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Dienstag, 31. Mai 2016

Und wenn ich nicht mehr kann, dann laufe ich einfach nach Hause

Am Sonntag wache ich mit einem mörder Muskelkater in den Oberschenkeln auf. Außerdem zwiebeln meine Hüften und ich bin kaum in der Lage, mich von meinem Stammplatz auf dem Sofa zu erheben. Das ist doof.

Am Montag regnet es in strömen und ich kann weder Rad fahren, noch schokken gehen und außerdem fällt Fitti aus, weil Lil' Ben das Auto hat. Meine Güte, ich fange an zu zappeln und so schleppe ich 30 Büroklammern durch's Treppenhaus. Einzeln, wohlgemerkt. Von unten nach oben. Immerhin 2 Stockwerke je Büroklammer und wieder zurück. Mit dem Erfolg, dass ich ... 

Am Dienstag, also heute, wache ich mit einem mörder Muskelkater sowohl in den Oberschenkeln, als auch in den Waden auf. Allerdings kann mich das diesmal nicht von meiner neumorgendlichen Joggingrunde abhalten und so trabe ich um kurz vor 7 Uhr los, in der Hoffnung, dass noch niemand unterwegs ist. Aber ich bin die einzige ... also außer der Horden Jugendlicher, die an der Bushaltestelle sitzt. Aber gut, die stieren auf ihre Smartphones ... so wie ich, als ich eben noch schnell Runtastic starte.

Dieses Mal werde ich nicht 2 Minuten laufen und eine Minute gehen, sondern direkt 3 Minuten laufen. Die Gehpause bleibt die gleiche. So bin ich schneller wieder zu Hause. Hatte ich so gedacht, denn obwohl ich die 6 Intervalle schaffe, unterbiete ich meine Zeit nur geringfügig. Misto! Aber gut, wer langsamer läuft, treibt länger Sport.

Schweißgebadet falle ich auf meinen Stammplatz auf dem Sofa und schlürfe zur Belohnung eine Cola. 

Samstag, 28. Mai 2016

Laufen

Triathlon - eigentlich war es nur als Scherz gedacht. Als ich das Foto von Sarah-Louise und mir auf der Fähre betrachtet hatte, kam mir der Gedanke, dass ich ja eigentlich schon 2 triathletische Disziplinen absolviere. Fahrrad fahren und Gewässerüberquerung, sozusagen. 

Aber nun brodelt es in mir und so streife ich mir heute in aller Hergottsfrühe einen Hoodie über und ziehe die Kapuze tief in's Gesicht. Nicht, dass mich noch irgendjemand erkennt. Okeeeh, dieser Jemand müsste natürlich auch aus dem Bett gefallen sein, um um diese Uhrzeit schon auf der Straße zu sein ... oder ein Nachtschwärmer, der mit dem ersten Bus des Tages nach Hause kommt. Immerhin ist Samstag und die Bushaltestelle gegenüber.

Wie dem auch sei, ich bin gut getarnt und setze sowohl mich als auch Runtastic in Marsch. Bei meinem letzten Schokking-Versuch im Juli vergangenen Jahres hatte ich mit Müh und Not 4 Intervalle à 2 Minuten mit je einer Gehpause von einer Minute geschafft und war danach hüftlahm. Allerdings hatte ich damals noch gute 12 oder 13 Kilo mehr auf den Rippen, Bauch, Beinen, Po ... und versprach mir, sobald ich den nächsten 10er geknackt hatte, ich es noch einmal versuchen würde. Spucke, Hand drauf  ... und wohlwollend vergessen. Nun, mittlerweile ist so gut wie der übernächste 10er erledigt und ... nun ... es läuft besser. 

