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Samstag, 31. Dezember 2016

Behind the handlebars

In diesem ausklingenden Jahr bin ich ungefähr 5000 Kilometer mit dem Rad gefahren, was ja schon ganz beachtlich ist und sich bis 2017 wegen der Kürze der Zeit vermutlich auch nicht mehr ändern wird. Allerdings muss ich sagen, dass ich die Hälfte der Kilometer auf einem richtigen Drahtesel abgeleistet habe und die andere Hälfte auf einem Standbike. Im Fitti, zu Hause vor dem Fernseher ... 

Wie dem auch sei, in diesem, kommenden Jahr, also 2017 möchte ich das Freilandradeln toppen und so viele Kilometer wie möglich mit dem Rad zurück legen. Dafür bleibt das Auto stehen und Nancy, naja ... die gibt es ja nicht mehr. Blöd ist jetzt allerdings, dass ausgerechnet jetzt der Frost Einzug am Niederrhein hält. Aber gut, keine Ausreden mehr. 

Keine Ausreden mehr außerdem aus folgendem Grund: Ich habe eine coole App - Radbonus - gefunden, da wird das Radeln belohnt. Es gibt immer wieder zu schaffende Challenges, für die man nach erfolgreicher Erledigung u. a. an Gewinnspielen teilnehmen kann oder in diversen Online-Shops Rabatte bekommt.

Für die erste anstehende Challenge, - man kann einen stylischen Hoodie gewinnen - die morgen beginnt, muss man bis zum 28. Februar 150 Kilometer dokumentiert haben und für 1000 Kilometer bis zum 1. Mai ist eine Fahrraddiebstahlsicherung von den Fahrradjägern in der Verlosung. Ich werde wohl das Gefühl nicht los, dass das Kilometerabsolvieren der einfachere Part ist. Ach ja, das hätte ich ja fast vergessen: Man braucht kein aktives Internet, um die App mitlaufen zu lassen. 

In diesem Sinne, ein erfolgreiches 2017 allerseits.

Montag, 26. Dezember 2016

Ein Junge und sein Urgroßvater

Als verantwortungsbewusste und liebevolle Mutter erzähle ich Lil' Ben seit Jahren die Geschichte seiner Herkunft. Immerhin muss ein Kind wissen, wo seine Wurzeln liegen und die sind in seinem Fall, so erzählte ich ihm zu jeder sich bietenden Gelegenheit, zu Füßen des Big Ben, wo ich ihn in einer stürmischen Nacht gefunden und blöderweise Mitleid gehabt hätte. Dumm ist jetzt nur, dass ein weiteres Foto meines Großvaters aufgetaucht ist ... 😂

Samstag, 24. Dezember 2016

Hohoho ...

✨👼✨ Von drauß' vom Walde komm' ich her ... Frohe Weihnachten ... ✨👼✨

Montag, 28. November 2016

Rückblick - Voll fett, Mann!

Im Winter muss man von seinen Erinnerungen zehren ... Neulich, an der Mosel:

Mittwoch, 2. November 2016

Die Ente ist ein Schnabeltier

Nancy ist Totalschaden und ich warte eigentlich nur noch auf das Geld der gegnerischen Versicherung. In der Restwertbörse hat sich ein Interessent gefunden, also alles in allem läuft es. Dumm ist jetzt nur, dass das Wetter schön ist ich ich so vor mich hin zappele. Also bin ich zu Honda spaziert und habe mir das eine oder andere Modell angesehen und bin auch Probe gefahren.


Die CB 500 F gefällt mir richtig gut und ist - auch ohne Umbauten - wie für mich geschneidert Klein, wendig, schnell ... was will das kleine Herzchen mehr. Also außer vielleicht die CB 500 X, also die Adventure-Version und wie es der Zufall so eingerichtet hat, wurde für den nächsten Tag ein Kunde erwartet, der sich Koffer an die X bauen lassen wollte. Nun, und so konnte ich mir dieses Motorrad auch noch ansehen und wenigstens Probe sitzen, denn vorrätig ist sie nicht.


Tja, was also tun. Eine von den beiden wird es. Die F ist passend für mich und meine Größe, es müsste nichts mehr geändert werden, aber die X ist schon die vernünftigere Wahl. Das Ding ist allerdings, dass sie tiefer gelegt werden müsste und ich die Farbe so überhaupt nicht mag. Und außerdem ist Vernünftig wie tot, nur früher und für Vernunft bin ich zu jung.

Wie dem auch sei, ich zappele immer noch und überlege und hirne, was zu tun ist, als mir einfällt, dass Gustav, die Gummi-Ente ungenutzt in der Garage rum steht. Aber mal ehrlich, die Ente ist mir unsympathisch. Also war sie auf jeden Fall, als ich seinerzeit mal kurz damit gefahren bin. Sehr kurz. Nun gut, aber ich könnte doch mal ... und das Wetter ist so fein ... und in der Not frisst der Teufel Fliegen ... also wurde Lil' Ben her zitiert, für den Fall der Fälle, dass sie mir umkippt oder sich ein sonstiges Ungemacht einstellt. Nein, die Ente ist zu hoch. Aber halt, wir hatten doch noch eine abgepolsterte Sitzbank, die nun fluchs montiert wurde und siehe da, passt. Naja, und so haben sich die Besitzverhältnisse der Ente mal eben schnell geändert ... Ein schönes Teil mit ein paar Marotten, aber an die werde ich mich im Laufe der Kilometer gewöhnen. Also, ich bin dann mal unterwegs ...

Dienstag, 4. Oktober 2016

Honda trifft Honda

Nun trug es sich zu, dass Lil' Ben am gestrigen Feiertag mit Nancy in Holland unterwegs war. Dumm war jetzt allerdings, dass er nicht alleine auf der Autobahn weilte, sondern jede Menge anderer Shopper, Urlauber, Rückkehrer, what ever auch und er ein paar Meter vor der deutschen Grenze in einen langen Stau geriet. Er schaltete die Warnblinkanlage an und fuhr langsam zwischen den stehenden Autos durch, was in Holland erlaubt ist, als sich ihm plötzlich eine Stauspringerin in den Weg stellte. Lil' Ben touchierte den Honda der Dame und ... nun, was soll ich sagen, setzte seine Fahrt fliegenderweise erst einmal ohne Motorrad fort. Ihm ist außer einer geprellten Schulter zum Glück nichts passiert, aber Nancy ist ziemlich ramponiert. 

Die Bremse hängt, Lenker krumm, Rückspiegel und Blinker kaputt, Sturzpad abgebrochen, Fußrasten abgebrochen, Helmfach gerissen, Frontscheibe, Lenkergewicht, Kupplungshebel, Sitze und Haltegriff zerkratzt. Das war nur die linke Seite. Rechts ist das Sturzpad beschädigt, der Bremshebel eingedrückt und der Auspuff zerkratzt. Jetzt bin ich mal gespannt. Aber alles in allem hatte er ein schönes Wochenende. 

Freitag, 23. September 2016

Dienstag, 20. September 2016

Wies'n Cookies

Baken und Biken, dass sind meine Leidenschaften - kochen ist eher beruflich - und daher habe ich heute mal wieder den Knethaken geschwungen und Weißwurst-Tartelettes gebacken. Aber geht natürlich auch mit Tofu-Würstchen.

Aus 200 g Mehl
100 g weicher Butter
7 g Salz 
und 1 EL kaltem Wasser 

wird ein Mürbeteig geknetet, den man in Klarsichtfolie eingeschlagen für eine Stunde im Kühlschrank ruhen lässt. Nach Ablauf der Zeit rollt man den Teig dünn aus und kleidet die eingefettete Tartelette-Förmchen - je nach Größe vielleicht 4 - 5 an der Zahl - damit aus. Den Boden mit einer Gabel ein paar mal einstechen und bei 200°C für 15 Minuten bei Ober-/Unterhitze und mittlerer Schiene backen. Eigentlich soll man ja 'blindbacken', aber ich habe keine Lust auf die Backpapier-Zuschneiderei und die Erbsenverteilung und außerdem geht es ja auch so ... also meistens.

Die Weißwürste - Leftovers vom Vortag - in der Zwischenzeit pellen und in mitteldicke Scheiben schneiden - andere Würstchen entsprechend der Anleitung garen - und fächerartig auf den gebackenen Tartelettes verteilen.

Aus 2 Eiern 
und 1/2 Becher saurer Sahne 

einen Guss anrühren und mit Salz und Pfeffer moderat würzen. Diesen Guss von der Mitte nach außen auf der Wurst verteilen und die Tartelettes bei vorgeheizten 200°C Ober-/Unterhitze auf der mittleren Schiene in 25 Minuten backen. Dazu passt natürlich ein frischer Salat mit einem leichten Essig-Öl-Dressing, aber ist ja eh klar.

