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Montag, 30. November 2015

Ein Leben in 30 Minuten

Meine Güte, Rad fahren ist unglaublich kommunikativ und so erzählte mir der einzige Mensch, den ich nach dem Weg gefragt habe, sein Leben in 30 Minuten. Ok, wir hätten es in 10 Minuten abhandeln können, hätte er mir nicht alles drei mal erzählt - inklusive, dass er keine Zähne mehr hat - in Ton und Bild!

Ich habe Lust Fahrrad zu fahren und so steige ich bei 30% Regenwahrscheinlichkeit auf meinen Drahtesel und fahre los. Zunächst einmal auf der Nordkanalroute, die man daran erkennt, dass ein bläulicher Streifen einseitig den Fahrbahnrand markiert und auf der ab und zu eine rot-weiß gestreifte Stele steht.


Nach 10 Minuten holen mich die restlichen 70 % Regenwahrschinlichkeit ein und ich ziehe meine Regenhose an. Obenrum bin ich schon wasserdicht bekleidet. Ich folge dem 'Nordkanal-Streifen' und biege irgendwann von der Landstraße in's Feld ab, sozusagen, aber immer der Linie nach, die manchmal die Straßenseite wechselt. Die Strecke ist zudem gut ausgeschildert. Schön ist es hier, idyllisch und nass ...

Plötzlich endet der asphaltierte Weg und ich muss in einem Waldgebiet weiterfahren. Die bläuliche Linie ist nicht mehr auf dem Waldboden aufgemalt, dafür stehen alle paar Meter türkise Pöller in der Landschaft und markieren die Route. Der Weg ist Shice. Uneben, schlammig, voller Reisig und Pfützen. Außerdem geht es bergauf. Ich bin immer wieder überrascht, wie hügelig der platte Niederhein ist. Aber irgendwann ist jede Anhöhe gemeistert und es geht bergab. Also dass, was man hierzulande eben so 'bergab' nennt. Blöd ist jetzt allerdings, dass der Weg so glitschig ist und ich leider auf 18 km/h abbremsen muss. 

Nach einer Weile treffe ich wieder auf befestigten Untergrund in Form einer Landstraße. Ich habe die Wahl in die Niederlande zu radeln, nach Nettetal - also grobe Richtung Heimat - oder zum Krickenbecker See. Zunächst entscheide ich mich für Holland (und damit auch für Pommes), kehre aber kurz vor der Grenze um, weil Runtastic mitläuft und ich keine Lust auf eine Kostenexplosion durch unbedacht eingesetztes Datenvolumen habe. Aber gut, Krickenbecker Seen sind auch ok und nachdem ich einige Beweisfotos geschossen habe, mache ich mich auf dem Heim(um)weg. 

Naja, und da begegnet mir dieser Mann am Wegesrand. Er putzt den Bürgersteig vor seinem Haus und ich mache den Fehler, ihn nach dem Weg zu fragen. Jetzt weiß ich, wo er gearbeitet hat, warum er ein fast abbes Bein hat, dass dafür aber die Versicherung seit unendlich vielen Jahren, welche Summe auch immer - das variiert im Laufe der Wiederholungen - monatlich zahlt, dass er sowohl ein Haus, als auch eine Wohnung besitzt, dafür aber keine Zähne, dass er Karate-Meister ist, wie man Schläge am besten ansetzt, ohne sich selber zu verletzen, dass seine Frau die Beste ist und dass ich, sollte ich überfallen werden, gerne zu ihm kommen könne, um Schutz zu suchen. Heee, geht's noch? Ich trege Helm. Wenn mich ein Meuchelmörder vom Rad zieht, bekomme ich nur eventuell Kopfschmerzen, aber wenn ich mir das hier noch lange, freundlich lächelnd anhöre und an gegebener Stelle in Ah's und Oh's ausbreche - mein Vater pflegte hie und da ein 'hoch interessant' von sich zu geben - bekomme ich garantiert Kopfschmerzen. Ich verabschiede mich - drei mal - und fahre weiter. 

Tja, was soll ich sagen, der Stopp war nutzlos - also außer, dass ich jetzt jede Menge zu schreiben habe - obwohl ich eigentlich in's Fitti will -, denn der Weg, den mir der Einheimische wies, erwies sich als ... nun, sagen wir mal: 'semi' und so radelte ich paralell zu der eben befahrenen Straße, wieder zurück. Aber gut, alle Wege scheinen nach Nettetal zu führen ... wenigstens von da aus, wo ich gerade war. 