Ich lege also eine Prise Cortison auf, die Luftpumpe spare ich mir, die hilft eh nichts, wenn die Lungen explodieren, und spähe vorsichtig aus der Haustüre, ob die Luft rein ist. Aber alles gut, die Nachbarschaft schläft noch. Ich gehe über die Straße, biege in den Bahntrassen-Radweg ein und trabe los. Immer schön 2 Minuten laufen, eine Minute Gepause, 2 Minuten laufen, eine Minute Gepause ...  Das klappt gut und ich habe recht schnell meinen Rekord von letzten Jahr eingestellt. Da hatte ich, wie schon erwähnt, ganze 4 Intervalle geschafft. Ich überlege, dass ich mindestens noch eine Distanz drauf legen kann. Jetzt zurück zu laufen wäre eh blöd, denn ich habe gerade erst einen Hungegassi-Geher überholt.  Was soll der von mir denken. Also schlurfe ich weiter. Gut, wenn ich jetzt weiter laufe, dann kann ich eigentlich auch die ganze Runde ... außerdem hat der Gatte frei und könnte mich aufsammeln, wenn ich schlapp mache. Okeeeh, er liegt noch im Bett, aber wenn das holde Weib in Not ist ... also finde ich schon. Meine Güte, meine Lungen schreien nach Sauerstoff, doch es ist weit und breit niemand, der mit einer Portion aushelfen könnte. Meine Leiste quietscht. Das Bündchen von meiner Unterhose zwickt. Oh, da vorne kommt jemand. Upsi, den kenne ich ... hoffentlich guckt er nicht zu genau hin. Der Vater einer Grundschulklassen-Kameradin von Lil' Ben ... Er grüßt zwar freundlich ... und ich grüße etwas gepresst  zurück ... aber ich kann kein Erkennen in seinen Augen aufblitzen sehen. Nicht ein Fünkchen.

Ich komme am Pferdehof vorbei, auf dem Lil' Ben wohnt. Ich könnte ihn aus dem Bett klingeln, was er nicht hören würde, und mich nach Hause bringen lassen. Heee, hallo!? Ich habe zwei Drittel des Weges geschafft, da wird der Rest ja wohl auch noch gehen. Puuuuuh, Gepause. Ich überlege kurz, ob ich den Break auf zwei Minuten ausdehen sollte, oder auf drei, entscheide mich aber dagegen. Das würde diese TorTour nur unnötig in die Länge ziehen und Laufen ist per se shice. Langsam oder ... äääääh ... noch langsamer - um die Reihenfolge mal umzukehren ... "In der Ferne" kann ich unser Haus erkennen. Schemenhaft. Jetzt noch über den Penny-Parkplatz ... am Schaufenster vorbei ... an dem Fenster, dass genau hinter dem Kassenbereich ist und aus dem der genervte Kassenschlangenwarter immer guckt, um sich die Zeit zu vertreiben ... Misto, der Nachbar kommt aus der Haustür, aber ich habe zum Glück gerade Gehpause und er wird meinen, dass ich Brötchen geholt habe ... Boah, wie peinlich, ich habe Schlabberhosen an und einen Hoodie ... mit Kapuze, tief in's Gesicht gezogen ...


Jetzt muss ich nur noch schwimmen lernen. 

Freitag, 27. Mai 2016

Warum nicht Triathlon!?

Neue Ziele du brauchst, junger Padawan! Naja, und da kam mir der Gedanke, dass ich für Triathlon trainieren könnte. Denn eigentlich ...  

Fahrrad fahren: CHECK!
Schwimmen ... äääääh ... also im weitesten Sinne: CHECK!
Jetzt fehlt nur noch das leidige Laufen. Aber wenn ich das Rad von der Fähre schieben würde? Gildet das? Vielleicht ist Triathlon ja doch nichts für mich. Laufen ... hmpfff ... völlig überbewertet!

Mittwoch, 25. Mai 2016

Mal eben 15 Jahre jünger

Eine Bekannte - Mitte 50 - lamentierte, dass sie etwas aus dem Leim gegangen sei und nun abnehmen müsse, so leid es ihr täte. Eine andere Dame - Ende 50 - sagte daraufhin, dass, wenn man abnimmt, man im Gesicht dünner und vor allem älter wirken würde. Sie solle es mit gezielter Gymnastik versuchen - Aquajogging etc., - das sei efektiver und vor allem solle sie die Kohlehydrate weglassen, die bräuchte kein Mensch, außer Leistungssportler. 

