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Dienstag, 26. Januar 2016

Gestatten: Drehnate van Voren

Ebenso hartnäckig wie hingebungsvoll klebt mein Körper seit Tagen am Sofa und selbst der Weg zum 2 Meter entfernten Getränkekühlschrank ist mir zu weit. Hatte ich schon erwähnt, dass Sport nicht mein Hobby ist, was per Definitionem "... eine Tätigkeit, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt, die dem eigenen Lustgewinn oder der Entspannung dient und zum eigenen Selbstbild beiträgt." (Quelle: Wikipedia) Also "Hobby", Lustgewinn und so. 

Wie dem auch sei, mein Körper fängt an unruhig zu werden und so beschließe ich, mich mal wieder sportlich zu betätigen. Morgen. Vorsichtshalber gehe ich abends mit Sportklamottage in's Bett, nicht, dass mir wieder irgendeine Ausrede in den Sinn kommt und mein Vorhaben boykottiert. Ok, es dauerd dann noch bis zum nächsten Mittag, ehe ich mich endlich aufraffen kann ... 

Ich möchte nach Wachtendonk fahren. Das ist nicht so weit und es soll ein schöner Ort sein, den ich im weitesten Sinne zu den Nachbardörfern zähle. Die Fahrradgruppe aus meinem "Rentner-Verein" fährt regelmäßig dort hin und kehrt irgendwo ein und da ich in Bälde Biker-Besuch bekomme, wird es Zeit, mal zu erkunden, wo man hingehen, bzw. hinradeln könnte. 

Das Radwegenetz am Niederrhein ist gut ausgebaut und auch ordentlich beschildert. Also so ordentlich, dass ich schon im Dorf nicht so recht weiß, wo genau es lang geht und es nur meiner Ortskundigkeit zu verdanken ist, dass ich nicht vom rechten Weg abkomme, sozusagen. Unterwegs wird es mir noch öfter passieren, dass ich den Weg verliere und letztendlich nicht in Wachtendonk, sondern in den Niederlanden auskomme und ich das eine oder andere Mal grummelnd feststelle, dass eine Zusatzausbildung im Fährtenlesen nicht unangebracht wäre. 

Wie dem auch sei, ich radel bei herrlichstem Winter... ääääh ... bei frühlingshaftem Wetter mit meinem Sturmfalken Travis los. Durch's Dorf, am Eisstadion vorbei in Richtung der "Blauen Lagune", einer im Sommer gut besuchten Freizeitanlage, die eigentlich mal ein Baggerloch war und dem Ruf des Kommerzes gefolgt ist. So, und hier passiert es schon wieder. Ich stehe mitten in der Pampa und keine Beschilderung, wie es weiter geht. Geradeaus geht es in einen Wald mit unbefestigtem Boden, links geht es in eine Richtung, die, wie ich vermute, mich wieder zurück führen wird, also schlage ich den Weg nach rechts ein. Das erscheint mir sinnvoll, denn ich möchte ja dorthin - also irgendwie. 

Es geht leicht bergauf und ich hoffe, dass ich mich hier nicht umsonst schinde. Okeeeh, so schlimm ist es nicht und als mich ein Moutain-Biker überholt, gebe ich Stoff und halte mit ... also in angemessenem Abstand. Aber was ist das? Schon wieder gabelkreuzt sich der Weg und es gibt keinerlei Hinweise darauf, wo es längs geht. Eben bin ich rechts gefahren, also fahre ich jetzt links rum - das ist ausgleichende Gerechtigkeit - und lande auf der Bundestraße. Auf einem Straßenschild lese ich, dass es dort hier hin geht und da dorthin und so entscheide ich kurz entschlossen, dass, wo ich nun mal schon fast in Herongen bin, ich auch in die Niederlande fahren kann. Damit wäre immerhin ein Punkt auf meiner Löffeliste abgehakt, der besagt, dass ich mit dem Fahrrad in's Ausland fahren möchte, bevor ich selbigen abgebe, sozusagen. Also den Löffel. Gut, ich dachte, als ich dereinst die Liste erstellt hatte, natürlich nicht an das 20 km entfernte Holland, sondern an Nord- oder Südeuropa, wohin auch immer, Hauptsache weit. Aber gut, wenn ich schon mal hier bin ... 

Der Radweg in Herongen ist in solch einem schlechten Zustand, dass es schon fast unverschämt ist und so wechsele ich auf die Straße, was nicht nur reifen- sondern sich zudem auch noch als rückenschonender erweist. Es geht bergab. Topographisch. Ich verlasse Herongen und freue mich, dass es heute gar nicht windet, was sich als zu früh gefreut heraus stellt, denn schon nimmt meine Freundin 'Drehnate' ihre Tätigkeit auf und pustet ... natürlich von vorne. Misto! Aber ist bestimmt schon eine Meeresbrise.

Bald passiere ich ein Schild, auf dem mir versprochen wird, dass es nur noch 1000 Meter bis in die Niederlande sind und ich trete wohlgemut in die Pedale. Den Grenzübertritt kann ich später fotografieren, denn da steht ein 'richtiges' Schild. Naja, denkste! Steht nicht mehr da, dafür muss dann eben das Ortsschild von Venlo herhalten. 


Mission geglückt, ich kann zurück radeln. Allerdings staune ich nicht schlecht, als ich vor der Brücke, die die Autobahn überquert, ein Schild entdecke, dass es Radfahrern verbietet, über diese Brücke, über die ich eben aus der anderen Richtung und völlig legal gekommen bin, zu fahren. Ein kleines Schild weist aber dem gesetzestreuen Radler, dass es für eben jene rechts nach Deutschland geht. Irgendwie erinnert es mich an die Bilder aus dem Fernsehen, auf denen an Jägerzäunen befestigte Schilder den Flüchtlingen den Weg nach Germany wiesen, nur dass es sich hier um 'echte' Schilder handelt und nicht um handbepinselte Pappe. 