Samstag, 17. September 2016

Habe Akku leer

Die spannende Frage, die sich mir stellt, ist, wie weit ich mit Tante Helga komme und so ziehe ich gnadenlos meine Runden, bis der Akku leer ist. So der Plan. Und so fahre ich und radle ich und cruise ich durch die Gegend. Tante Helga ist ganz schön schnittig und das Radeln geht leicht von der Hand, bzw. vom Fuß und ich fahre und radle und cruise ... 57 Kilometer weit und dann hört der Motor auf zu surren und Tante Helga ist gar nicht mehr so geschmeidig. Der Motor geht wohl nicht plötzlich und ohne Vorwarnung aus, denn das Display blinkt seit 15 Kilometern wie ein Nokia auf Speed und so bin ich zwar vorbereitet, dass es dem Ende zugeht, aber als es dann tatsächlich so weit ist, bin ich doch überrascht. Wo ich vorher mit knapp 20 km/h entlang geschwebt bin, komme ich jetzt mal gerade auf 11 km/h, obwohl ich sagen muss, so richtig anstrengend ist es ohne Motor auch wieder nicht. Wie ein altes Hollandrad eben. Aber gut, werfen wir einen Blick auf die alte Dame ... hüstel ...

Wie dem auch sei, Akku leer ist kein Problem, denn es gibt flächendeckend ... ääääh ... also wenigstens bei uns im Dorf, Stromtankstellen, an denen man sich kostenlos bedienen kann ... sofern man 5 Euro zur Hand hat, um sich in den umliegenden Geschäften oder Gastronomien den Schlüssel zum Kasten gegen Pfand auszuleihen. Hilfreich ist es auch, wenn man ein Buch dabei hat, denn es dauert eine kleineWeile, bis der Akku komplett geladen ist. Aber auch das wäre kein Problem, denn der örtliche Buchhändler ist vis-a-vis angesiedelt. Hübsch wäre jetzt noch eine Bank, auf der man sich gemütlich niederlassen kann - das Spiralen-Eichhörnchen-Hüpfe-Schaukel-Dingens ist ein wenig unbequem und man verrutscht gerne mal in der Zeile. Vielleicht ist es aber auch Kalkül, denn es gibt genügend Eisdielen in Sichtweite und wer kein Buch lesen möchte, kann sich bei Lottototto eine Zeitung besorgen. Puuuuuh, das Leben ist teuer ... aber wenigstens gibt es den Strom hier umsonst. Außer abends, da haben die Läden zu und somit gibt es keinen Schlüssel, auch nicht gegen Pfand.

Donnerstag, 15. September 2016

Der Winter naht

... und so stellt sich die Frage, welches Fahrrad in auf versalzenen Straßen oder nicht geräumten Radwegen versauen werde. Die Gelegenheit ein eBike zu kaufen, ergab sich dieser Tage in meinem Rentner-Club. Eine Dame warf so in den Raum, dass sie nicht mehr Fahrrad fahren will und ihr Bike verkauft. Ok, am nächsten Tag war ich die stolze Besitzerin von Tante Helga, wie ich das Rad getauft habe. 

Eigentlich wollte ich ja nie ein eBike haben und eigentlich braucht man es hier in der Gegend auch nicht und eigentlich habe ich immer die Nase gerümpft, aber das Ding geht ab, wie eine Rakete und die Gelegenheit war günstig. Naja, und so rase ich durch die Landschaft und lasse mir den Wind um die Nase wehen. Mein Hauptfahrrad wird natürlich Sarah-Louise bleiben, denn ich liebe meine schwarze Mamba und bin einfach nur glücklich, wenn ich drauf sitzen und fahren kann. 

Aber nur darf ich vorstellen, Tante Helga. Okeeeeeh, ein bisschen unspektakulär sieht sie schon aus, aber dafür ist sie codiert. Also, tatatataaaaaaaa: Tante Helga!

Samstag, 3. September 2016

Sinnlos Benzin verbrennen

Häää!? Sinnlos Benzin verbrennen? Mitnichten, den Motorrad fahren dient der Lebensfreude und ist demzufolge nicht sinnlos. Das Wetter ist semi bis gut und Nancy nebst mir scharren mit den Hufen. Grund also, einmal eine Grenzwanderertour zu machen. Ich studiere kurz Google Maps, um einen Rundkurs festzulegen und dann schreibe ich mir die zu passierenden Orte auf einen Zettel, den ich mit Paketband auf den Tank der schwarzen Mamba klebe. Es wird ja wohl nicht regnen, denke ich noch, als auch schon die ersten Tropfen niedergehen. Aber gut, wird schon wieder aufhören. 

Ich ... hihi ... un' jez passens upp, jez küddet ... ich klettere auf meine kleine Honda, starte den Motor und rolle langsam auf die Straße. Behutsam gebe ich Gas und fahre zunächst über den Schlibecker Berg, der ein paar moderate Kurven vorweisen kann und schwinge mich Richtung Roermond. Ich passiere Nettetal, Niederkrüchten und eigentlich sollte ich jetzt über Wassenberg, Rothenburg und Herkenbosch nach Roermond fahren, lasse mich aber mal wieder von einem Wegweiser irritieren. Links geht es nach Wassenberg und rechts nach Roermond. Beides über Landstraße. Ok, ich setzte den Blinker rechts und fahre direkt nach Roermond, das andere muss ein Irrtum sein. Habe ich mich wohl vertan. Also muss ja schon.Routenplanung, ein Thema für sich und nicht für mich. Gut, ich verfahre mich zwar nicht, kürze aber ziemlich krass ab und so bin ich am Ende keine 100 Kilometer gefahren, sondern nur 75. 

Wie dem auch sei komme ich durch lustige Hohlwege und über schmale, einspurige Holzbrücken. Ich überlege kurz, ob ich anhalten und ein Foto machen soll, aber das erscheint mir dann doch zu verwegen, angesichts der Enge der Brücke und dem eventuell zu erwartenden Gegenverkehr und so fahre ich weiter. 

Ein paar Kilometer weiter bin ich schon in den Niederlanden und die Leute wundern sich vermutlich, dass ich mitten auf der Straße anhalte und ein Bild mache. Aber gut, so als Foto-Berichterstatter hat man das eben manchmal so. Also hier, tatatataaaaaaa ... Bitte schön! Ach ja, der Regen hat aufgehört und mein Spickzettel ist in guten Zustand.


In Holland habe ich immer ein kleines Problem. Ich weiß nie, wie schnell man fahren darf und so schleiche ich mit 60 km/h durch die Gegend. Ich meine immer, dass solange mich keiner in Hochgeschwindigkeit überholt, sich Schlangen hinter mir bilden oder zu nah auffährt, ist das die richtige Geschwindigkeit. Aber sobald einer von diesen Fällen eintritt, geben ich so lange Gas, bis der vorher beschriebene Zustand wieder eingetreten ist. Naja, und so cruise ich durch Holland, immer in Richtung Venlo, immer in Richtung nach Hause. 

Es geht an der Maas entlang, bzw. es geht immer parallel zur Maas entlang, die ich aber nicht zu Gesicht bekomme, weil sie eben doch etwas weiter nordwestlich fließt. Trotzdem komme ich irgendwann in Venlo an ... leicht überfordert von Kreisverkehren und Umleitungen, die auf niederländisch geschrieben sind - die Umleitungen - und auch die Kennzeichnungen sind irgendwie anders, als in Deutschland. Es lebe die EU. Ah, ein Wegweiser Richtung Kaldenkirchen. Da muss ich hin. Ich biege ab, touchiere fast den Randstein der mittigen Verkehrsinsel und setze meine Fahrt fort. Jetzt ist es nicht mehr weit und kurz darauf sehe ich auch schon das Schild, dass mich erstens in Deutschland und zweitens in NRW willkommen heißt. Das finde ich nett. 

Alles in allem war das ein kurzer Ausflug, eine kleine Nachmittagsvergnügung und nichts, was mich über den Tag gebracht hätte. Trotzdem hat es Spaß gemacht. Meine Befürchtung ist und bleibt ja, dass Motorradausflüge dick machen (obwohl mir meine Blognachbarn immer wieder das Gegenteil beweisen), denn man hat irgendwie immer das Bedürfniss, irgendwo einzukehren und etwas zu essen ... in Holland vorzugsweise Frites Saté oder noch besser mit Joppiesaus. Oder speciaal, mit Ketchup, Mayo und frischen Zwiebeln on top ... boah, lecker.
 