Aha, keine Kohlehydrate. Das war ja wieder mein Stichwort. 

"Nun", sage ich, "das kann ich so nicht stehen lassen, denn man sieht nach einer Gewichtsabnahme nicht zwingend älter aus, sondern durchaus jugendlich frisch und meine Nahrung besteht zu 60% aus Kohlehydraten und das klappt ganz wunderbar."

"Irina, Sie sind zwischen 35 und 40 Jahre alt, aber ab 50 sieht das ganz anders aus!" 

"Gut", sage ich grinsend, "das bestätigt ja dann meine These, denn ich bin auch schon 50Plus."

Oh yes, she made my day.

Montag, 23. Mai 2016

Einmal an die Nordsee, bitte!

Als ich um fünf Uhr aufwache freue ich mich auf den Tag. Heute werde ich an die Nordsee reisen und ich bin gut gerüstet - sogar mit Plan. Ich hatte am Vorabend die Karte ausgiebig studiert und mir den Weg gut sichtbar markiert, dazu die Orstschaften und Ortschäftchen deutlich unterstrichen. Es wird durch Lehe gehen, Lunden, Krempel, Rehm-Flehde-Bargen, voraussichtlich durch Stelle-Wittenwurth, Tiebensee, Oesterwurth, Wesselburen, Süderdeich, Reinsbüttel ... Hurra, Büsum, wir kommen! Und ich habe sogar eine kleine Haftnotiz, auf der alle zu passierenden Orte notiert sind und die ich in die Kartentasche stecke.

Ich schäle mich aus dem Bett und gehe erst einmal in's Bad. Wer weiß, wann ich wieder eine eigene Dusche bekommen mit ohne Etagenbad. Danach packe ich meine Sachen zusammen und bringe alles in den Hof des Hotels, wo Travis (mein treuer Gefährte) sicher untergestellt ist. Ach ja, da war ja noch was mit dem Vorderrad. Ich unterziehe es einer ausgiebigen Inspektion, montiere es noch einmal ab und säubere die Schutzblechunterseite notdürftig mit dem Reifenheber. Hier hat sich jede Menge gestrige Matschepampe angesammelt und der Reifen schabt daran und nachdem ich das Rad ordnungsgemäß wieder eingesetzt habe, tune ich noch schnell die Kette. Nun sattele ich auf und los geht es. Juuuuch_huuuuuuuu! 

Der Weg aus Friedrichstadt heraus ist ganz einfach. Vom Hof runter, links, nächste rechts, am REWE-Markt vorbei, ... uns so drehe ich meine obligatorische Ehrenrunde, indem ich von Hof direkt einmal rechts rum fahre ... Oh lala, willst du eine Pizza, oh lala, Pizza wunderbar ... trallala ... und das Kopfsteinpflaster erst, das hatte ich gestern schon geliebt! Hmpfff ... Aber gut, ich drehe schnell und merze den Fehler wieder aus. Ich fahre gemütlich aus der Stadt und erreiche in ein paar Minuten die Eiderbrücke, die ich überqueren muss. Vor der Brücke ist eine Ampel, die aber offenbar nicht für die Radspur gilt. Trotzdem warte ich vorsichtshalber drei Ampelphasen ab, ehe ich mich auf die andere Seite wage. Man weiß ja nie. Nachher ist es eine Drehbrücke oder so ein Klappding, wo dereinst Starsky und Hutch mit dem legendären Gran Torino ... und es macht ja keinen Sinn, alles aus dem Weg zu räumen, wenn ein Lastkahn oder Riesendampfer kommt, nicht aber den Radweg. Aber alles gut, ich komme unbeschadet am anderen Ende an. 


Das Wetter ist herrlich, wohl noch ein bisschen kalt, aber ich mag das und das Ding mit der Brücke war nur, dass sie eben zu eng für zwei entgegenkommende PKW's ist. Ergo, Ampel muss her. 