Wie dem auch sei, ich schlage diesen Weg ein und fahre ein Stück an der Autobahn entlang, bis ich wieder zu einer Abzweigung komme, die, ... genau, ... nicht beschildert ist. Wieder ist rechts dran und so fahre ich den 'Napoleonsweg' entlang, bis ich tatsächlich zu Wegweisern komme. Dumm ist jetzt nur, dass ich nicht weiß, wo genau ich hin muss. "Nicht nach Herongen, denn da komme ich ja irgendwie her", denke ich und frage eine Passantin. Ok, Kaldenkirchen scheint mir gut zu sein und so fahre ich weiter. Immer an der Bundesstraße entlang. Die Sonne strahlt vom Himmel und so genau weiß ich eigentlich auch gar nicht, wo ich bin. Wegweiser, für Autos wohlgemerkt, denn Hinweise auf Radwege gibt es weit und breit keine, abzulesen macht keinen Sinn, denn ich bin so geblendet, dass ich nichts erkennen kann. Aber irgdenwann komme ich in eine Gegend, die ich (er)kenne. Jetzt ist es nicht mehr weit. Schlappe 10 Kilometer bis nach Hause, schätze ich mal. Nur, ich habe Kohldampf! In Venlo wehte mir köstlicher Pommes-Geruch in die Nase, aber ich blieb standhaft und wollte lieber in der nächsten Orstschaft ein belegtes Brötchen beim Bäcker kaufen. Leider kam keine Ortschaft und auch kein Bäcker. 

"Bald, bald bin ich zu Hause", tröste ich mich und ziehe meiner Wege. Irgendwann kam aber doch ein Ort in Sicht. Hinsbeck, ein Nachbarort und ich steuere den EDEKA-Laden an, in dem es auch eine Backtheke gibt. Juchhu, Futter! Ok, es gab noch zwei Brötchen mit Spiegelei und eines mit Frikadelle, was mir beides nicht unbedingt einen frenetischen Freudentaumel entlocken konnte. Allerdings versteckte sich noch ein Müslibrötchen mit Käse in der Auslage und ich übersah mal gnädig, dass es sich um Käse mit Löchern handelte. Ich mag ja gerne Käse, aber leider keinen Löcherigen, doch erschien es mir hier das kleinere Übel zu sein. Tja, was soll ich sagen, lecker war es. 


Als das halbe Brötchen vertilgt war, mehr habe ich nicht geschafft, schwang ich mich wieder auf Travis. Nun galt es, den Berg, der mich von meinem zu Hause trennt, zu bezwingen, was ich aber gut geschafft habe. In Schlenkerlinien zwar, aber egal. Oben ist oben! Schöner wäre es ja gewesen, den vermutlich wunderbaren Radweg durch die Felder zu nehmen, aber auch hier gab es wieder keinen Hinweis, wo man lang muss, beziehungsweise wo der 'Einstieg' ist. Oben auf der Bergkuppe gab es dann wieder Beschilderung, die für mich aber ohne Belang war. Ich kenne die Strecke. Der Radweg führt neben der Landstraße entlang. In fünf Minuten bin ich, nach einem zweieinhalb stündigem Ausflug völlig erledigt, wieder daheim. 

Ich schäle mein restliches Brötchen aus der Tüte, nehme eine Flasche Cola aus dem Kühli und pflanze mich gemütlich auf's Sofa. Hatte ich schon erwähnt, dass Sport nicht unbedingt mein Hobby ist?

Freitag, 15. Januar 2016

Knackige 5° Celsius ... die Straßen sind frei

Irgendwie habe ich heute Bock auf Bock und Blog, sozusagen. Das Wetter ist herrlich bei knackigen 5° C - über Null, wohlgemerkt. "5 Grad? Lächerlich", denke ich und gewande mich in meine Klamottage. Jeans mit langer Unterhose drunter reicht, die Sommerhandschuhe ... Mist! Die fallen mir von den Händen. Viel zu groß, obwohl sie nur Größe "S" sind. Gibt es eigentlich noch kleinere? Egal, ich habe noch neue, gefütterte Handschuhe, die recht eng und steif sind und zerre sie über die Jackenärmel. Meine Güte, was ein Akt. Ich bin versucht, den linken Handschuh wieder auszuziehen, damit ich den rechten über die Jacke kriege, aber im letzten Moment fällt mir ein ... nun ja ... und ich zerre weiter. 

Puuuuh, endlich ist es geschafft und ich lasse Nancy an. Der Motor erwacht mit einem satten, wohligen Brummen, ich steige auf und streiche noch schnell eine vorwitzige Locke unter den Helm, ehe es los geht. Ein konkretes Ziel habe ich nicht und so fahre ich einfach dahin. Das habe ich bei meinen Radtouren gelernt. Einfach fahren und gucken, wo man auskommt. Der Weg ist das Ziel, wie man so schön sagt. Meine Güte, ist das kalt. Allerdings nur am Hinterkopf, wo der Fahrtwind unter den Helm kriecht. In der nächsten Parkbucht halte ich an und durchwühle das Handschuhfach, in dessen Tiefen ich eine Sturmhaube habe, die ich fluxx überziehe. Bei der Gelegenheit verstaue ich noch meine Brille, denn es ist oberätzend, dass das Ding dauernd beschlägt und man nichts sieht. Weiter geht es ... Allerdings nur eine kleine Runde. Schön war's, das ist genau mein Wetter. Aber diese Handschuhe, so unglaublich ungeschmeidig ... ich brauche dringend neue.