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Dienstag, 5. Juli 2016

Ich bin dann mal wandern

Aus irgendeinem Grund juckt es mich seit Tagen in den Fingern, sozusagen - also genauer gesagt in den Wanderstiefeln - und der Gedanke daran lässt mir keine Ruhe. Wandern, das ist wie Spazieren gehen nur mit festem Schuhwerk und Proviant und ggf. einer Regenjacke. 

Heute will ich einfach mal eine kleine Runde gehen, um zu sehen, ob Wandern Spaß macht. Also ob Wandern mir Spaß macht und so starte ich gestiefelt und gespornt in Grefrath am Eisstadion ... und laufe zunächst einmal ein kleines Stück durch den Park und dann relativ lange durch Wohngebiete. Wie gut, dass ich ortskundig bin, denn ich verlaufe mich natürlich, was aber hier nichts ausmacht. Nur dass es halt nicht die Route ist, die mein printmedialer Wanderführer vorsieht. Naja, und so schlendere ich strammen Schrittes durch die Gegend, immer in Richtung Langendonker Mühle. Ich weiß ungefähr, wo die ist. Also alles gut. 

Nach ungefähr zehn Minuten fange ich an zu schwitzen und außerdem tun mir Schultern und Nacken weh. Misto. Ich will nach Hause. Aber nach einer Weile, als ich die vorletzten Häuser hinter mir gelassen und mich eingegroovt habe, macht es tatsächlich Spaß. Man muss halt nicht so durch die Gegend rasen, wie eine Irre. Nach einer Weile bin ich etwas verwirrt. Ich meine, Funny und verlaufen ist äußerst kompatibel, aber dass ich aus Versehen gleich bis in die Anden gelatscht bin, hätte ich jetzt nicht gedacht ... 


Wie dem auch sei, ich schreite frohen Mutes aus und folge dem Weg, der Dinge harrend, die da kommen werden. Der Weg ist schmal. Links und rechts Botanik und in der Mitte eine hochwuchernde Grasnarbe. Von vorne kommt ein Radler. Ein älterer Herr mit Fotoapparat und Käppi vom NABU. Er hält an, weil hinter mir - wohl noch in Entfernung - ein Auto kommt, was da eindeutig nichts zu suchen hat. Der Weg ist wirklich schmal und eigentlich gibt es kein Mensch-Auto aneinander vorbeikommen. Wir gucken eine Weile dem Wagen zu und dann fahrt der Mann weiter. Gut so, ich habe nämlich keine Lust auf Smalltalk.

Ich setzte meine Wanderung fort, immer das Auto im Rücken, dass sich verdammt langsam auf mich zu bewegt. Ok, schneller geht nicht, denn erstens laufe ich hier und zweitens ist es ein tiefer gelegter Bonzenschlitten, der sich vermutlich um sein Auto und den Unterboden sorgt. Zu Recht, wohlgemerkt. Puuuuh, ich kriege Schiss. Ich bin hier in der Einöde mit diesem Auto im Nacken. Langsam schiebt sich der Wagen an mir vorbei und ich rechne jedem Moment damit, dass eine Tür aufgerissen wird ... Ich riskiere einen Blick. Zwei junge Männer und eine Blondine, die ziemlich angespannt auf den Weg starren und mich überhaupt nicht beachten, also außer, dass sie mich nicht über den Haufen fahren. Aber würde hier eh keiner merken und nebenan fließt ein kleiner Bach ... 

Mittlerweile bin ich eine Stunde unterwegs und langsam wird es Zeit für meinen Proviant. Leider ist die einzige Bank weit und breit mehrfachbesetzt und so esse ich meine Banane eben im vorbei laufen. Nur die Schale entsorge ich vorbildlich im Mülleimer und sage höflich "Guten Tag". Das macht echt Laune ... also außer, dass ich lieber Kekse essen würde. Aber gut, das Leben ist kein Ponyhof und eine Backwarenfabrik leider auch nicht. 

Mir kommen Gassigänger entgegen. Ein Schäferhund läuft frei herum, aber 'der tut nichts' und ein bellendes Irgendwas ist an der Leine. Als wir in unmittelbarer Sichtweite sind, also so ungefähr eine Armlänge voneinander entfernt, leint die Tussi ihre Promenadenmischung ab und lässt auch die frei laufen. "Keine Sorge, die tun nichts. Die wollen nur 'Hallo' sagen." Prommi schnuppert an mir, aber ich laufe einfach weiter. Moah, das kann ich hassen. Wenn Leute mit ihren Hunden unter Einbeziehung anderer Menschen üben, sozusagen. Das krasseste, was mir mal passiert ist, war, dass ein Mann - nachdem er mich gesehen hatte - seinen Hund mitten auf dem Feldweg abgelegt, sozusagen, das Kommando: "Bleib" gab und verschwand. Während ich mit dem Rad da entlang kam und kein Entrinnen möglich war. Naja, auch das ging damals gut. 

Ein kleines Stück gehe ich an der Niers, unserem Haus-und-Hof-Fluss, entlang und komme dann schon wieder in bebautes Gebiet. Ein paar Minuten noch und ich bin zurück am Ausgangspunkt angelangt. Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, dass meine Wanderung so schnell zu Ende ist, gerade mal anderthalb Stunden war ich unterwegs. Aber gut, das nächste Mal suche ich mir halt eine andere Route aus meinem Wanderführer aus.

8 Kommentare:

  1. Schon spannend, welche Begegnungen man hat, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Ich finde, dass man dann viel mehr sieht und erlebt. Klar, auch Hundebegegnungen fehlen nie. Und ich ärgere mich auch sehr oft über die Besitzer derselben. Aber grundsätzlich laufe ich richtig gerne. Es hat was gemütliches...

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    1. Ich bin noch nicht ganz sicher, wie ich es finden soll. Aber es sind leicht verbrannte Kalorien :-)

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  2. So gaaaaanz langsam wird sie mir unheimlich, die Funny...zu Fuß, per Rad oder Roller...die Mopeten proben garantiert schon einen Aufstand in der Garage XD

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    1. Nancy ist tatsächlich letztens in Batterie-Streik getreten, obwohl sie grad am Vortag noch Auslauf hatte :-(

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  3. In anderthalb Stunden in die Anden und zurück ;-) nicht schlecht für den Anfang.

    Ich weiß auch nie, ob mir Wanderungen wirklich Spaß machen... bisher muss es meistens dabei ein Ziel geben: eine schöne Aussicht, ein Wasserfall, eine Schlucht...

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    1. Gell, und ich hatte nur eine Banane und einen halben Liter Wasser mit ... *grins* ...

      Auf jeden Fall waren es leicht verbrannte Kalorien :-)

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  4. Vielleicht kommst Du mal Richtung Bergisches Land und wir laufen / wandern / spazieren mit Proviant mal zusammen durch den Königsforst??

    (Nicht, dass ich mich da besonders gut auskenne, ich bin mehr der Eifel-Wanderer. Aber zu zweit macht verlaufen ja mehr Spaß!)

    :)

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