Wie dem auch sei, ich komme durch Sankt Annen, plangemäß durch Lehe, Lunden, Krempel ... das klappt ja perfekto. Dumm ist jetzt allerdings, dass ein Wegweiser nach rechts weist, meine Karte aber vorgibt, dass ich geradeaus weiter fahren muss. Hmmm ... und nun? Ok, TomTom darf es richten, alternativ mein Handy-Navi. Nun, langer Rede, kurzer Sinn, TomTom lässt sich bitten und findet kein Signal und das Handy hat Funkloch. Na super. In der Ferne sehe ich Rettung nahen und so halte ich das 'Navi in Pink' an, als es auf meine Höhe kommt und frage, wo ich genau bin. Noch habe ich nämlich nicht begriffen, wie schnell man auf einer Karte im Maßstab 1:60.000 voran kommt. Die Dame ist überaus freundlich und gesprächsbereit, wie eigentlich alle Leute, die ich unterwegs getroffen und nach dem Weg o. ä. gefragt habe und noch fragen werde. Also bis auf die eine, aber das kann ich noch nicht wissen. 

Ich befinde mich in Rehm-Flehde-Bargen und muss nach Wittenwurth und dort die Bahngleise überqueren. Dann muss ich auf die andere Straßenseite und in's Feld, um nach Tiebensee zu gelangen. Unterwegs, also ich habe den Bahnübergang noch lange nicht erreicht, sehe ich leider etwas zu spät eine fette Glasscherbe auf dem Radweg liegen. Mein Vorderrad meistert die Situation mit Bravour, aber mein Hinterrad fährt so dicht auf, dass es nicht mehr ausweichen kann und über die Scherbe fährt. Aber Glück gehabt. Die Scherbe liegt mit der Bruchstelle nach unten und springt in hohem Bogen zur Seite, als sie überrollt wird. Trotzdem halte ich an und überprüfe den Reifen. Eine Panne hätte mir gerade noch gefehlt, aber alles gut gegangen. 

Als ich den Bahnübergang gequert habe, frage ich einen älteren Herrn vorsichtshalber nach dem Weg, denn ab jetzt geht es im Feld weiter. Er beschreibt mir die Route derartig klar und präzise, sodass ich sie mir sogar merken kann. Ich bedanke mich nach einem kurzen Gespräch und fahre weiter. Tatsächlich brauche ich nur den Anweisungen zu folgen und so stehe ich kurz darauf auf einer ... tja, was ist das hier. Es sieht aus, wie ein doppeltbreiter Promilleweg, aber das Verkehrsaufkommen ist größer, als auf der Landstraße, von der ich gerade gekommen bin. In der Ferne rumpelt die Nordostseebahn vorbei, mit der ich, hätte ich gestern den Zug genommen, von Husum nach Friedrichstadt gefahren wäre. Ich rufe Svenja an, um meinen Standort nebst Lagebericht durchzugeben und sie fragt, ob ich auf einer Autobahn stehe. Tue ich aber nicht. Wohl könnte man es meinen. Außerdem schicke ich regelmäßig Fotos über Whattsapp und sie ist ehrlich ergriffen, wie schön ihre Heimat ist. 


Nächster Halt: Tiebensee. Es geht gemütlich durch Wiesen und Felder, an Kühen vorbei ... bis ich etwas ratlos in Oesterwurth stehe. Von meinem Kartenverstand (hahaha) her müsste es eigentlich gerade aus gehen, aber es gibt dummerweise drei weitere Möglichkeiten und auf meine berüchtigten Fähigkeiten als Pfadfinderin möchte ich mich vielleicht lieber nicht verlassen. Na, und wie das in diesem dichtbesiedelten Land eben so ist, kommt just ein Radfahrer vorbei, der seinen Hund Gassi radelt. Er findet, dass ich mich nach rechts wenden sollte, was ich dann auch mache ... also nachdem ihm endlich der Gesprächsstoff ausgegangn ist. Puuuh, was Quasselstrippen und wer meint, ich wäre redselig, der war noch nie in Schleswig Holstein - ein Land, in dem noch nicht mal ich zu Wort komme. 

