Nun, mittlerweile ist es Donnerstag geworden und wir wollen zur Loreley fahren. Weil aber Feiertag ist, brechen wir recht früh auf, in der Hoffnung, dass es nicht zu voll sein wird. Ich gebe eine ungefähre Adresse in's Navi und wir fahren los, zunächst in Richtung Norden.
Wir nehmen den Hunsrücker Höhenweg, von dem ich eine recht romantische Vorstellung habe, inklusive des Räuber Hotzenplotzes, der - bewaffnet mit seiner Pfefferpistole - aus dem Gebüsch hoppst und energisch-engagiert eine Ladung Würstchen mit Sauerkraut einfordert. Gut, ich werde jäh enttäuscht, denn der Hunsrücker Höhenweg ist eine gut ausgebaute mehrspurige Bundesstraße, dafür ist aber die Anfahrt bis dahin recht anspruchsvoll ... dass das aber in Wirklichkeit ziemlich unspektakulär ist und nur das WarmUp sein wird, kann ich jetzt noch nicht ahnen.
Wir fahren an ungezählten Burgen vorbei, die an den Hängen kleben, wir fahren u. a. durch Lahnstein, wo die Ente frisches Lebenselixier erhält. Mit Nancy muss ich noch lange nicht tanken, sie hat ungefähr die doppelte Reichweite, wie die GS und BTW hat sie mal gerade 2,9 Liter auf 100 km gebraucht.
Wie dem auch sei, komme ich an der Tanke mit einem älteren Herrn in's Gespräch, der mich fragt, ob wir unterwegs zum Harley-Treffen in Rüdesheim wären, was ich freundlich verneine. Allerdings wunderte ich auf dem Rückweg nicht über die Massen - und ich meine tatsächlich Massen - an Harley-Gruppen, die uns entgegen kamen.
Gut, weiter geht es, aber da ich ja keine richtige Adresse eingegeben hatte, sondern mit "Rheinblick" vorlieb nahm, kamen wir an eine Straße mit richtig fiesen Serpentinen und nicht nur einmal kam ich dem Abgrund millimeternah. Zum Glück war kein Verkehr, denn sonst wäre es vermutlich noch haariger geworden. Memo an mich: Kurventraining buchen!
Irgendwann war aber auch das serpentieren gemeistert und wir kamen wohlbehalten an der Loreley an, wo ich mir einen exponierten Parkplatz für Nancy sicherte. Der Entenbiker machte den Fehler und sortierte sich irgendwo weiter oben ein, wo er später ziemlich eingekeilt wurde und arge Schwierigkeiten hatte, Gustav aus dem Gewusel zu befreien.
Zur Loreley geht es über eine steile Treppe und ich schimpfte vor mich hin. Welche kriminelle Energie muss eine einzelne Sirene haben, um jeden Tag da hoch zu kraxeln und sich singenderweise die Haare bürstet, nur um die Schiffer in den Tod zu treiben. Und während ich so vor mich hin schimpfte, hoffte ich inständig für Madame, dass sie mal richtig gut singen kann, denn sonst ... Ich stieß einen neuerlichen Fluch aus ...
Irgendwann gehen jeder Funny mal die Schimpfwörter aus und irgendwann ist auch mal jede Treppe erklommen und so kamen wir leicht außer Atem oben an. Der Anstieg hat sich gelohnt, denn der Blick, der sich uns bot, war grandios ... und was tut man nicht alles für ein Beweisfoto ... auch wenn es mit einer schicken Helmfrisur ist. Aber noch mal zum Parkplatz zu latschen und wieder rauf auf den Felsen, nur um die Bürste zu holen und sich die Haare kämmen? No way! Und überhaupt, ich bin doch nicht die Loreley!