Montag, 22. August 2016

Ausflug in die Vergangenheit

Als ich 8 Jahre alt war, planten meine Eltern ein Gastsemester an der Universität von Marseille zu verbringen und die Kinder sollten mit. Ab jetzt stand jeden Abend statt Gaston Lagaffe, Spirou oder Luky Luke eine Lektion Französisch lernen auf dem Programm. Sehr zum Leidwesen meiner älteren Schwester und mir. Meine Güte, ich hatte keine Lust auf Frankreich - Funny und weg von zu Hause war schon immer ein schwieriges Thema - und auf Schule in Frankreich schon mal gar nicht. Musste man da nicht Kittelschürzen anziehen? Ich fand mich in unserer kleinen Dorfschule äußerst gut aufgehoben - auch wenn man eine halbe Stunde hin latschen musste und eine Stunde wieder zurück.  Heeee, es ging bergauf und außerdem war ein Spielplatz auf dem Weg. Gut, den hätte man natürlich auch vor der Schule frequentieren können, aber dann wäre man zu spät zum Unterricht gekommen. 

Wie dem auch sei, irgendwann schloss ich mich mit meiner Schwester kurz und stellte fest, dass wir ausnahmsweise mal einer Meinung waren. Wir wollten beide nicht nach Frankreich verschleppt werden. Nun kann man meinen Eltern zwar nachsagen, dass sie zwar stets ihre Pläne verfolgten, aber sie achteten trotzdem auf ihre Kinder und so wurden wir kurzerhand zu den Großeltern nach Düsseldorf verfrachtet und mussten dort ein halbes Jahr ausharren. Mitten in der Stadt, vierte Etage. Für mich als wildes, freies Bandenmitglied ein krasser Kulturschock. War ich es doch gewöhnt nach den Hausaufgaben auf der Straße mit meinen Freunden Fußball zu spielen, stundenlang mit dem Fahrrad im Wendehammer im Kreis zu fahren oder im Wald zu verschwinden um Hütten zu bauen, auf Bäume zu klettern oder einfach nur um rum zu streunen. Es war immer wenigstens 'die halbe Straße' zum Spielen da. In Düsseldorf gab es keine verfügbaren Kinder und so habe ich viel gebastelt und Berge von Topflappen gehäkelt oder ich bin auf den Spielplatz gegangen und habe stundenlang geschaukelt. War ich vorher ein ausgesprochenes Gesellschaftskind, so bin ich hier vorübergehend zum Einzelgänger geworden. Aber es war ja nur ein halbes Jahr. 
 
Düsseldorf. Wie gerne würde ich mal die Straßen sehen, in der ich gewohnt habe. Das Haus. Am liebsten würde ich mal an der Tür klingeln und gucken, wer da jetzt wohnt. Was das für Menschen sind, da, hinter dieser Tür ...


Aber ich traue mich nicht. Was würde ich sagen, wenn plötzlich jemand vor meiner Tür stünde und sagte: "Hallo, ich bin Funny und habe vor über 40 Jahren in dieser Wohnung gewohnt."? Es ist ja schon krass genug, dass ich einfach in das Haus hinein spaziert bin ... aber die Tür stand offen und so war die Gelegenheit günstig. 


Düsseldorf. Wie gerne würde ich mal ... und so machte ich mich mit Nancy auf den Weg und erledigte gleich drei Dinge auf einmal: Ich fuhr über die Autobahn, ich fuhr über Straßenbahnschienen, was ich bisher immer vermieden hatte und ich guckte mir die Umgebung an, in der ich ein halbes Jahr meines Lebens verbracht habe. Am Stück verbracht habe, wohlgemerkt, denn ich war natürlich mehrfach dort. Als wir aus Italien nach Deutschland gezogen sind und noch keine Bleibe hatten, als meine Eltern in Frankreich weilten und später, als mein Vater als Gastdozent in Canada war und ich natürlich nicht mit wollte. Also wurde ich kurzerhand in ein Internat in der Nähe von Düsseldorf gesteckt und suchte meine Großeltern so gut wie jedes Wochenende heim. Aber das ist dann Thema für einen anderen Ausflug. Vielleicht. 

Einiges ist in Düsseldorf anders, als damals aber vieles ist gleich geblieben ... nur ein bisschen kleiner. Der Spielplatz hat sich verändert. Hier vorne, zwischen den zwei Bäumen, stand die Schaukel, auf der ich stundenlang geschaukelt bin. Auch einmal, als die ersten beiden Stunden Unterricht ausgefallen sind. Waren doch ausgefallen, oder!? Keine Ahnung, auf jeden Fall gab es ein Mordsspektakel ... Ich glaube, die Lehrerin war krank und die Kinder wurden in andere Klassen verteilt und weil ich nicht wusste, wo ich hin muss, bin ich kurzerhand auf den Spielplatz gegangen. 

Ob das überhaupt die selben Bäume von damals sind? Wohl eher nicht.

Freitag, 19. August 2016

Wer will die fleißigen Waschweiber seh'n ...

Bei Licht betrachtet war Nancy ganz schön eingesaut - am frühen Abend dummerweise immer noch -  und so fragte ich den Gatten, als dieser nach Hause kam, ob er nicht Schlauch & Co einsatzbereit in der Garage deponieren, damit ich mein Motorrad am nächsten Tag mal waschen könnte. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass er Nancy mal eben schnell selber eine Dusche verpasst, aber denkste. Paaah, auf nichts ist mehr Verlass, heutzutage. 

Wie dem auch sei, war ich voller Tatendrang - ich habe festgestellt, dass mit 50 kg weniger u. a. auf Hüfte und Rippen, diverse Dinge durchaus meditativ sind. So z. B. Kette reinigen, Haus entrümpeln, Brot backen ... Ok, ich fragte mich also, warum ich bis morgen warten soll und ging sehr zum Erstaunen des Gatten nach draußen und fing an, Nancy abzuspritzen, zu shampoonieren, trocken zu föhnen und zu ondulieren ... Nun strahlt sie wieder.

Montag, 8. August 2016

Luke, ich bin dein Vater ...

... äääääh, ach neee ... ich bin deine Mama.

Dienstag, 12. Juli 2016

Der Reise letzter Streich - Weltfischbrötchentag

"Fahr bloß nicht zu früh los", mahnt mich Svenja abends am Telefon, "vor zehn Uhr dreißig bin ich nicht vor Ort", und so tackere ich meinen Hintern ab sieben Uhr morgens in den Sessel, die Hoffnung nicht aufgebend, dass sich die Minuten in Sekunden verwandeln oder sich wenigstens an den Takt meiner Finger anpassen, die ungeduldig auf die Tischplatte trommeln. Aber klappt nicht. 

Um viertel vor acht halte ich es nicht mehr aus. Pöööh, ob ich nun hier warte und die Tapete von den Wänden glotze, oder gemütlich am Kanal sitze und den Schiffen zugucke, was ist da die Wahl!? Und so starte ich in meinen letzten Radwandertag. Die Etappe ist kurz, gerade mal 10 Kilometer, denn ich treffe Svenja und Claudia bei Brauer's Aalkate in Rade. Juchhuuuu, heute ist Weltfischbrötchentag. Darauf freue ich mich schon seit Wochen. Äääääh, also auch ... Der Plan ist, dass mich die Beiden dort auflesen, Travis dann in mein Hippiemobil laden, um gemeinsam in meine Kieler Stadtresidenz zu fahren und einen gemütlichen Tag verleben. Aber vorher gibt es etwas zu Essen. In Brauer's Aalkate, wie bereits erwähnt. Aber so weit ist es noch nicht, es ist gerade mal kurz vor acht, als ich aufbreche, um die letzte Etappe meiner NOK-Reise hinter mich zu bringen.

In Rendsburg muss ich die Seite des Kanals wechseln. Leider ist die Schwebefähre außer Betrieb, so dass ich den Tunnel nehmen muss. Man fährt mit dem Fahrrad, bzw. man schiebt es in einen Aufzug, der ewig weit nach unten donnert. Krass. Irgendwie ist das strange hier unten. Das ist Urlaubsfeeling pur. Wie am Flughafen nur ohne Flieger, wie U-Bahn, nur das kein Zug angebraust kommt, wie San Gottardo oder San Bernadino, als ich noch ein Kind war und im 'Kasten' des alten Käfers mit Eltern, Geschwistern und Nierenschale nach Italien fuhr. Wie die Fähre von England nach Dover ... einfach frech und frei und alles. Das ist so Aufbruch, irgendwie. Abenteuer.




Moment, ich muss mal eben den Streuselkuchen aus dem Ofen holen ... Misto, doch was dunkel geworden. Naja gut, ist jetz so und ich bin eh auf Diät, sozusagen. Also alles gut.

Auf einem Schild ist zu lesen, dass es nach Kiel nur 36 Kilometer sind und es ist noch früh, als ich durch einen Rendsburger Wohnbezirk fahre und kurz darauf in ein Industriegebiet komme. Die Sonne scheint schon ordentlich und ich halte kurz an, um meine Jacke auszuziehen. Kurz überlege ich, ob ich nicht einfach durch, also bis Kiel fahren soll, vertage die Entscheidung aber auf später. Was eine gute Idee war, denn der NOK, so vorbildlich und in guten Zustand er zwischen Brunsbüttel und Rendsburg auch war, so lässt er hier doch arg zu wünschen übrig.