Rechts ist nicht so schlecht, denn ich komme an einen Wegweiser, der mich dahin führen soll, wohin ich will. Dumm nur, dass mir das jetzt nicht mehr einfallen will. Ich meine, Süderdeich ist die nächste Station. Allerdings komme ich nie dort an ... auf jeden Fall nicht heute ... denn ich bin plötzlich in Reinsbüttel und falls ich jetzt doch noch nach Süderdeich komme, dann bin ich irgendwie falsch rum gefahren. 

Nachdem ich Reinsbüttel hinter mir gelassen habe, komme ich recht unspektakulär an die Bundesstraße 202, der ich nun bis Büsum folge ...


Nun, und wie es weiter geht und was ich in Büsum so erlebe, dass ist eine andere Geschichte für einen anderen Tag.

Samstag, 21. Mai 2016

Nordkanal-Route vs. Nord-Ostseekanal-Radwanderweg

Für den heutigen Samstag habe ich mir fest vorgenommen, mal endlich das Haus auf Vordermann zu bringen. Ein wenig Ordnung zu schaffen und mal wieder feucht durchwischen ... und so hole ich morgens um 8 Uhr Sarah-Louise aus der Garage und mache eine ausgedehnte Radtour. Ziel ist das ca. 33 Kilometer entfernte Neuss, wo ich den Gatten von der Arbeit abholen will. Rückweg im Firmenwagen. Allerdings schaue ich vorher in die Karte und schreibe mir die Knotenpunkte auf, die ich passieren will und muss: 2, 35, 68, 16, 95, 71, 50, 47 ... Das wird einfach.

Frohes Mutes trete ich in die Pedale. Ich mag es, so früh morgens mit dem Rad unterwegs zu sein. Da ist noch nicht so viel los, die Luft ist klar und sauber und ich bilde mir ein, dass die Pollen noch schlafen. Ich fahre ein Stück an der Landstraße nach Süchteln entlang, bevor ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite in's Feld abbiege. Seit ich zu Hause aufgebrochen bin, befinde ich mich auf dem Nordkanal-Radwanderweg, der von Neuss nach Nederweert in den Niederlanden geht und dabei an meiner Haustüre vorbei führt und ich werde die meiste Zeit auf dieser Route bleiben. 

Die Beschilderung ist auf der gesamten Strecke (von Grefrath nach Neuss) vorbildlich ...

Nordkanal
Nord-Ostseekanal (Naja ok, es ist nicht die Nord-Ostseekanal-Route, sondern ein anderer Radwanderweg in SH)

Man fährt an einem Schnurstracksgewässer entlang, welches allerdings die Niers ist...

Nordkanal
Nord-Ostseekanal

"Besonders hervorzuheben ist die Euroga-Erlebnisbrücke, eine Schwebefähre in Neuwerk-Donk bei Kilometer 19,3. Hier können Menschen und Fahrräder mit Muskelkraft über die Niers, die der Nordkanal an dieser Stelle gekreuzt hätte, übergesetzt werden." (Quelle: Wikipedia)

Schwebefähre Nordkanal


Fähre Nord-Ostseekanal

Wir haben 'Hochbrücken' ... auch wenn sie nur über die Autobahn gehen ...

Hochbrücke Nordkanal
Hochbrücke Nord-Ostseekanal

Aber vor allen Dingen ist der Nordkanal-Radwanderweg fast durchgängig asphaltiert und in gutem Zustand - auf jeden Fall von Grefrath bis Neuss. Ein kurzes Stück ist Schotterpiste, die aber gut zu bewältigen ist.

Radweg Nordkanal
Radweg Nord Ostseekanal

Mit was für Nussschalen Napoleon allerdings genau den Nordkanal befahren wollte, ist mir schleierhaft. Vielleicht mit Narrowboats und Treidelpferdchen. Aber gut, der Kanal ist ja letztendlich nicht bzw. nur in Teilstücken gebaut worden. 


Nach ca. 33 Kilometern und ziemlich genau 2 Stunden Fahrzeit komme ich in Neuss, eine Stunde vor Feierabend an. Ich vertreibe mir die Zeit mit Bloggen am Firmencomputer und um 12 Uhr schließen wir den Laden. Der Gatte verlädt Sarah-Louise im Lieferwagen und wir fahren nach Hause.

