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Montag, 30. September 2013

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Mitten in der Nacht, also morgens um halb fünf, holt mich eine Freundin von zu Hause ab, denn wir wollen für ein verlängertes Wochenende nach Berlin. Sie hat ein schickes Hotel ausgesucht und ich bin schon sehr gespannt. Noch im Halbschlaf setzt ich mich auf den Beifahrersitz und finde, dass es etwas später auch noch gereicht hätte, aber gut, so haben wir mehr Zeit vor Ort. 

Die Fahrt verläuft ohne Zwischenfälle. Wir fahren in Kempen auf die A40 Richtung Dortmund, wechseln auf die A3, die im weiteren Verlauf zur A2 wird, fahren über Hannover, Braunschweig, Potsdam und treffen gut gelaunt und voller Tatendrang gegen halb elf in der Hauptstadt ein. Wir betreten das Hotel und  belegen erst einmal unsere Zimmer. Meine Güte, welch ein Luxus ... außer, dass es kein kostenloses WLAN gibt ... Die Zimmer - also unsere - sind zwar klein, aber zweckmäßig und geschmackvoll eingerichtet. So kann man sich wohlfühlen. Im Bad gibt es eine Badewanne mit Duschbrause und ich bin ein wenig irritiert. Aber gut, ich bin eh ein Badefan und keine Duschmaus und so kann ich mich locker arrangieren. Aber jetzt geht es erst einmal in die Stadt und wir besichtigen alles, was unbedingt besichtigt werden muss und kommen gegen Abend zurück in's Hotel. Hier gibt es alles, was das hungrige Herz begehrt. Restaurants, Bars, Eisdiele ... sodass man eigentlich das Hotel gar nicht verlassen müsste ... wenn es nicht gegenüber ein goldenes M gäbe. Aber ich habe keine Lust mehr, auch nur einen Schritt zu laufen und so setzen wir uns in ein Italienischen Lokal. Der Ober kommt, reicht uns die Speisekarte und nimmt etwas später unsere Bestellung auf, um uns kurz darauf ein Amuse Geule, den berühmten Gruß aus der Küche, zu servieren. Er stellt ein Körbchen mit einigen Scheiben Ciabatta auf den Tsich, dazu ein Tellerchen, auf das er nach Ansage etwas Olivenöl schüttet ... bevor er eine Todsünde begehen will. Er schraubt eine zweite Flasche auf und sagt: "Und etwas Basamico". Er ist ganz Profi und lässt sich nichts anmerken, als ich völlig entsetzt "Um Gottes Willen, bloß nicht!" brülle und "Balsamico geht ja mal gar nicht!" hinterher schiebe. "Meine Güte, wie kann man nur immer alles mit diesem Zeug verhunzen?", gebe ich noch von mir, aber das hört er nicht mehr, denn er ist schon wieder auf dem Weg zum nächsten Tisch. Das Olivenöl ist richtig lecker und zum Glück habe ich mir gemerkt, welche Sorte es war. Aber klar, mal wieder "De Cecco", was sonst. 

Tja, was soll ich erzählen, der nächste Tag verlief auch recht chillig und wir verbrachten ihn eigentlich mit bummeln und shoppsen. Ich mein', wenn man schon mal in Berlin ist ... Der Samstag lag dann ganz im Zeichen des Sports, denn es war Berlin-Marathon, den wir uns nicht engehen lassen wollten und so schlenderten wir eine Weile durch das Inline-Village, wo es jede Menge zu sehen und vor allen Dingen zu riechen gab. Allerdings meine ich damit nicht die Dixies, die in großer Anzahl aufgestellt waren. Boah, es gab Waffeln und Würstchen und einfach alles und diese unglaubliche Pizza ... fingerdick mit weichem Teig ... köstlich. 

Am Nachmittag startete der Speedskating-Marathon und wir bestaunten die Sportler und den Weltrekord von Bart Swings, der für die knapp 43 Kilometer sensationelle 59 Minuten und 28 Sekunden brauchte. 

Nächstes Jahr bin ich wieder da, allerdings auf der Strecke und nicht daneben. Speedskates habe ich schon organisiert, jetzt heißt es fleißig üben und trainieren ...

Dienstag, 17. September 2013

ADAC - Fahrsicherheitstraining in Grevenbroich

Ehe mein schönes Blog zum Sushi-Blog verkommt, könnte ich noch von dieser Begebenheit erzählen:

Wir schreiben den 31 Juli 2013, ein Tag, an dem es brüllend heiß werden wird, aber das kann unsere Protagonistin noch nicht wissen ... also sie weiß es schon, denn sie hat die letzten Tage die Wetter-App in ihrem Handy mehrfach befragt, aber sie hat noch nicht umrissen, was es bedeutet. Im Moment freut sich sich nur darüber, dass der Tag trocken bleiben soll ... haha ... wenn sie wüsste, wie trocken SIE bleiben würde ... 