Ich erfreue mich an der guten Beschilderung, denn es ist sogar ein abknickender Pfeil auf die Straße gemalt, der den Weg weist und so biege ich bei der übernächsten Gelegenheit ab. Zwei Wege, kurz hintereinander gibt es und ich kann mir nicht vorstellen, dass der kleine, zugewachsene Trampelpfad, der als erstes kommt, der NOK sein soll. Scheint aber so zu sein ...  und ist auch so.


Wieder einmal die reinste Natur. "Zum Glück regnet es nicht und hoffentlich geht es jetzt nicht lange auf diesem Pfad weiter" oder so in der Art denke ich, nicht ahnend, was als nächstes auf mich zu kommt. Aber erst strampele ich grummeld die Anhöhe hinauf. Ok, Anhöhe ... auf eine Anhöhe folgt ein Abfahrt. Ufffff ... Als ich den Weg hinter mich gebracht habe geht es links auf einen breiteren Schotterweg, der es in sich hat. Es geht rasant und über mehr Steine als Stöcke hinab, direkt auf den Kanal zu. Meine Bremsen funktionieren, Ok, man könnte natürlich auch in voller Fahrt nach rechts (oder links) auf den Spurplattenweg lenken ... und hoffen, dass man trifft, denn die Platten sind mal wieder wesentlich höher verlegt, als der nebenseitige Grund. Autschi, wenn man da rein gerät, dann gute Nacht, Marie.


Aber wie gesagt, meine Bremsen funktionieren und so verzögere ich langsam, nicht, dass ich zu guter letzt noch über das Ufer hinaus rutsche und im Kanal versinke. Alles geht gut ... also außer, dass der weitere Weg grottig wird. Was bisher wenigstens marode Spurplattenbahnen, Matschepampe oder Schotterpiste waren, sind jetzt zwei Bahnen in Backsteingröße und es erfordert sehr viel Konzentration, auf dieser schmalen Spur zu fahren. Mein Plan, bis Kiel durchzufahren löst sich in Luft auf und ich bin froh, als ich endlich bei Brauer's Aalkate in Rade ankomme. Auch, wenn es erst kurz vor 9 ist und ich noch stundenlang auf Svenja warten muss. Aber das ist halt so mit Frauen, man wartet immer.


Ich habe Zeit, ich habe Chips und ich bin an einem klasse Fleckchen Erde mit Sitzgelegenheit und so lasse ich mich auf dem Baumstamm am Ufer des Kanals nieder und widme mich der Nahrungsaufnahme. Was kann es Schöneres geben, als Schiffe gucken und Chips futtern, denke ich gerade, als ich von hinten angesprochen werde. Ein älterer Herr aus Bremen - und wer nicht weiß, dass Bremen ein eigenes Bundesland ist, der vermutet es spätestens jetzt - verwickelt mich in ein Gespräch, welches ziemlich einseitig verläuft. Allerdings ist es sehr informativ und ich lerne jede Menge über die Seefahrt und auch über die Hochseefahrt, denn er war früher Matrose. Außerdem erzählt er mir, dass die 'MS Astor' heute auf ihrer ersten Fahrt dieses Jahr hier vorbei kommen wird. Aber das dauert und so lerne ich noch viel mehr über See- und Hochseeschiffahrt, erfahre viel über sein Leben am Wasser, seine weitverzweigte Verwandschaft ... und ich lerne, dass man nicht nur auf Frauen wartet, sondern auch auf Musikschiffe und darauf, dass sich der Mann endlich verzieht. Ich will genießen. In Ruhe. Chips und den Kanal. Aber ich bin gut erzogen und bleibe freundlich. Außerdem bin ich Rheinländerin - wohl mit Migrationshintergrund - und demzufolge bin ich fröhlich, offen und herzlich. Das wird gemeinhin erwartet und ich bin hier und heute Representantin. Wenn auch unfreiwillig.

Endlich, endlich und pünktlich auf die Minute kommen Svenja und Claudia. Ich freue mich riesig, denn jetzt geht mein Abenteuer zu Ende und ich habe das geschafft. Ganz alleine. Außer mein Fahrrad. Das pressen wir gemeinsam in's Hippiemobil, mit dem Svenja mich abholt. Der ganze Tag liegt noch vor uns, aber zunächst setzen wir uns in die Aalkate zum Lunch. Ich bekomme mein Fischbrötchen ... und dann kommt auch endlich die Astor.


Morgen um diese Zeit bin ich schon längst auf der Autobahn nach Hause. Schön war's und es gibt bestimmt eine Wiederholung. Ob wieder alleine oder in Begleitung, dass weiß ich noch nicht. Alleine ist schön, wenn alles glatt läuft. Sich die Verantwortung teilen zu können, wenn es nicht gut läuft, hat natürlich auch was für sich. Aber wie gesagt, ich bin Exil-Rheinländerin, ich bin kommunikativ und vereinsame nicht, auch wenn ich gerne schweige. Jaaaaaaa_haaaaa, Funny sagt auch gerne mal nichts. Selten, aber es kommt gelegentlich vor.

Aber jetzt gehen wir erst einmal zu Svenja grillen und da werde ich erzählen und erzählen und erzählen, dass ihr bald die Ohren qualmen. Aber sie hat gesagt: " Erzähl mal, wie es war." 

Montag, 11. Juli 2016

Quartalsfunny

Genauso gerne, wie ich zum Sport gehe - ich habe in der letzten Woche das Wandern, Speedskaten, Zumba und Spinning für mich entdeckt - , bleibe ich auch zu Hause und widme mich anderen Dingen mit der gleichen Hingabe, die keinen großartigen körperlichen Einsatz erfordern. So bin ich z. B. gerade dabei, den perfekten Rosinenstuten zu backen und so hatte ich am Wochenende drei Stück am Start, von denen der letzte einigermaßen essbar geworden ist und der nächste schon im Ofen steht. Außerdem steht ein Teig für Streuselkuchen in den Startlöchern und wartet darauf, dass das Rohr wieder frei wird. 

Wenn ich etwas mache, dann mache ich es tatsächlich extensiv und quasi quartalsweise - Kochen, Stricken, Lesen, ... jaaaaa_haaaaa, Funny strickt auch ...


Nein, Lil' Ben muss das Tuch nicht tragen, er war nur so freundlich, Modell zu stehen. Okeeeeh, ich gebe ja zu, als Kind von Funny hat man es meistens nicht leicht, dafür aber alle Freiheiten der Welt.

Wie dem auch sei, war ich letztens noch auf dem Crockpot-Trip - in dem übrigens gerade Pfirsichmarmelade vor sich hin simmert - so ist es heute eben das Backen und morgen ist vielleicht wieder Nancy dran. Auf jeden Fall am Wochenende, denn da geht es auf eine größere Grenzgänger-Runde über Kleve, Millingen aan Rhijn, Nijmegen ... Oh, mein Stuten ...

Dienstag, 5. Juli 2016

Ich bin dann mal wandern

Aus irgendeinem Grund juckt es mich seit Tagen in den Fingern, sozusagen - also genauer gesagt in den Wanderstiefeln - und der Gedanke daran lässt mir keine Ruhe. Wandern, das ist wie Spazieren gehen nur mit festem Schuhwerk und Proviant und ggf. einer Regenjacke. 

Heute will ich einfach mal eine kleine Runde gehen, um zu sehen, ob Wandern Spaß macht. Also ob Wandern mir Spaß macht und so starte ich gestiefelt und gespornt in Grefrath am Eisstadion ... und laufe zunächst einmal ein kleines Stück durch den Park und dann relativ lange durch Wohngebiete. Wie gut, dass ich ortskundig bin, denn ich verlaufe mich natürlich, was aber hier nichts ausmacht. Nur dass es halt nicht die Route ist, die mein printmedialer Wanderführer vorsieht. Naja, und so schlendere ich strammen Schrittes durch die Gegend, immer in Richtung Langendonker Mühle. Ich weiß ungefähr, wo die ist. Also alles gut. 

Nach ungefähr zehn Minuten fange ich an zu schwitzen und außerdem tun mir Schultern und Nacken weh. Misto. Ich will nach Hause. Aber nach einer Weile, als ich die vorletzten Häuser hinter mir gelassen und mich eingegroovt habe, macht es tatsächlich Spaß. Man muss halt nicht so durch die Gegend rasen, wie eine Irre. Nach einer Weile bin ich etwas verwirrt. Ich meine, Funny und verlaufen ist äußerst kompatibel, aber dass ich aus Versehen gleich bis in die Anden gelatscht bin, hätte ich jetzt nicht gedacht ... 