Und der Nord Ostseekanal-Radwanderweg? Nun, ich berichtete.

Irrungen und Wirrungen am Kanal (Teil 1)
Rendsburg, here I come (Teil 2)

Mittwoch, 18. Mai 2016

Lost in SH

Paaah, ich kneife doch nicht am zweiten Tag und nehme die Bahn. Ich fahre selbstverständlich mit dem Fahrrad. Nach Friedrichstadt. Zug, ich glaube, es hackt! Zwar habe ich weder einen geeigneten noch einen ungeeigneten Plan, aber mein Navi wird es schon richten. Na, denkste!

Die Pension teile ich mir mit zwei oder drei Monteuren und einem Mann mittleren Alters aus Magdeburg, der mit seinen Eltern samt Auto, Anhänger und E-Bikes von Ort zu Ort fährt, um vom jeweiligen Standort aus Radtouren zu unternehmen. Abends klopfe ich bei den drei jungen Männern um zu fragen, wann sie anderntags aufbrechen müssten und so erfahre ich, dass ich ab sieben Uhr in der Frühe freie Bahn im Bad haben werde. Da wusste ich allerdings noch nicht, dass eben auch besagte Rad-Touristen im Haus logieren und nachdem ich den Sohn morgens ausgiebig husten höre und später seinen Frosch im Waschbecken vorfinde, verzichte ich großzügig auf das Zähneputzen.

Ich packe meine Sachen zusammen und kümmere mich um das Vorderrad, dass mich gestern fast zum Sturz gebracht hat. Nun, es ist tatsächlich locker, aber ich spanne es eben nach. Kein Ding. Dann klemme ich meine Taschen an den Gepäckträger und befestige die Lenkertasche in den dafür vorgesehenen Klickfix. In mein Fahrradkörbchen lege ich den Beutel mit meinem Proviant und bin abfahrbereit ... also nachdem ich Teile meiner Regenbekleidung angezogen habe.


Ich bin ähnlich gut vorbereitet, wie gestern, nur mit dem kleinen Unterschied, dass es gestern wenigstens eine mehr oder weniger klare Linie - den Nord Ostsee Kanal Radwanderweg inklusive einem passenden Bikeline-Führer - gab. Aber nach Friedrichstadt konnte ich irgendwie keine Struktur erkennen. Viele Wege, bzw. Teil-Abschnitte führen dort hin und so stürze ich mich einfach mal so in den Tag. Dumm ist jetzt nur, dass ich noch nicht einmal weiß, in welche Richtung ich Rendsburg überhaupt verlassen muss und so drehe ich einfach noch mal eine kleine ... ääääh ... sagen wir mal  'Besichtigungsrunde' ... durch die Stadt. Ich komme an einem Rad-Wegweiser vorbei, auf dem zu lesen ist, dass es zum Bahnhof nur schlappe 100 Meter sind, nach rechts, ... aber pöööh ... Obwohl ich das mal im Hinterkopf behalte. So für den Notfall, sozusagen. Ich komme an einer Marina vorbei und als ich zum dritten Mal eine Tanke passiere, bin ich leicht genervt. Beim zweiten Mal dachte ich noch, dass es wohl eine andere sein muss, aber Pustekuchen, es war jedes Mal die selbe.

Wie dem auch sei, ich halte an und studiere die Karte, die Lil' Ben und ich zu Hause in mühevoller Kleinarbeit zusammen geklebt hatten. Es ist ja so, dass die Etappen Rendsburg-Friedrichstadt und Friedrichstadt-Büsum auf mehrern Anschlusskarten verteilt sind und wir im Rahmen der Gepäck-Optimierung und der besseren Übersicht (hahaha) aus vier Karten eben eine gemacht hatten, die aber nass und immer nasser wird, je länger ich ratlos auf sie drauf starre. Das einzige, was sich mir erschließt, ist, dass ich irgendwie nach Fockbek kommen muss. Also zunächst einmal nach Fockbek. Ok, dann muss es Ol' Tom halt richten. Handy-Navi fällt aus, wegen Wetter.

