gestorben war, erinnerte sie sich gut. Nun, wir kamen in's Geschäft, sozusagen. 

Nach 4, 3, 2, 1 Stunden erreiche ich Waldkirch über die 61, 6, 5 und einem bisschen Landstraße mit bedenklich leerem Tank. Das Hippiemobil hat sich unterwegs ganz schön was reingezogen und so ist meine erste Anlaufstation die örtliche Tankstelle. Von hier aus rufe ich bei der Vermieterin an, um meine Ankunft zu bestätigen und eine Uhrzeit zu vereinbaren, zu der ich kommen kann. Nun, sie ist zu Hause und so fahre ich zunächst einmal dorthin, um mein Auto auszuladen und einfach angekommen zu sein. 

Der Weg führte mich in langgezogenen Serpentinen immer weiter weg vom Ortskern, den Kandel hinauf und ich wunderte mich schon ein wenig, wohin Lisa mich wohl führen wollte. Schlussendlich erreichte ich mein Ziel vor einem großzügig dimensionierten, sehr gepflegtem Haus, von dem ich annahm, dass es aus den späten 60er Jahren stammte. Die Doppelgarage war geöffnet und die Vermieterin, die sich relativ schnell als eine äußerst reizende Person entpuppte, bedeutete mir, hineinzufahren, was ich auch tat. Nach einem sehr herzlichen Empfang wurde mir alles gezeigt und erklärt, was ich wissen musste und dann betraten wir die Wohnung im Dachgeschoss.

Drei Zimmer, Abstellraum, Küche, Diele, Bad. Fernsehen, WLAN und Telefon in's deutsche Festnetz frei, Handtücher, Bettwäsche ... Schön eingerichtet, piccobello sauber, unglaublich lichtdurchflutet und das alles zu einem derart niedrigen Preis, den man nur mit einem ungläubigen Staunen zur Kenntnis nehmen mag und der einen an ein späteres, böses Erwachen glauben lässt. Aber denkste, alles richtig, alles gut!

Frau Wolfarth ist eine tolle Gastgeberin, mit der man nett plaudern kann, wenn man möchte. Nie aufdringlich, aber immer interessiert und so ergab sich das eine oder andere nette oder tröstende Gespräch. Falls ich jemals wieder nach Waldkirch kommen sollte, werde ich als erstes dort anklopfen und um Unterschlupf bitten und kann das gleiche nur jedem empfehlen, der eine Reise in diese wunderschöne (und köstliche) Region unternehmen will. Boah, allein die Wurst ...

Wohnen in den Wolken, mit der gleichen Leicht- und Luftigkeit ... und einem Ausblick, von dem man nur träumen kann. 

8 Kommentare:

  1. Der Anlass hätte sicher ein anderer sein dürfen, aber Du hättest es schlechter treffen können. Der Schwarzwald ist in der Tat eine wunderschöne Gegend. Ich "muss" einen ähnlichen Anblick jeden Tag "ertragen".

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    1. Ohje, du Ärmste. Das ist natürlich ein hartes Brot :)

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  2. Funny, wenn der Anlass auch nicht der Beste war,
    so ist es doch schön, dass du so eine herrliche Unterkunft
    gefunden hast. Und man kann auch wieder sehen, wie klein
    die Welt doch ist.
    Einen guten Start ins Wochenende wünscht Dir
    Irmi

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    1. Ja, ich war auch ganz überrascht, das sie alle kannte. Ich hatte nur, als sie mir den Weg erklärt hat, gesagt, "Ach, das ist doch die Straße, wo mein Onkel gewohnt hat." Naja, und dann fragte sie, wer denn mein Onkel ist. Und so kam das dann.

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  3. Puh....es ist schwer, darauf etwas Angemessenes zu erwidern, oder vielleicht doch: Ich drück dich voller Wärme und schick dir ein wenig Kraft aus der Ferne. Schön, dass zumindest der äußere Rahmen, die schöne Ferienwohnung, so fein war. Das ist etwas, über das ich mich für dich freue.

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    1. Ach, du Liebe, wir sollten uns vor Augen halten, dass er als glücklicher Mann gestorben ist.

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  4. Auch von mir ... ganz viel Kraft, die Dir hoffentlich auch der wunderbare Ausblick schenken wird...
    Ich denke an Dich!

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    1. Danke schön. Wir denken lächelnd an ihn zurück.

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