Wie dem auch sei, ich schreite frohen Mutes aus und folge dem Weg, der Dinge harrend, die da kommen werden. Der Weg ist schmal. Links und rechts Botanik und in der Mitte eine hochwuchernde Grasnarbe. Von vorne kommt ein Radler. Ein älterer Herr mit Fotoapparat und Käppi vom NABU. Er hält an, weil hinter mir - wohl noch in Entfernung - ein Auto kommt, was da eindeutig nichts zu suchen hat. Der Weg ist wirklich schmal und eigentlich gibt es kein Mensch-Auto aneinander vorbeikommen. Wir gucken eine Weile dem Wagen zu und dann fahrt der Mann weiter. Gut so, ich habe nämlich keine Lust auf Smalltalk.

Ich setzte meine Wanderung fort, immer das Auto im Rücken, dass sich verdammt langsam auf mich zu bewegt. Ok, schneller geht nicht, denn erstens laufe ich hier und zweitens ist es ein tiefer gelegter Bonzenschlitten, der sich vermutlich um sein Auto und den Unterboden sorgt. Zu Recht, wohlgemerkt. Puuuuh, ich kriege Schiss. Ich bin hier in der Einöde mit diesem Auto im Nacken. Langsam schiebt sich der Wagen an mir vorbei und ich rechne jedem Moment damit, dass eine Tür aufgerissen wird ... Ich riskiere einen Blick. Zwei junge Männer und eine Blondine, die ziemlich angespannt auf den Weg starren und mich überhaupt nicht beachten, also außer, dass sie mich nicht über den Haufen fahren. Aber würde hier eh keiner merken und nebenan fließt ein kleiner Bach ... 

Mittlerweile bin ich eine Stunde unterwegs und langsam wird es Zeit für meinen Proviant. Leider ist die einzige Bank weit und breit mehrfachbesetzt und so esse ich meine Banane eben im vorbei laufen. Nur die Schale entsorge ich vorbildlich im Mülleimer und sage höflich "Guten Tag". Das macht echt Laune ... also außer, dass ich lieber Kekse essen würde. Aber gut, das Leben ist kein Ponyhof und eine Backwarenfabrik leider auch nicht. 

Mir kommen Gassigänger entgegen. Ein Schäferhund läuft frei herum, aber 'der tut nichts' und ein bellendes Irgendwas ist an der Leine. Als wir in unmittelbarer Sichtweite sind, also so ungefähr eine Armlänge voneinander entfernt, leint die Tussi ihre Promenadenmischung ab und lässt auch die frei laufen. "Keine Sorge, die tun nichts. Die wollen nur 'Hallo' sagen." Prommi schnuppert an mir, aber ich laufe einfach weiter. Moah, das kann ich hassen. Wenn Leute mit ihren Hunden unter Einbeziehung anderer Menschen üben, sozusagen. Das krasseste, was mir mal passiert ist, war, dass ein Mann - nachdem er mich gesehen hatte - seinen Hund mitten auf dem Feldweg abgelegt, sozusagen, das Kommando: "Bleib" gab und verschwand. Während ich mit dem Rad da entlang kam und kein Entrinnen möglich war. Naja, auch das ging damals gut. 

Ein kleines Stück gehe ich an der Niers, unserem Haus-und-Hof-Fluss, entlang und komme dann schon wieder in bebautes Gebiet. Ein paar Minuten noch und ich bin zurück am Ausgangspunkt angelangt. Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, dass meine Wanderung so schnell zu Ende ist, gerade mal anderthalb Stunden war ich unterwegs. Aber gut, das nächste Mal suche ich mir halt eine andere Route aus meinem Wanderführer aus.

Mittwoch, 29. Juni 2016

Enchiladas

Crockpotten macht echt Laune und so habe ich natürlich mal wieder den Kochlöffel geschwungen, sozusagen. Allerdings muss ich aufpassen, dass meine Kalorienbilanz stimmig bleibt, aber ich denke, dass ich das ganz gut im Griff habe. 

Die Enchiladas sind wohl nicht nur gecrockt, weil ich die Sauce konventionell auf dem Herd angerührt und die Enchiladas klassisch im Backofen überbacken habe. DieHackfleischfüllung ist halb-halb. Aber mal langsam ... slowwriting, sozusagen. 

Für die Hackfleischfüllung, die nicht zu flüssig sein darf, braucht man

250 g Rinderhackfleisch
1 Haushaltszwiebel, gewürfelt
1 - 2 Knoblauchzehen, gewürfelt
1 TL Bratfett
Salz und 
400 g Gemüse, ich hatte noch Blumenkohl und Brokkoli
2 EL Tomatenmark
Wasser
Salz, Pfeffer

Für die Béchamelsauce benötigt man

2 EL Butter
2 EL Mehl 
250 ml Milch
1 Packung Schmelzkäse, ich bevorzuge Gouda
geriebenen Käse
Außerdem
3 Tortilla Wraps

Etwas Fett für die Auflaufform

Crockpot: 1,5 l

Am Vortag hatte ich Hackfleischfüllung gecrockt. Dazu habe ich die Zwiebeln und den Knoblauch kurz angedünstet, das Hackfleisch zugegeben und krümelig gebraten. Dann mit Salz und Pfeffer gewürzt und in den Crockpott gekippt. 

Das kleingewürfelte Gemüse in der gleichen Pfanne andünsten, das Tomatenmark zugeben und kurz anbraten. Mit etwas Wasser ablöschen und würzen. Es darf nicht zu saucig werden, sondern nur eine gebundene Masse, sozusagen. Das Ganze zu dem Fleisch in den Crocky geben und für ca. 2 Stunden auf Stufe "High" garen und den Deckel nicht mehr öffnen. Zum Schluss eventuell noch nachwürzen. Wenn die Füllung abgekühlt ist, bis zum nächsten Tag eingedost im Kühlschrank aufbewahren. Dadurch wird sie netterweise brauchbar fest.

Die Butter in einem kleinen Topf zerlassen, das Mehl zugeben und ein paar Minuten leicht anschwitzen, dabei immer wieder mit dem Schneebesen umrühren, damit nichts ansetzt. Die kalte Milch nach und nach angießen und dabei kräftig rühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Den Käse in der Sauce schmelzen und immer wieder rühren. Falls die Sauce zu fest wird, kann man noch etwas Milch oder Wasser zugießen. Ca. 10 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen und rühren nicht vergessen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken ... okeeeh, ich hatte noch mit reichlich Jalapeño-Sauce nachgeholfen. Aber ich mag es ja auch scharf. 

Die Tortilla Wraps auf ein Brettchen legen und 1/3 der Hackfleischfüllung mittig als 'Streifen' aufbringen. Den Wrap aufrollen und mit der Naht nach unten in die leicht gefettete Auflaufform legen. Mit den restlichen Fladen und dem Fleisch ebenso verfahren und auch in die Auflaufform legen. Mit der Béchamelsauce übergießen, geriebenen Käse darüber streuen und im auf 200°C vorgeheizten Backofen bei Ober-/Unterhitze solange überbacken, bis der Käse goldgelb ist. 



Und weil die liebe Betti beim letzten Rezept Grünzeug vermisst hat, habe ich noch schnell ein paar Bohnen geschnibbelt und in leicht gesalzenem Wasser gekocht. Aber hat gut gepasst. Nur jetzt gibt es bis Weihnachten nichts mehr zu essen, ich werde ja sonst noch dick und fett und kugelrund ... oder bis Nikolaus ... oder bis es wieder regnet. 


Montag, 27. Juni 2016

Pute, Bohne, Tomate, Crockpot

Noch bin ich ja ein Crocky-Rookie und daher greife ich oft auf Rezepte zurück, die ich im Internet gefunden habe und die ich dann irgendwie PI x Schnauze nachbaue, sozusagen. Diesmal war es dieser Bohneneintopf mit Putenfleisch

Dazu benötigt man bzw. ich

400 g Putenmedaillons
1 normale mittelgroße Haushaltszwiebel
etwas Öl zum Braten, ein Teelöffel reicht dicke
Salz, Pfeffer

1 Dose Pizzatomaten
1/2 Dose (die Dose von den Tomaten) Wasser
Brühe, instant
1 EL Worchestersauce

1 große Dose weiße Bohnen
2 EL Frischkäse
2 EL Speisestärke
Wasser 

Crockpot 1,5 l

Zunächst einmal wird die Zwiebel geschält und halbiert. Die Hälften dann quer in Streifen schneiden, in etwas Öl anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen und in den Crocky legen. Die Putenmedaillons in der gleichen Pfanne anbraten und mit Salz und Pfeffer würzen. Zu den Zwiebeln in den Slowcooker geben. 

Die Tomaten und das Wasser in die noch heiße Pfanne schütten, mit der Instantbrühe und Worchestersauce würzen und einmal aufstoßen lassen. In den Crockpot gießen und mit geschlossenem Deckel ca. 3 Stunden auf Stufe "High" garen. Im Rezept ist angegeben, dass es nur 2 Stunden braucht, bis man die Bohnen dazu gibt, aber ich fand das Fleisch noch etwas hart und daher habe ich noch eine dreiviertel Stunde nachgelegt.

