Puh, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen. Mir ist heiß und ich bin völlig erledigt als mein Zelt endlich steht. Krumm und schief, aber es steht. Wo es steht? Ach so ... na, da!
In der letzten Zeit habe ich mich ja nun hauptsächlich um die Eigenfettverbrennung gekümmert und das Motorradfahren eher vernachlässigt. Grund genug also, die Gepäckrolle zu packen und eine kleine Spritztour mit Übernachtung zu machen. Nur ein Zelt, ein Motorrad und eine Funny. Ziel sollte das bezaubernde Wesercamp kurz hinter dem belgischen Eupen sein, wo ich - damals mit noch 14 Kilos mehr auf den Rippen - vor einer Weile zusammen mit Svenja war und wo es uns beiden ausnehmend gut gefallen hat.
Tagelang kontrollierte ich die WetterApp und dann war die Gelegenheit da. Sonne, Sonne, Sonne. Weil ich mich aber zu gut kenne, schrieb ich vorsichtshalber eine Mail, in der ich um die Reservierung für mein Zelt bat. Jetzt gab es kein zurück mehr. Keine Bauchschmerzen, Kopfschmerzen (doch, die gab es, aber das konnte ich da ja noch nicht wissen), Kreislaufbeschwerden oder sonstige Ausreden, jetzt war das fix.
Tag X. Ich habe Kopfschmerzen. Nein, echt jetzt. Irgendwie hatte ich eine fies verspannte Stelle am Nacken, die mich nächtens wach hielt. Das hatte ich ja schon lange nicht mehr. Ausgerechnet heute. Das glaubt mir kein Mensch. Aber gut, es nützte ja eh nichts, ich hatte mich im Wesercamp angemeldet und musste da nun durch. Das war mein Anspruch. Und vor allem: eine Frau, ein Wort. Absagen gilt nicht.
Wie dem auch sei, ich holte Nancy aus der Garage und sattelte auf. Ich wollte den direkten Weg durch Aachen und war ziemlich froh, dass Ol' Tom das auch wollte. Manchmal glaube ich, dass das Navi lernfähig ist, denn ich wurde nicht durch mein ungeliebtes Dülken geleitet, denn es ging direkt und ohne zu murren über Boisheim und Dillkrath, Richtung Wegberg, um Erkelenz herum auf die B57 nach Aachen und durch Aachen hindurch. Aber vielleicht habe ich ja bei der Abfahrt auch nicht auf das Display geguckt und habe meine bevorzugte Strecke eingeschlagen und Tom-Boy hat ergeben neu gerechnet. Kann ja auch sein. Durch Aachen kann man übrigens ganz gut fahren, wenn man das stumme Navi im Auge behält ... oder einfach auf die entsprechenden Wegweiser nach Eupen achtet.
Eupen ... hmmpppffff ... trotz Ol' Tom habe ich mich mindestens drei mal verfahren. Okeeeh, es lag nicht an ihm, es lag an der Sonne, die frecherweise das Display das eine oder andere Mal in Dunkelheit hüllte - und zwar ausgerechnet an den kniffeligen Stellen. Aber irgendwann konnte ich den Blinker links setzen und von der 'Rue de 'l invasion' auf das Gelände des Wesercamps, dass ja eigentlich 'Camping Wesertal' heißt, einbiegen.
Vor der Amneldung sitzt Claudia, eine der beiden Betreiberinnen des Platzes und ich habe den Eindruck, dass sie auf mich gewartet hat. Vermutlich hat sie aber nur im Schatten gesessen und sich ein bisschen ausgeruht. Ich bin ja kein Promi. Sie kommt auf mich zu, noch bevor ich Nancy abgestellt habe und begrüßt mich herzlich. Ich freue mich, sie zu sehen und wir kommen in's Plaudern. Hier habe ich tatsächlich das Gefühl, dass ich zu Gast bei Freunden bin. Claudia zeigt mir den perfekten Platz für mein Zelt, meine Nancy und für mich. Nahe am Waschhaus, durch eine Koniferen-Hecke etwas geschützt und, was ganz wichtig ist, ein Stellplatz für die Honda, die nicht auf der Wiese stehen kann, ohne einzusinken.