Morgens wache ich auf und mir ist unglaublich schlecht. Eigentlich wie immer, wenn ich den Kreis Viersen motorisiert verlassen soll. Normalerweise ist es eine leichte Übelkeit, die aber, sobald der Motor des entsprechenden Gefährts läuft, verflogen ist. Dieses Mal ist mir aber so schlecht, dass ich befürchte ... naja ... lassen wir das.

Rückblick: Im Zuge meiner Reiseplanungen beschließe ich, erst einmal ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. Ich hatte überlegt, eine geführte Tour mitzumachen und setzte mich mit einem Betreiber in Kontakt. Nach einen netten Gespräch über diverse Ziele in Italien, riet er mir zu diesem Schritt und so kam ich an das Fahrsicherheitszentrum in Grevenbroich, das größte und modernste seiner Art in NRW. Eine Mitarbeiterin des ADAC, die ich kontaktierte, empfahl mir den Intensivkurs, der einen ganzen Tag dauerte und alles beinhaltete, was man so üben kann und ich buchte den Kurs. Hätte ich allerdings die AGB's mal früher gelesen, wäre mir einiges an Stress erspart geblieben und ich hätte nicht gebucht. Auch noch verbindlich! Volle Montur ist Pflicht und ich hatte keine Motorradhose. Ich hatte keine und hatte auch noch nie eine besessen. Also, eine Motorradhose musste her ... und zwar zügig. Gut, Motobay schaffte dann schnell Abhilfe und so war diese Hürde noch rechtzeitig genommen.

Wie gesagt, ich wache am Morgen des 31.Juli auf und mir ist schlecht. Ob wir allerdings von "aufwachen" sprechen können sei dahin gestellt, denn ich hatte die ganze Nacht vor lauter Aufregung so gut wie kein Auge zugetan. Nachdem ich ausgiebig gejammert und den Tag verflucht habe, an dem ich diese Schnapsidee hatte, ziehe ich meine Montur an, packe ausreichend Proviant und Getränkeflaschen in das Handschuhfach von Nancy und fahre los. Weil der Weg über die von mir üblicherweise gewählten Landstraßen viel zu weit und zeitraubend ist, fahre ich bei leichtem Nieselregen bei Nettetal auf die A 61 zunächst in südliche Richtung ... ohne Navi ... was mir später zum Verhängnis werden sollte ... 

Gegen viertel nach acht treffe ich beim FSZ - Grevenbroich ein. Der Kurs beginnt um halb neun, ich bin die Zweite und nach und nach trudelt der Rest der zehnköpfigen Truppe ein. Die Motorräder werden in Reih und Glied abgestellt und es beginnt der theoretische Teil des Unterrichts. In loser Reihenfolge stellen sich die einzelnen Teilnehmer - unter anderem ein Radioreporter von Lokalfunk NRW, der eine Sendung zum Thema vorbereitet - auch unter Angabe des Führerschein-Erwerbsdatums vor. Als ich "1981" in den Raum nuschele, geht ein Raunen durch den Saal, aber ich hatte auch schon vorher gewusst, dass ich die Alterspräsidentin bin. Die meisten Anwesenden haben den Motorradführerschein erst seit einigen Wochen oder Monaten und wollten das Handling ihres Motorrades vertiefen. Nachdem alles geklärt und die Sicherheitsregeln erläutert sind, geht es auf die Piste, allerdings nicht ohne vorher die Reifen und deren Alter kontrolliert zu haben. Denn, so erklärt der Trainer, der Zustand und die Beschaffenheit des Reifens ist von immenser Bedeutung für die Fahrsicherheit, denn sie stellen den Kontakt zwischen Mensch un Straße her. Die Temperaturen sind zu diesem Zeitpunkt noch moderat ...

Nachdem wir in Kolonne zu unserer Basis gefahren sind, geht es erst einmal ein paar Runden um den Platz, der auch eine Kurve, ähnlich einem Kreisverkehr, der durch Bepflanzung nicht einsehbar ist, beinhaltet. Das Ding hat es echt in sich ... 

Nun werden alle zum Treffpunkt gerufen und stellen sich auf. Es werden einige Dinge erläutert und man soll üben, das Motorrad mit zwei Fingern zu halten, während man daneben steht, um dann einmal drum herum zu laufen. Ohne loszulassen, wohlgemerkt. Ufff, Nancy wiegt mit vollen Bauch ungefähr 213 Kilo und ich kann sie eigentlich kaum mit zwei Händen halten, aber so, wie der Trainer es erklärt, ist tatsächlich wenig Gewicht zu spüren und die Übung klappt ... einigermaßen. 