Nach Ablauf der Zeit die Bohnen in ein Sieb gießen und unter klarem Wasser kurz spülen, danach in den Crockpot kippen. Die Stärke anrühren und unter die Speise mengen. Eine weitere Stunde auf gleicher Stufe kochen lassen und zum Schluss den Frischkäse einrühren. Eventuell noch einmal abschmecken. 

Nun, und weil ich ein totaler Nudel-Junkie bin, gab es eine Ladung Dinkel-Penne dazu, die aber nicht abgelichtet werden wollten.

Samstag, 25. Juni 2016

1 : 50.000 ist wie kirschkernspucken nur in weiter

Hatte ich eigentlich erwähnt, dass ich meine Tage bekommen habe? Weil habe ich und nichts kann diese Sturmflut stoppen. Ich laufe aus, sozusagen. Das Dumme an der Sache, also das noch Dümmere ist, dass Feiertag war und ich keine Möglichkeit hatte, Tampons und Binden nachzukaufen und so bleibt es unterwegs spannend und der Vorrat knapp. Aber noch trägt es unsere Protagonistin mit Humor ... auch, wenn es ein Bild aus Büsum ist.


Wie immer bin ich vor Tau und Tag wach und breche heute alle meine bisherigen Rekorde. Um fünf Uhr stehe ich unter der Dusche und bin um sechs schon - mit einer geklauten Rolle Klopapier - auf der Piste. Die Pension liegt diesmal eher im Zentrum und so ist es eine elende Gurkerei, um aus Brunsbüttel hinaus zu kommen und den NOK zu erreichen, an dem es heute endlos entlang gehen wird. 67 Kilometer. Ich nehme die Fähre ... ok, ich müsste sie nicht nehmen, aber Fähre fahren macht Spaß und ist kostenlos, also fahre ich wieder zurück ... Auf dieser Seite gefällt mir der Kanal besser, denn man kann wegen der Kurvenlage besser Schiffe gucken.


Außerdem ist links des Weges jede Menge Gebüch. Ebenerdig. Das Wetter ist herrlich und ich habe längst einen leichten Sonnenbrand. Naja, und weil ich keine Lust auf komische Stirnstreifen habe, wandert mein Helm mal wieder in meinen Fahrradkorb. Der Hand-Arm-Übergang sieht schon lustig genug aus.

Fröhlich radele ich vor mich hin. Travis läuft wunderbar, 16 km/h, ohne, dass ich großartig was tue. Ich liefere mir Wettrennen mit Segelbooten, die das allerdings nicht wissen und gewinne spielend. Nur das eine Containerschiff hole ich nicht ein. Aber gut, vielleicht hätte ich keine Sitzbesichtigung mit Müsliriegel machen sollen.


Es geht immer den NOK entlang und habe ich noch vor ein paar Tagen über den Bikeline-Radwanderführer als Buch mit sieben Siegeln gemeckert, erschließt sich mir das Ganze plötzlich, gerade so, als wäre Magie im Spiel. Man muss nur erst mal begreifen, dass 'Maßstab 1 : 50.000' wie kirschkernspucken ist, nur halt in weiter. Ich fahre also munter von Fähranleger zu Brücke, schlage eine Seite um, fahre von Brücke zu Fähranlger ... schlage irgendwann direkt 2 Seiten um, weil mir das ewige anhalten alle paar Minuten auf den Zwirn geht ... und außerdem geht es eh geradeaus. Immer am Kanal entlang. Es ist halt schön, zu wissen, wo genau man sich gerade befindet, ansonsten könnte man auf diesem Teiabschnitt getrost auf Kartenmaterial verzichten.

Es ist immer noch früher Morgen und am Kanal sitzen jede Menge Angler. Ich frage erst mich, was es hier wohl zu angeln gibt und dann einen Mann. Uupsi, ich bin an den Schweiger geraten. Heureka, es gibt die maulfaulen Schleswig Holsteiner doch. Und zwar in Persona direkt vor mir sitzend. Trotzdem lässt er sich dazu herab, mir mit anderthalb genuschelten Worten zu erklären, was es alles für Fische gibt. Aber das habe ich natürlich längst vergessen, allerdings glaube ich, dass er außer Delfinen und Haien so gut, wie allesgenannt hat. Ich fahre weiter. Von Fähranleger zu Brücke zu Fähranleger zu ... ein Angler sitzt am Wegesrand und aus irgendeinem Grund halte ich an. Irgendwie habe ich heute Extrem-Rede-Nachhol-Bedarf und so verwickle ich den Mann in ein Gespräch in dessen Verlauf er mir erzählt, dass der NOK da vorne gesperrt ist. Oh Mann, es hätte so schön sein können ... Der freundliche Herr beruhigt mich und sagt, dass es nur eine minikleine Brücke ist, kaum der Rede wert und man einfach nur drum herum fahren müsse. Einmal um den Pfeiler, sozusagen. Und so ist es, sogar mit Umleitungsbeschilderung für etwa 20 Meter. Vorbildlich.

Mir ist langweilig. Es geht stur am Kanal entlang und ich habe nichts weiter zu tun, als dem Radwanderweg zu folgen. Langsam habe ich genug Wasser und Schiffe gesehen, aber leider noch jede Menge Kilometer vor mir und so nehme ich zur Abwechslung mal die Fähre, um auf die andere Seite zu kommen.


Ah, endlich passiert einmal etwas spannendes. Ein Containerschiff muss vorbei gelassen werden, ehe wir übersetzen können. Außerdem sitzt ein Opfer bei geöffnetem Fenster im Auto neben mir ... Ich maule ihn ihre Richtung, ob wir das Schiff etwa vorbei lassen müssten und das ja ewig dauern könnte. Aber sie bleibt gelassen und meint, dass das nur ein paar Minuten Zeit kosten würde, nicht überzubewerten und so ist es dann auch.


Wie dem auch sei ist dies nicht das letzte Mal, dass ich mit der Fähre fahre, denn die Eisdiele am Kanal in Rendsburg, sowie meine Pension liegen auf der anderen Seite. Aber zunächst einmal fahre ich hier weiter. Und so radel ich und radel ich und langweile mich ...

Bis ich kurz vor Rendsburg auf Horden von gassigehenden Frauchen stoße. Wir erinnern uns: Spurplattenweg. Zwei huckelige Betonplattenstreifen mit einer Grasnabe dazwischen und Fiffy setzt sich in die Mitte, schön den Hintern in's Grün, die Pfötchen auf Spurplatte. Nun, es ist nicht ganz einfach, die Bahnen zu wechseln und so verringere ich mein Tempo stark und warte, bis Köterli fertig ist. Ich finde das unerhört nett von mir. Nicht so Frodos Mamma, denn die muss die Hinterlassenschaft beseitigen und stellt sich provokant mit ihren "Funny von früher"-Ausmaßen auf den Weg ... im Gras könnte ja Hundekacke liegen ... und zickt mich an, dass es ja mal nett gewesen wäre, wenn ich die Spur gewechselt hätte. Haaa, der Tag ist gerettet. Ich dachte schon, in Schleswig Holstein gibt es ausschließlich nette Menschen, aber die da rückt mein verklärtes Weltbild wieder zurecht und so trete ich erleichtert in die Pedale um kurz darauf in Rendsburg an der Eisdiele anzukommen. Als erstes stürze ich zu den Waschräumen ... dann esse ich ein Eis in neumodischer Sorte, bevor ich die paar Meter zu Famila fahre, um meinen Vorrat an Hygieneartikeln aufzufüllen. Vor dem Supermarkt steht ein Imbisswagen. Da gibt es Krakauer. Das Leben ist schön. Ich überlege, ob ein weiteres Eis vielleicht etwas zu engagiert ist und entscheide mich schweren Herzens dagegen. Außerdem wartet die Pension und die Dusche, die ich gleich auf jeden Fall nutzen werde.

Im Hof steht der Wirt und wässert seine Blumen. Nachdem ich freundlich gegrüßt und das Wiedersehen bejubelt habe, frage ich, ob ich den Schlauch nachher auch benutzen dürfte, um mein Fahrrad notdürftig zu säubern. Meine Güte, das Teil sieht aus, wie Sau und ich darf. Eine wirklich nette Pension samt Betreiber und nachdem ich mein Gepäck nach oben getragen und mein Zimmer bezogen habe, mache ich mich daran, Travis wenigstens vom gröbsten Schmutz zu befreien. Morgen müssen wir glänzen, denn morgen sehen wir Svenja wieder.

Tja, und so geht der letzte Tag meiner Rundreise zu Ende. Morgen bin ich quasi wieder zu Hause, denn ein zu Hause ist auch da, wo deine Freunde sind. Eine kurze Etappe fehlt noch, aber das wird ein Kinderspiel ... also genauso einfach, wie die vergangenen Tage nur in kürzer.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Barbecue Hähnchen aus dem Crockpot

Bevor nachher der kleine Hunger kommt, werfe ich mal eben etwas Junk-Food in meine Koch-Fabrik, sozusagen, bevor ich mich zum Sport begebe. Zugegebenermaßen ist das ganze mal wieder etwas fleischlastig, aber das ist bei Crockpot eben so. Außer Kuchen backen.

