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Freitag, 25. September 2015

Wie alles begann

1979. Ich war gerade 16 Jahre alt geworden und hatte ein Jahr Mofapraxis hinter mir. Der Freund meiner Schwester fuhr damals eine Puch Monza und das fand ich richtig cool. Cool fand ich natürlich auch seine Puch Cobra, aber ich wollte lieber schnell fahren, sozusagen. Ergo, der Führerschein musste her. Klasse 4 für Kleinkrafträder mit 50 ccm bei unbegrenzter Geschwindigkeit. Soll heißen, die Dinger durften so schnell rasen, wie sie konnten. Meine konnte 120 km/h. Ohne Helmpflicht, wohlgemerkt. 

Wie dem auch sei, ich wollte auch und so ging ich ein paar mal zur Fahrschule und bestand die theoretische Prüfung nach einer durchgebüffelten Nacht ( inklusive Schule schwänzen) fehlerfrei und hatte den Lappen in der Tasche. Praktische Prüfung gab es damals noch nicht für Mokicks und Kleinkrafträder und mit einem Mofa durfte man fahren, wenn man das entsprechende Alter erreicht hatte. 

Tja, nun war der Führerschein da, aber noch kein Bike und so stiefelte ich mit meinem Vater zu einem Fahrradhändler, der eine gebrauchte Yamaha RD 50 feil bot und die im weiteren Verlauf einen Käufer fand. Mich! 

Es waren Sommerferien und ich war viel mit Fiona (✝), der besten Freundin meiner Schwester unterwegs. So auch am Abholtag. Sie wollte unbedingt mit kommen. Wir gingen also zu besagtem Fahrradhändler, um die Yamaha nach Hause zu holen. Dumm war jetzt nur, dass ich bis dahin noch nie mit einem Mopped gefahren war. Fiona konnte und durfte es in Ermangelung des passenden Führerscheines auch nicht und so verbrachten wir gute anderthalb Stunden auf dem Hof und versuchten, von dort weg zu kommen. Weil es ja so warm war, hatte ich keine Handschuhe an und die Kupplung - für die ich ja auch noch kein Gefühl hatte - rutschte mir ständig aus der Hand ... ääääh ... also, wenn ich sie denn mal langsam genug kommen ließ. Aber irgendwann, die Mechaniler waren längst an ihren Arbeitsplatz zurück gekehrt, - vielleicht weil jeder Tipp gegeben war, vielleicht weil es langweilig wurde, oder vielleicht auch nur, weil die Arbeit erledigt werden musste - klappte es dann. 

In Marburg gab es eine Ampel, die per Kontaktplatte funktionierte. Leider funktionierte sie nicht bei Motorrädern und die Rotphase dauerte immer genau so lange, bis von hinten ein Auto kam und das Motorrad so weit vor fuhr, dass das Auto den Kontakt auslösen konnte. Zudem war die Grünphase extrem kurz. Ok, nicht weiter schlimm, Autos kommen immer. Aber leider nicht an dieser Einmündung. Und ... genau ... die Kupplung ... usw. Es dauerte endlos, bis wir zu Hause waren. Ich war so genervt und auch entmutigt, dass ich das Moped in die Garage stellte und beschloss, nie wieder damit zu fahren. Meine Güte, war das peinlich. Fiona bestand übigens nicht darauf, noch nach Hause gebracht zu werden. Sie lief den Rest des Weges.

So, könnte man denken, das war es dann mit meiner Biker-Karriere. Aber war es nicht. Am nächsten Tag zog ich mir Handschuhe an und siehe da, es klappte. In den ersten Wochen habe ich Unmengen an Rückspiegeln gebraucht, weil mir die Yamaha relativ oft umkippte. Aber irgendwann habe ich dann welche gekauft, die aus Kuntstoff gefertigt waren und einen Umfaller verkraften konnten. 

Naja, und dann war da noch die Sache mit dem richtigen Sturz. Das war in den ersten zwei Wochen, die ich das Kleinkraftrad besaß. Ich wollte auf die Stadtautobahn fahren. Es nieselte leicht und ich rauschte die Auffahrt entlang. In der Kurve merkte ich, dass ich nicht rum komme, gab ein wenig mehr Gas und ging weiter in die Schräglage. Hier lernte ich dann ziemlich schnell, dass nasse Markierungsstreifen rutschig sind - learning by falling, sozusagen. Das Hinterrad schmierte weg und Bike samt Funny schlitterten einmal über die komplette Autobahnbreite. Das Mopped landete im Grünstreifen, Funny landete auf der Überholspur und irgend etwas blieb auf der rechten Spur liegen. Was das war, weiß ich nicht mehr. Ein Handschuh lag in der Auffahrt. Auf einem Schmierfilm rutscht man nicht nur leicht weg, man gleitet auch wunderbar darauf und so hatte ich - bis auf einen kleiner unbedeutenden Schrapper am rechten Knöchel (Turnschuhe sind eben keine Motorradstiefel) - nichts ab bekommen. Ich stand seelenruhig auf, holte meine Yamaha aus der Botanik, sammelte den Rest meiner Klamottage auf und warf einen zufälligen Blick nach hinten ... also genauer gesagt auf den Stau, der sich hinter mir gebildet hatte. In der Fahrschule hatte ich gelernt, dass es auf der Autobahn nur eine Richtung gibt und die ist nicht zurück. Also schwang ich mich auf mein Bike und fuhr gemütlich weiter. 

Die Sache mit dem LKW ist dann wohl zwei Jahre später mit der XL passiert und gehört somit nicht in dieses Posting. Aber ein paar Monate danach bin ich dann ruhiger geworden ... bzw. eine Weile nicht mehr gefahren.