Nach endlos langer Wegstrecke erreiche ich Fockbek und studiere meine Karte, die sich langsam in ein großes und zusammenhängendes Feuchtgebiet verwandelt. Aber gut, hier ist Moor, warum soll es sich nicht auch auf der Karte wiederspiegeln? Noch habe ich Humor. Die nächste Station, so kann ich ermitteln, ist der Fockbeker See - ich denke mittlerweile in kleinen Abschnitten -  und suche mich auf den Weg.  Da ich also echt keine Ahnung habe, wo ich bin ... also ok, Fockbek ... und wo ich hin will ... also ok, Friedrichstadt, aber das hilft mir im Moment nicht weiter ... radel ich einfach mal in Richtung Husum. Das ist ausgeschildert und die grobe Richtung. Immerhin hatte ich gestern Zugfahrpläne studiert und ich hätte von Rendsburg nach Husum fahren, in Husum nach Friedrichstadt umsteigen und ein Stück zurückfahren müssen. Also grobe Richtung Husum. Da kann nichts schief gehen, da werde ich über kurz oder lang wenigstens in die Nähe von Friedrichstadt kommen und im Glücksfall den Ort sogar streifen. Dachte ich. In Fockbeck stoße ich auf einen Radweg, der Ochsenweg heißt. Allerdings glaube ich, mich trifft der Schlag. Der ausgewiesene Radweg ist eine einzige Matschkaule. Wurzelwerk wächst quer über den höchstens einspurigen, mit eng stehenden Bäumen gesäumten Weg und dank der Wetterlage ist alles verschlammt. Boah, ich bin genervt. Und außerdem ist ständig ein Wanderweg in's Fockbeker Moor ausgewiesen und da will ich nicht hin. Ergeben meistere ich die Rutschpartie und stoße irgendwann auf eine Schotterpiste, die durch ein Waldstück führt. Von oben greifen mich Militärflugzeuge an, die im Sinkflug über mich hinweg donnern. Moah, ich will nach Hause. Mamaaaaaa! Es regnet mittlerweile heftiger. Mein Rad sieht aus wie Sau und selbst der Sattel bekommt seine Ladung Matschepampe ab, als ich absteige und mit dem Schuh an selbigem hängen bleibe. Zum Glück gab es keinen Umfaller. Ich hätte gekotzt, ehrlich!

Madame Schotterpiste hat aber auch einmal ein Ende und ich komme an eine Landstraße. Es gibt zwei Möglichkeiten, nämlich links oder rechts rum zu fahren und da ein Radwegweiser anzeigt, dass es links nach Husum geht, fahre ich natürlich links. Aber hey, das ist kein Radweg. Das ist definitiv eine Landstraße. Es gibt noch nicht mal einen Seitenstreifen, der breiter als ein Minirock lang wäre. Aber da stand ein Schild. Für Radwanderer! Meine Güte, wo bin ich hier gelandet. Tapfer fahre ich weiter, nichts ahnend, dass es noch schlimmer kommen sollte.

Nach ein paar Kilometern ist Ende! Schicht! Nichts geht mehr, also ohne militärische Legitimation. Ich stehe vor einem Tor. Einem geschlossenen Tor mitten auf der Landstraße und es führt kein Weg daran vorbei. Hallo? Da stand ein Wegweiser! Was soll das? Aber gut, nützt ja nichts. Militärischer Sicherheitsbereich, Fliegerhorst Hohn (und ich empfinde die ganze Angelegenheit langsam als solchen). Ich muss umkehren und irgend_wohin fahren. Hatte ich erwähnt, dass ich nach Hause will? Also falls nicht, ich will nach Hause. Wenn ich heute in Friedrichstadt ankomme - und lustigerweise zweifle ich keinen Augenblick daran - dann lasse ich meine Plörren da stehen, fahre postwendend mit dem Zug zurück nach Kiel, hole mein Auto, packe alles ein und fahre nach Hause. Was eine Schnapsidee, das Ganze war. HOHN!