Puuuh, mir ist warm. Ich liege in meinem Zelt und schwitze meine Therm-a-Rest nass. Aber es nützt ja alles nichts, ich muss noch einmal nach Eupen zu Carrefour, um mich mit Lebensmitten einzudecken. Zum Kochen, bzw. auf eine warme Mahlzeit habe ich keine Lust und so kaufe ich - neben ca. 5 Litern Wasser und einem Liter Orangensaft - zwei Brötchen, ein paar Tomaten, ein Joghurt und etwas Käse. Und außerdem, ich bin auf Diät.
Als ich den Parkplatz des Supermarktes wieder verlasse, sehe ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen 'Woopy Snack', über den ich mal gelesen habe, dass es hier die besten belgischen Pommes geben soll. Nun, der Imbiss liegt im Schatten, aber selbst der kann mich nicht in Versuchung führen, hier einzukehren und so werde ich jedenfalls nicht heute erfahren, ob diese Kritik stimmt. Außerdem wird mein Joghurt warm ...
Nachdem ich wieder am Platz bin, hänge ich meine Motorradbekleidung zum Ausdampfen über Nancy und suche für das Joghurt, den Saft und mich ein schattiges Plätzchen. Großzügigerweise darf Özlem später den Deckel ablecken ...
Morgen ist Markt in der Eupener Oberstadt. Eigentlich möchte ich da hin. Aber im Moment bin ich nur müde und freue mich auf mein Kuschelbett in meinem Zelt, dass sich heute mal den Spaß erlaubt, sich als Sauna zu präsentieren. Ich bin versucht, das Außenzelt wieder abzubauen aber ich bin viel zu faul und schläfrig. Außerdem brauche ich mir über morgen noch keine Gedanken zu machen. Meine Güte, ist das warm ... Das Thermometer im Carrefour Market - falls es eines war - hat allerdings nur 26°C angezeigt. Aber vielleicht hat das ja auch einen Clown gefrühstückt.
Es ist fünf Uhr. In zwei Stunden gibt es Abendessen. Ich glaube, ich lege mich so lange was hin ...
Zwei Stunden später: Nun, am Ende eines ereignissreichen Tages mit Motoorad und Zelt, darf natürlich das obligatorische Entrecôte nicht fehlen. Entrecôte? ...
Was ich übrigens auch ganz klasse auf
dem Camping-Platz finde, aber erst später bemerke, ist das 'Foodsharing'. Im
Wintergarten / in der Teeküche steht eine Box, in die man seine
überflüssigen Lebensmittel legen kann, die man nicht mit nach Hause
nehmen möchte und die anderen Camper können sich nehmen, was sie
brauchen.
Camping Wesertal ist ein Platz, an dem man merkt, dass sich Gedanken gemacht wurden und werden und auch versucht wird, diese nach Möglichkeit umzusetzen. Ein Ort, zum Wohlfühlen. Wer übrigens 'Eupen' in sein Navi eingibt, der wird die 'Rue de l' invasion' nicht finden, denn die ist in Baelen-Membach.
Also, die korrekte Adresse lautet: Rue de l' invasion 68, 4837 Baelen-Membach.
In diesem Sinne, man sieht sich.
Ja sag mal. Das ist doch das Camp, wo wir zusammen waren und uns so wohlgefühlt haben. Tolles Entrecote hatten die da. Und Rotwein.
AntwortenLöschenDas mit dem Foodsharing ist klasse. Von anderen Campingplätzen kenne ich das auch mit Büchern. Klasse Idee. Beides.
Aber dass du den Woopy Snack ausgelassen hast, entschuldigen wir nur durch die Hitze. Immerhin hast du eine Verpflichtung deinen Lesern gegenüber, die kulinarischen Highlights der Fremde zu erkunden. Nun gut, du, bzw. wir werden da nicht zum letzten Mal gewesen sein. Endlich mal ein Camp, in dem auch Zeltcamper auf ihre Kosten kommen und nicht nur Weiße-Ware-Camper.
Gute Reise, Funny und Özlem...!
PS: Ich liebe das Foto vom Haupthaus, in dem die Rezeption ist. Das sieht so klasse aus.
Löschen"Nun gut, du, bzw. wir werden da nicht zum letzten Mal gewesen sein"
LöschenSpucke Hand drauf!!!
...2.Versuch: wunderbares Wetter, viele Camper und Camperinnen nutzen das Wochenende und wir kommen zu nichts. Ganz herzlichen Dank für deinen Besuch und die freundliche Schilderung von Camping Wesertal. Dein Besuch, viel zu kurz und hoffentlich das nächste Mal etwas länger und ohne Kopfweh.
AntwortenLöschenSonnige Grüße aus Ostbelgien von Birgitt & Claudia.