Weiter geht es mit Schrittgeschwindigkeit, Ausweichmanövern, Slalom fahren und immer wieder ist das Thema: Blickführung. Gegen halb eins ist dann erst einmal Schluss, die Mittagspause steht an und die letzte Übung ist echt schlauchig. Der Trainer fährt Runde um Runde vor und wir müssen hinterher fahren. Und er fährt nicht langsam. Ich bin fertig. Ich würde am liebsten heulen und will nur noch nach Hause ... und es ist mittlerweile so heiß ... ich dampfe ...

Nach der Mittagspause, die ich nicht mit den anderen beim Essen verbracht habe, sondern dösenderweise im Kursraum, ergebe ich mich in mein Schicksal und es geht weiter. Jetzt sind Gefahrenbremsungen bei Trockenheit und bei Nässe zu meistern. Hierzu flutet der Trainer den Platz mittels einer Sprinkleranlage, die in der Fahrbahn eingelassen ist und es ist echt erfrischend, da durch zu fahren. Später geht es in die "Berge" der Anlage und es werden stundenlang Kurven bergauf und bergab, links rum und rechts rum, geübt. Wie man die Kurven anzuschneiden hat und immer wieder ist das zentrale Thema die Blickführung. Es wird geübt, was zu tun ist, wenn die Kurve ausgeht und der Graben immer näher kommt, es werden die verschiedenen Sitzposition geübt, in denen man eine Kurve nehmen kann: sitzend, liegend oder "hängend". Nur Knieschlefen brauchen wir nicht, können es aber ausprobieren. Doch keiner nimmt dieses Angebot an, was aber eher an fehlenden Knieschleifer-Pads an den Hosen liegt. 

Gegen 17 Uhr ist auch dieser Teil des Trainings, welches ich nicht ganz so anstrengend fand, wie den ersten Turn, beendet und ich bin klitschenass geschwitzt. Als ich eine großen Schluck Wasser aus meiner Flasche nehme, schießt es mir direktemang wieder aus den Poren und ich sehe aus, wie frisch geduscht und nicht abgetrocknet. Meine Kleidung ist durchtränkt und ich hinterlasse beim setzen/stellen/legen Pfützen. Zum Abschluss treffen sich noch einmal alle im Gruppenraum, um ein Résumé des zurückliegenden Tages zu ziehen. Jeder soll beschreiben, wie er den Tag empfunden, was er gelernt hat und wie zufrieden er war. Ich bin allerdings so fertig, dass ich mich nur noch meinen Vorrednern anschließe, die aber alles in allem doch das gleiche sagen, was ich auch gesagt hätte. Zum Schluss wird noch ein Nachfolgekurs empfohlen, ich glaube, ich sollte Kurventraining 1 belegen, falls ich noch mal kommen möchte.

Tja, und nun der Rückweg. Wie immer habe ich den nämlich nicht so gründlich auswendig gelernt, wie den Hinweg und so gurke ich ziemlich planlos durch die Gegend. Ich verpasse Autobahnauffahrten, Abzweigungen ... aber gut, hier war ich vorher ja auch noch nie und in meinen drei Semestern Geografie kam der Rhein-Kreis-Neuss nicht vor. Da sollten wir uns eher um den Rheinknick kümmern, der aber ganz woanders ist, wenn ich mich recht erinnere.

Wie dem auch sei, ich fahre mal hier lang und mal da, immer in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis zu finden, an dem ich mich orientieren kann, als plötzlich das magische Wort "Jackerath" auf einem Schild zu lesen ist. Freudestrahlend halte ich darauf zu. Hier kenne ich mich aus, hier kenne ich jemanden: "SUDDA! Ich komme, ich ruh mich bei dir aus und falls es zu spät wird, übernachte ich bei dir!" .... Als ich kurz vor Titz bin, also da, wo die Autobahnauffahrt nach Venlo, also MEINE Autobahnauffahrt ist, fällt mir ein, dass Ferien sind und Sudda in Schweden weilt. Ok, aber hier kenne ich mich trotzdem aus und so bin in null Komma nichts zu Hause.

Meine Güte, welch ein Tag!


Mittwoch, 4. September 2013

Münsterlandtour, Teil 1

"Du musst noch die Route auf der Karte einzeichnen", mahnt Lil' Ben, obwohl er mich in knapp anderthalb Stunden zurück erwartet und insgeheim findet, dass es den Aufwand nicht lohnt.

"Ich wollte die Route eigentlich nicht einzeichnen, ich wollte nur die wichtigsten Wegpunkte in der Beschreibung pink einfärben", antworte ich, "und außerdem, ich habe ein TomTom und wenn ich Lisa Sprechverbot erteile, dann ist das auch wie nach Karte fahren."