Für das Barbecue Hähnchen braucht man, neben einem 1,5 l Crockpot

400 g Hähnchenmedaillons (Anm. d. Red.: Jedes Mal, wenn ich 'Medaillon' schreibe, erinnere ich mich an meine Grundschulzeit, 3. Klasse. Meine Schwester, die ein Jahr über mir war - später waren es zwei - meinte, ich solle 'Medaillon' schreiben üben, denn das käme bald dran und die Lehrerin würde fragen, wer das denn schon könne. Die Lehrerin fragte, ich konnte und vor lauter Aufregung habe ich es dann doch falsch geschrieben. Misto, aber verschmerzt.) 

Also:

400 g Hähnchenmedaillons (das sind Hähnchenbrustfilets, quer in breite Streifen geschnitten)
200 ml Barbecuesauce
etwas Speisestärke (kann man aber weg lassen, wenn man die Sauce später in einem Topf einkochen lässt)
Salz, Pfeffer
Wasser

Crockpot: 1,5 l

Die gewürzten und mit Speisestärke abgepuderten Hähnchenmedaillons in den Crockpot legen, die Sauce mit etwas Wasser - soviel, wie man braucht, um eben die Reste der Sauce aus der Flasche zu spülen - leicht verdünnen und über das Fleisch schütten. Den Crockpot (höchstens) 5 Stunden auf Stufe 'High' laufen lassen. Et voilà ... Barbecue Hähnchen. 

Wenn man ohne Speisestärke gearbeitet hat, fischt man nun das Fleisch aus dem Crockpot, schüttet die Saue in einen kleinen Topf und lässt diese bei starker Hitze einkochen, bis sie dickflüssig wird, eventuell etwas nachwürzen. Nun gibt man das Fleisch wieder hinzu und schwenkt alles durch, bis es gut nappiert, also überzogen, ist.

In diesem Sinne, Juut'n Appo.

Dienstag, 21. Juni 2016

Sonntag, 19. Juni 2016

Ich kann das Meer riechen

Während ich meine Schoko-Reiswaffeln mümmel, überlege ich, ob ich duschen gehen soll, oder nicht. Die Dusche ist winzig ... nein, falsch ... der Duschraum ist winzig, kaum größer als die Dusche selber, aber ich bin alleine in der Pension und wer weiß, was ich in der nächsten Unterkunft, vor der ich ein bisschen Bammel habe, vorfinden werde. Ich weiß gar nicht, warum ich solche Resentiments gegen die 'Alte Schule' in Brunsbüttel hege, aber bei dem Gedanken daran wird mir etwas mulmig zu Mute. Nur es nützt ja nichts. Als ich fertig mit der Morgentoilette bin, sozusagen, packe ich meine Sachen und schreibe eine Abschiedsnotiz an die Pensionswirte, die ich an den Spiegel hefte. Dann bin ich abfahrbereit. Es ist 7 Uhr morgens und alles ist still. Nichts erinnert an den gestrigen Trubel im Ort. Der Bäcker hat aber auf und ich habe gestern erfragt, ob es die köstlich aussehenden Mohnstreusel-Teilchen auch am heutigen Feiertag gibt, was er bejaht hat. Aber gut, ich habe keine Lust, anzuhalten und außerdem habe ich genügend Proviant an Bord. 

Feiertag - Vatertag. Heute werde ich unterwegs auf viele Menschen treffen in diesem nahezu unbesiedelten Land. Die Menschemassen gestern zählen nicht, dass waren Touristen. Die kamen von woanders her. Und eine Seebestattung, aber die kamen auch woanders her. Memo an meine Verwandten: Ich will auch mal Seebestattung genau von hier aus. In Jeans und Turnschuhen ... außer mir, ich ziehe eine Urne an.

Wie dem auch sei, heute habe ich ca. 55 Kilometer vor mir und muss ungefähr 50 Höhenmeter überwinden. Aber das werde ich schaffen. Gemütlich fahre ich los. Ich mag das, so früh am Morgen durch die Landschaft zu gondeln. Die Luft ist klar und trotz Sonnenschein noch kühl, 5°C zeigt das Thermometer. Alles ist friedlich und man ist irgendwie bei sich selbst. Die Route ist ausgesprochen gut ausgeschidert und ich schlage den Weg Richtung Meldorf ... "Meldorf mit drei 'l'" korrigiert mich Svenja immer genervt, wenn ich mal wieder 'Mehldorf' sage ... ein. Ab Büsumer Deichhafen geht es immer am Meer entlang. Ich kann es riechen, aber ich sehe es nicht. Ich sehe Schafe. Schafe, Schafe, nichts als Schafe ... und blauen Himmel. 


Es ist so einsam, dass ich mich einmal komplett umziehe. Dafür brauche ich noch nicht einmal hinter einen Busch zu gehen und außerdem gibt es keinen. 

Ich bin begeistert ob der tadellosen Beschilderung und erreiche Meldorf mühelos. Im Ort mache ich ein Foto, um zu beweisen, dass ich tatsächlich dabei war, denn die ganze Angelegenheit ist so abgefahren, dass ich selber kaum glauben kann, dass ich das tue. Tzaaa, mit dem Fahrrad von der Ostsee an die Nordsee und wieder zurück. Ganz alleine. Unglaublich!


Habe ich gerade noch die hervorragende Beschilderung gelobt und mich gefragt, warum ich mir überhaupt einen Plan gemacht habe, hört diese prompt auf. Ich muss nach St. Michaelisdonn, aber ich sehe nur Wegweiser für Autos. Außerdem sehe ich keinen Radweg, der in diese Richtung geht. Nein, Straße will ich nicht und so folge ich dem Radweg nach Brunsbüttel, an der Bundesstraße No. 5  entlang. Irgendwie wird schon ein Schild auftauchen, denke ich. Nach ein paar Kilometern werde ich stutzig und halte an, um in die Karte zu gucken. Es muss doch - verdammt noch mal - einen Radweg nach St. Michaelisdonn geben und ich will nicht nach Busenwurth. Nun, es gibt ihn. Er verläuft parallel zu der Straße, auf der ich mich befinde, einzig ein paar Felder trennen uns. Tja, was nun, sprach Zeus und Wickie schrubbelt sich unter der Nase. Wie komme ich jetzt, ohne zurück zu radeln wieder auf Spur, sozusagen. Ich habe Glück und meine Stutzigkeit kam an strategisch günstiger Stelle, denn genau da, wo ich gerade stehe, führte ein Wirtschaftsweg in die Richtung, ich die ich muss. Heureka, ein Querverbinder. 


Frohen Mutes fahre ich weiter und wundere mich ein wenig. Wie ich schon erwähnt habe, ist heute Vatertag, aber weit und breit ist kein Pappi zu sehen. Und auch keine Horden von ausflügelnden Menschen mit Bierflaschen. Meine Güte, was ein Land. Ausgestorben. Es muss doch Menschen geben, mit denen ich mich unterhalten kann. Bei denen ich meine extra erworbenen Sprachkenntnisse -  ich behersche 'Moin' mittlerweile ganz famos, weil ich es mir in Ermangelung anderer Gesprächsteilnehmer immer wieder vorgesagt habe - anbringen kann. Aber nichts. Niente. Moin! Aber vielleicht ist es auch noch ein wenig früh an diesem Feiertag. Dafür befinde ich mich wieder auf einem Spurplattenweg. Die Dinger sind eine echte Vollkatstrophe, vor allem, wenn sie sich in solch schlechtem Zustand befinden.

Langsam wird es Zeit für eine Sitzbesichtigung. Lustigerweise ist nirgendwo eine Bank zu entdecken. Heee, überall stehen die Dinger in der Gegend rum und man wundert sich, warum gerade hier ein Bank steht, aber wenn man mal eine braucht, ist keine da. Aber gut, esse ich meine Banane eben im Stehen. Pöööh, haben die jetzt davon. Blöd ist jetzt allerdings, dass neben der nicht vorhanden Bank auch kein Mülleimer platziert ist, und so schleppe ich die Bananenschale bis auf Weiteres mit mir rum. 

Ich radle so vor mich in in Richtung Guddendorf ...


Kurz vor Guddendorf kommt mir eine Frau auf einem Fahrrad entgegen. Mittlerweile bin ich gut darin, Radler von ihren Drahteseln zu rufen  - also gesetzt den Fall, dass ich ein Opfer finde - und ich frage sie nach dem Weg. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Es ist echt cool, wie kommunikativ Rad fahren ist ... und wenn ich mal jemanden getroffen habe, entpuppte der sich nicht als maulfaul. Ich glaube, dass die vielzitierte schleswig holsteinische Wortkargheit ein Gerücht ist.