Salut ihr Lieben, oh ja, ich bin wild entschlossen, in Kürze noch einmal zu euch zu kommen und suche schon ein zweites Camp für einen zweiten Reise-Tag. Allerdings dürfte es schwierig werden, einen ähnlich klasse Platz zu finden. Eine echte Perle habt ihr da :-)
LöschenDieses food-sharing ist aber eine nette Angelegenheit. Das Prinzip kenne ich sonst nur mit Büchern. Wunderbar, dass es noch Campingplätze mit einem Herz für Zelter gibt.
AntwortenLöschenIch finde das Foodsharing genial und habe so etwas vor vielen Jahren in einer recht coolen Jugendherberge - Tanners Hatch - in England gesehen. Dort nannte es sich 'Common Food'. Ja, ich finde das wirklich toll, denn man hat ja eigentlich immer Lebensmittel, die man nicht mit nach Hause schleppen möchte.
LöschenDer ganze Platz wird mit Herz geführt. Du solltest mal das Waschhaus und die Spülküche sehen. Sogar am Abend noch tip top in Ordnung.
Hey Funny !
AntwortenLöschenSchöner Bericht, vielleicht kommen bald auch 2-3 Tagesreisen ? ;-)
Ich glaube, man kann sich auch mal Pommes gönnen, wenn man die nachher wieder abarbeitet - Bewegung ist wichtig - nicht nur fürs Mopped.
Özlem hat guten Einfluss auf dich, meine Meinung. Nicht jeder muss so ein Entrecotemonster sein wie die Dame Tzwänja.
Viele Grüsse, Michael
Danke schön :-)
LöschenEigentlich wollte ich ja am nächsten Tag weiter reisen, aber ich hatte tagsdrauf eine Verabredung, die ich nicht absagen wollte. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und ich suche schon nach einem Platz, der ähnlich schön ist, wie das Wesercamp und in erreichbarer Ferne liegt.
Käsebrötchen? Meine heimliche Leidenschaft :-)
Das liest sich ja wunderbar! Da möchte man gleich sofort und auf der Stelle die rote Rolle packen, das Zelt draufwerfen und auf und davon über alle Berge reiten!
AntwortenLöschenNun, du könntest auf dem Weg nach England dort Halt machen. Z. B. von Mainz über Koblenz nach Eupen und am nächsten Tag nach Calais zur Fähre :-)
LöschenOh ja, England... Das steht auch noch auf der Liste. Wann soll ich das bloß nur alles machen.
AntwortenLöschenWenn ich aber in die Gegend komme, dann muss ich auch unbedingt im Kreis Viersen einen Zwischenstop einlegen! Egal ob England oder nicht!
Aktuell trainiere ich, um mit dem Fahrrad an's Nordkapp zu fahren ... Leider es wird wohl am Ende nicht das Nordkapp werden. Aber das können wir jetzt tatsächlich noch gar nicht wissen :-)
LöschenHehe! Hier teilt jemand sich sein Entrecôte mit einer Fellmaus. Irgendwie musste ich sofort an Svenja Svendura und Pieps denken und dachte, Ihr wärt aufeinander gestoßen. Aber scheinbar gibt es noch mehr verückte Damen mit Rolle auf dem Zweirad. Ach, wie fein nun auch von Dir zu lesen. Ich bin ja neu in dem Business und frug mich immer, ob es Euch gibt. Euch, die so sind wie ich... Und nach und nach finde ich Euch! :-D
AntwortenLöschenOh, es ist tatsächlich Pieps, die sich mit Özlem und Svenja Svenjas Entrecôte teilt, bzw. teilen sollte.
LöschenNein, wir sind nicht aufeinander gestoßen, wir sind zusammen unterwegs gewesen und es gibt jede Menge von uns :-)
Ich hatte in diesem Jahr nur eine verkürzte Saison. Ende August habe ich meinen Führerschein gemacht, Mitte September bin ich nach Frankreich aufgebrochen und dann ging ja auch schon der Herbst los. Ich freue mich aber schon jetzt auf das nächste Jahr und nehme Eure Reiseberichte zum Anlass schon mal auf den Landkarten zu stöbern und von meinen neuen Abenteuern zu träumen. Svenja ist nicht weit weg von mir, daher finde ich auch ihre "Anreisen" sehr spannend - z.B. mit dem Autozug nach Wien u.ä.
LöschenZiemlich hilfreich, wenn man neu ist !!!