"Aber guck mal", sagt Lil' Ben, "als wir in's Sauerland gefahren sind, da hat das doch auch mit Karte und ohne Navi geklappt, obwohl ich vorher noch nie eine in der Hand hatte und ich habe uns trotzdem gut nach Hause gebracht."

"Naja, du hast ja auch keine drei Semester Geographie studiert, deshalb bist du noch unbelastet", seufze ich und nehme die Wegbeschreibung, die der Drucker ausgespuckt hat, in die Hand ...

Uuupsi, Rückweg vergessen.

Ich lasse den Motor an und schwinge mich semi-elegant auf Nancy, denn jetzt beginnt meine Minitour in's Münsterland. Ich werde am Haddorfer See campen, am nächsten Tag nach Detmold fahren und dort in der Jugendherberge übernachten, denn auch das muss für meine große Tour, wohin auch immer die gehen wird, geübt werden. Am Freitag geht es wieder Richtung Heimat, wobei ich wahrscheinlich über Bochum fahren und dort eine Currywurst essen werde. Wir erinnern uns: Zu den 21 Dingen, die ein Nordrheinwestfale, ok ok, ich habe hessischem Migrationshintergrund, einmal gemacht haben muss, gehört u. a., in Bochum eben jene Wurst zu verspeisen ... und in Detmold das Hermannsdenkmal anzuschauen, was dann immerhin zwei auf einen Streich wären. Wir reden hier wohl nur und ausschließlich von "anschauen" und nicht davon, die Mörderstufen hinauf zu kraxeln ... und schon gleich gar nicht in Motorradstiefeln und kompletter Montur ... Außerdem kostet es unerhörte 3 Euronen Eintritt ... Halsabschneider, dieser Cherusker, und das Parken kostet extra.

Aber wie dem auch sei, die zweiten Hälfte der Woche soll es noch einmal richtig sommerlich warm werden und so starte ich vormittags gegen 10:00 Uhr, 11:00 Uhr ... 20 vor 12 bei ungefähren 24°C nach Nordosten, also gesetzt den Fall, dass ich die Karte richtig rum gehalten habe. Denn irgendwie finde ich es schon merkwürdig, dass eine Stadt namens Südlohn auf meiner Route liegt, wenn ich doch eigentlich nach Nordosten möchte. Vielleicht sollte ich die Karte doch lieber andersrum in das Kartenfach stecken ... Nur hätte ich das mal lieber nicht gedacht, oder mir wenigsten dreimal über die rechte Schulter gespuckt ...


Um es kurz zu machen, der Tag stand unter keinem guten Reise-Stern. Irgendwie passte nichts. Das Wasser in der Dusche wurde nicht richtig warm, ein Häkchen meines BH's war verbogen und bohrte sich unangenehm in meinen Rücken, in meiner rechten Socke war ein Steinchen und außerdem war mir so überhaupt nicht schlecht, wie das sonst immer der Fall ist, wenn ich das Kreisgebiet verlassen will ... Aber gut, da ahnte ich noch nichts vom weiteren Verlauf und fuhr wenig später voller Tatendrang und Reiselust mit leicht verspannter Schultermuskulatur, ich hatte beim Umbeladen von Nancy wohl eine falsche Bewegung gemacht, los.

Nach 5 Kilometern stellte ich fest, dass mein Helm kaputt ist. Das Visier ließ sich nicht mehr richtig schließen, weil an einem der Scharniere eine Nase abgebrochen war, was ich noch nicht bemerkt hatte. Gut, ich fahre zwar gerne offen, aber bei zweieinhalb Stunden reiner Fahrtzeit finde ich das dann auch nicht mehr so klasse. Nach einigen weiteren Kilometern fiel mir auf, dass ich sowohl Ersatz- als auch Hausschlüssel vergessen hatte und ohne wollte ich nicht weiterfahren, denn ich wusste ja nicht, ob jemand da ist, der mich rein lassen kann, wenn ich wieder heimkomme und vielleicht dringend zur Toilette muss und so drehte ich auf halber Strecke um.

Zu Hause angekommen war es aber schon so spät, dass ich nach einigen Zeitrechnungen beschloss, Nancy beladen und bepackt, wie sie war, in die Garage zu stellen und getreu dem Motto "Trail and trial and fun and error" auf eine neue Gelegenheit zu warten.

"Du kommst einfach nicht von zu Hause weg", sagt der Gatte, als ich ihn auf der Arbeit anrufe, um zu verkünden, dass ich zum Abendessen da sei und schiebt lachend "Ich brauche mir wenigstens keine Sorgen zu machen, dass du mir wegläufst." hinterher. "Pöööh, wenn ich weglaufen würde, bräuchte ich ja keinen Hausschlüssel ... wenigstens nicht von diesem Haus", gebe ich noch zu bedenken, bevor ich mich gierig über meinen Reiseproviant hermache.