Es läuft gut. Ich komme gut voran, allerdings habe ich heute schwere Beine. Es ist zwar nicht so schlimm, aber ich merke es schon. Trotzdem liege ich gut in der Zeit. 34 Kilometer habe ich geschafft und es ist gerade mal kurz vor halb 10.
Irgendwann komme ich tatsächlich in St. Michaelisdonn an und quäle mich einen Berg hoch. Das sind bestimmt die ... hüstel ... 50 Höhenmeter und da sehe ich sie. Menschen. Auf einer Bank an einer Weggabelung. Ein paar ältere Männer, die da sitzen und nichts tun. Sie sitzen halt da und schauen in die Umgebung. Jetzt ist es aber nicht so, dass es hier landschaftlich hochinteressant wäre, nein, es war einfach nur eine Weggabelung in einer Straße, auf der wenigstens zu diesem Zeitpunkt nichts los war. Aber: mein Chance! Ich halte an und frage nach dem Weg, den ich allerdings kenne, bzw. weiß. Oh mein Gott, was für Schwatztanten. In aller Ausführlichkeit wird mir die Route in allen Varianten erklärt und mein Lebenslauf abgefragt. Es ist schwierig, sich loszueisen, aber nicht unlösbar und so schauen sie mir nach, wie ich mich wieder in Bewegung setzte. 

Den Berg hinauf und dann rechts... den Berg wieder hinunter. Das hätte ich leichter haben können, hat die Sabbeltasse gesagt, denn ich hätte gar nicht erst hier rauf fahren müssen, sondern hätte unten ... auf der Hauptstraße ... hmpfff. Aber da stand ein Wegweiser. Naja, egal. Nach der nächsten Abbiegung habe ich wieder vergessen, was mir alles erklärt wurde - zu viel Input - und so halte ich an der nächsten Bushaltestelle an um Rast zu machen. Außerdem bin ich gerade ratlos. Ich hole einen leckeren Clifbar in Crunchy Peanut Butter aus meiner Lenkertasche und mampfe gemütlich vor mich hin ... und mache mir Gedanken, wie ich weiter fahren soll. Nun gut, als alles Überlegen und Ausschau nach Wegweisern oder Eingebungen halten nichts nützt, zücke ich mein Handy und starte das Fahrrad-Navi. Als die grobe Richtung klar ist, entsorge ich meinen Müll inklusive Bananenschale und setze meine Reise fort. 

Nun, was soll ich erzählen? Mein Bericht ist immerhin schon anderthalb Meter lang und die weitere Fahrt verläuft eigentlich reibungslos. Wie immer bin ich fünf Kilometer vor dem Ziel völlig erledigt und ich überlege, dass 50 Kilometer das höchste der Gefühle sind, die ich am Tag schaffen kann. Da weiß ich allerdings noch nicht, dass ... Nun, ich schreibe meinem Trainer eine SMS, dass es trainingstechnisch noch Luft nach oben gibt.

Um 12 Uhr erreiche ich die Pension "Alte Schule" in Brunsbüttel. Viel zu früh, aber vielleicht habe ich ja wieder Glück und kann schon rein. 


Nein, ich habe kein Glück. Der Pensionswirt guckt mich etwas irritiert an und teilt mir mit, dass das Zimmer noch nicht fertig sei, denn die Gäste sind gerade erst abgereist. Um 2 Uhr kann ich wieder kommen. Allerdings darf ich mein Gepäck in dem geräumigen Flur abstellen. 

Ok, was mache ich also nun? Ach ja, ich habe ein Mäkkes-Schild gesehen und da fahre ich jetzt hin. Moah, ich werde mir die Plautze voll schlagen und vor lauter Vorfreude tropft mein Zahn. Mc Rib, Hamburger Royal TS, Pommes ... Es ist so geilo auf dieser Reise. Ich habe keine Waage und demzufolge mache ich mir auch keinerlei Gedanken über meine Ernährung. Ich esse fröhlich genau das, was ich gerade will. Ok, manchmal habe ich schon den einen oder anderen Gewissensbiss, wenn ich haufenweise Stapel-Chips in mich rein stopfe, obwohl ich eigentlich schon satt bin. Aber ich habe "Pringles Ungarisch Style" entdeckt und die sind mega-köstlich. Ach ja, es ist windig.


Mäkkes ist nicht ganz so leicht zu finden, aber was eine richtige Hamburger-Suchmaschine ist, gibt nicht so schnell auf ...


Es ist unglaublich warm geworden und ich nehme auf der Terrasse Platz. Am Nebentisch sitzt eine Familie mit Kindern mit komischen Namen und der dazugehörige Vater ist ein echter Ätztyp. Gutaussehend, aber Oberlehrer und so wird die gesamte Familie ununterbrochen mit Wissen und Wahrheiten besenft. Eine Tochter zieht die Reißleine und verdünnisiert sich für unbestimmte Zeit auf die Toilette ... bis die andere Tochter nachgeschickt wird und mir kommt das Gedicht vom Herrn, dem Jockel und dem Hafer, mit dem alles begann in den Sinn und geht mir nicht so schnell wieder aus dem Kopf. 

Lange nachdem der letzte Krümel Junk-Food verputzt und es keinen vernünftigen Grund mehr gibt, weiter hier zu sitzen, fahre ich zunächst ziellos in Richtung Pension. Allerdings ist es erst halb zwei und noch einige Zeit zu überbrücken. Am Feiertag, wo alle Läden geschlossen haben und meine Lust auf Sight Seeing wie immer ziemlich begrenzt ist und so gerate ich auf einen Rad- und Spazierweg, der durch eine Schafweide führt. Der Eingang ist mit einem Gatter gesichert und ich zögere noch ein wenig, es einfach zu öffnen. Andere Leute gehen hindurch und ich frage. Aber alles gut. Wie krass ist das denn, bitte schön!? Links und rechts grasen Schafe und kümmern sich überhaupt nicht um die Menschen, die in ihr Revier eindringen. Aber gut, vielleicht protestkötteln die ja auf den Weg, man weiß es nicht. Es liegt auf jeden Fall genügend Material rum.


Als ich genug Schafe, Elbe und Schiffe angesehen habe, mache ich mich auf zur Pension und werde auch eingelassen. Nachdem ich mich angemeldet habe, zahle ich direkt die Rechnung, damit ich morgen früh los kann, wenn ich so weit bin und nicht noch lange auf Leben warten muss. Auf dieser Tour kommt einmal mehr an's Licht, dass ich Lerche und nicht Eule bin. 

Das Zimmer ist toll. Nein, die ganze Pension ist toll und ich hatte eine solche Abneigung, hierher zu kommen. Ich weiß gar nicht warum, aber nach der telefonischen Buchung hatte ich ein echt schlechtes Gefühl. Völlig unbegründet, wie sich relativ flott heraus stellt. Im Haus wohnt ein Dauergast und als ich in's Bad komme, wähne ich mich in einer Privatwohnung. In der Ablage steht lauter Männer-Equipement herum und an der Sprossenheizung hängt ein Duschtuch. Ich fühle mich als Eindringling und stelle mir vor, wie ich es finden würde, wenn in 'meiner' Dusche täglich wechselnde Menschen stehen würden. Aber gut, das ist sein persönliches Pech und nicht meines. Neben dem gut ausgestatteten und modernen Bad gibt es noch eine separate Toilette, also eine Zweit-Toilette und man wird sich nicht in die Quere kommen. Außerdem gibt es noch eine große, voll ausgestattete Küche mit einem "12-Apostel-Tisch", an dem man bestimmt gesellige Stunden mit den Mitbewohnern verbringen kann, wenn man will und welche da sind. Ich bin zwar da, will aber nicht. Außerdem ist niemand anwesend, der es wollen könnte.

Ich gehe in mein Zimmer, verbreite mein Wohlfühl-Chaos und chille ein wenig, bevor ich mir die Karte für den nächsten Tag ansehe. OMG! 67 Kilometer. Wo ich höchstens 50 am Tag schaffen kann. Wie soll das denn gehen? Ich werde sterbend zusammen brechen und am Straßenrand verschimmeln. Ich bin am Ende. Wenigstens mental. Also so, wie jeden Abend. Hektisch rufe ich Google auf und suche nach Bahnverbindungen. Natürlich gibt es keine und ich jammere vor mich hin. Ich bin verloren. In einem Land, in dem es keine Einwohner gibt. Obwohl ... hatte der nette Pensionswirt in Rendsburg nicht gesagt, dass wenn ich in Schwierigkeiten wäre, er mich mit seinem T 5 oder was auch immer, abholen würde und nächste Station ist ... tatatataaaaa ... Rendsburg. Haaaa, ich werde überleben. Zufrieden kuschele ich mich in Morpheus Arme ...