Ein kleiner Zwischenstopp beim Fahrradhändler. Der Schaltweg, um auf das große Kettenblatt zu wechsel ist ein wenig lang und so fragte ich, ob man das ändern kann. Konnte man, jetzt klappt es besser. Naja, und bei der Gelegenheit habe ich nach einem noch schnelleren Fahrrad gefragt. Jetzt heißt es sparen.

Freitag, 27. November 2015

Herausforderungen

Früher habe ich immer gesagt, "Bloß nicht zu schnell abnehmen (und wenn es nicht klappt, ist das auch nicht so schlimm), denn dann ist meine Lebensaufgabe beendet", und so ist es auch irgendwie. Ergo, ich brauche eine neue Herausforderung und so brachte mich meine Freundin Sudda auf die Idee, mit der Fahrrad an's Nordkapp zu fahren. Okeeeeeh, sie kam auf die Idee, dass ich mit meinem Roller eine Marathon-Distanz erledigen könnte ... woraus ich direkt eine Reise an's Meer machte ... was kurz darauf von mir - in Ermangelung eines geeigneten, nicht überlaufenem Badeortes an der niederländischen Küste - in eine Tour zum Nordkapp abgewandelt wurde. Das hat Style!

So weit, so gut. Der Plan sieht vor, dass ich zunächst einmal ordentlich Kilometer auf dem Fahrrad absolvieren muss ... also nachdem ich diverse Literatur gelesen habe ... um dann vielleicht übernächstes Jahr zu starten. Ich trainiere fleißig. Auf dem Fahrrad oder auf dem Ergometer im Fitnessstudio ... und wenn ich so richtig keine Lust habe, das Haus zu verlassen, steht ein Hometrainer im Wohnzimmer vor dem Fernseher. 

Eine Route steht noch nicht fest und es ist auch noch nicht klar, wo ich überhaupt starten werde. Kiel, klar, aber ich habe mich noch nicht festgelegt, ob es Oslo oder Göteborg wird. Aber macht ja auch eigentlich nichts, die Fähren liegen nebeneinander. Mal gucken, wo ein Plätzchen für mich frei ist ... also wenn es soweit ist ... und vielleicht wird das Ziel ja auch ein ganz anderes. Wer weiß das schon bei Funny.


Mein Fortschrittsanzeiger geht allerdings von Göteborg aus - aber nur, weil ich diese Karte grad zur Hand hatte, die nun an der Wand klebt und von Zeit zu Zeit gefüttert wird, sozusagen. Im Moment bin ich kurz hinter Kopparberg ... äääh ... wäre ich kurz hinter Kopparberg - fehlen also nur noch schlappe 2000 Kilometer.

Dienstag, 24. November 2015

Wunderliche Dinge geschehen.

Naja, und das muss ich natürlich direkt in die Welt hinaus posaunen, so begeistert bin ich. Ich habe Handknochen. Fühl- und sichtbare Handknochen. Wie Spinnenbeine. Und weil ich grad so begeistert bin, habe ich auch direkt mal versucht, mit Daumen und Zeigefinger um mein Handgelenk zu greifen. Und? GEHT!!! 

Also fast. Aber ich habe echt kleine Hände - grad mal Größe S - und demzufolge auch relativ kurze Finger. Da setzt die Bedeutung "eine Handvoll" gleich ganz andere - minimalistischere - Maßstäbe. Trotzdem bin ich begeistert. Das Leben kann so schön sein. So mit 40 Kilo weniger auf der Waage. 

Ach so: Juchhuuuu ...

Donnerstag, 19. November 2015

Funny steigt um

Mittlerweile habe ich meine Leidenschaft für das Fahrradfahren entdeckt und so verbringe ich viel Zeit im Sattel. Sei es, um zielgerichtet irgendwo hin zu kommen oder einfach nur, um spazieren zu fahren. Mein momentanes sportliches Ziel ist es, in einem Jahr 10.000 km auf dem Rad zurück zu legen. 280 davon habe ich in den letzten zwei Wochen schon geschafft. Ok, ist jetzt noch nicht so die Menge, aber ich finde, dass es doch schon ganz ordentlich ist. Dumm ist jetzt natürlich, dass mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, aber das werde ich auf diversen Deutschlandtouren wieder aufholen. Dabei darf ich mich dann aber nicht davon verleiten lassen, auf dem Rheinradweg ab Köln einfach mit dem Schiff bis Mainz zu reisen, denn sonst kriege ich die Kilometer nie zusammen. Vielleicht sieht man sich ja mal. Ach ja, darf ich vorstellen: My Kogamiyata Traveller, genannt 'Travis' - eine wahre Rennmaschine, mit der ich locker auf eine Geschwindigkeit von 30 km/h komme.