Aus lauter Verzweiflung programmiere ich mein TomTom und weil es mal wieder nicht so recht weiß, was "Radweg" bedeutet, schalte ich kurzerhand auf "Autobahn vermeiden" und fahre die Straße zurück. Ich komme durch hübsche Orte, die u. a. Lohe, Tetenhusen, Königsberg ... wenn ich Svenja jetzt ticker, dass ich in Königsberg bin, macht sie sich Sorgen, dass ich zu weit nach Osten abgedriftet bin (oder zeigt mir einen Vogel) ... Christiansholm und Erfde heißen.

Seit einiger Zeit macht mein Vorderrad zicken. Irgendetwas schleift und der Reifen macht schmatzende Geräusche. Leider entdecke ich keine Fahrradwerkstadt und so frage ich in Erfde einen recht kommunikativen Mann, der mir über den Weg läuft. Überhaupt scheint mir Schleswig Holstein ein Land zu sein, in dem gerne und viel geredet wird. Wenigstens mit Fremden. Nein, eine Fahrradwerkstadt gibt es hier nicht, höchstens in Hohn. (Langsam fühle ich mich veralbert). Aber ich habe keine Lust, den ganzen Weg wieder zurück zu radeln und so lasse ich es drauf ankommen. In Friedrichstadt wird es wohl einen Mechaniker geben, der das Malheur richten kann. Der Mann erzählt mir noch, dass es bis in's 20 Kilometer entfernte Friedrichstadt ab jetzt eine schöne Strecke ist. Radwege und so. Hocherfreut mache ich mich wieder auf den Weg.

Der Radweg führt ... natürlich ... an einer Bundesstraße entang ... und endet abrupt. Einfach so. Mitten im Gelände. Weg! Aus, vorbei, fini! Cool! Meine Nerven liegen mittlerweile derartig blank, dass mich das jetzt auch nicht mehr interessiert und so fahre ich einfach auf der Bundesstraße weiter. Die Autos brausen an mir vorbei, aber, wie gesagt, mir doch egal. Wenn mich jetzt jemand von hinten aufgabelt, komme ich wenigstens nach Hause. Meine Gedanken sind nicht mehr wohlwollend-gütig und so strample ich grummelnd den Berg - jaaaaaaa_haaaa, Berg! - hinauf! Auch das noch. Boah, alles Shice, alles Mist, deine Ellie!

Hier muss es doch einen Radweg geben. Das kann doch nicht sein. Auf der anderen Straßenseite entdecke ich ein kleines Wegchen und ich wechsle die Seite. Tatsächlich, vielleicht hundert Meter weiter geht der Radweg lang. Schön parallel zur Bundesstraße. Spurplatten zwar, aber breit und in gutem Zustand. Einziges Manko, es ist hier total langweilig. Aber wenigstens hat der Regen aufgehört.


Mittlerweile bin ich in der Nähe von Süderstapel und es ist nicht mehr weit. Irgendwann, man ahnt es bereits, treffe ich auf eine Bundes- oder Landstraße. Wohl mit separatem Radweg. Es ist derartig windig, dass ich mich mit Tempo 9 km/h durch die Landschaft quäle. Ich überlege kurz, ob ich nicht lieber absteigen und schieben soll, aber das wäre ja eigentlich blöd. Die Anstrengung ist die gleiche und ich käme noch langsamer voran. Außerdem zählt nun jede Minute, denn ab hier ist das Ziel das Ziel, sozusagen, welches ich auch tatsächlich am frühen Nachmittag nach knapp fünfeinhalb Stunden erreiche - und das Ganze nur mit einem Plus von 8 Kilometern Umweg. Wer hätte das gedacht.


Ein paar Meter noch und ich bin in der Innenstadt. Als ich eine Tourismusbüro sehe halte ich an und erstehe eine vernünftige Radwanderkarte der Region, die mir ab jetzt und für die nächsten zwei Etappen gute Dienste erweisen wird. Also hoffe ich mal. Meine Güte, ein Tag, den man am besten aus dem Gedächtnis streicht und wenn das morgen wieder so läuft, dann fahre ich nach Hause. Geschworen.


Als ich mein hübsches Zimmer im Ringhotel Aquarium beziehe, bin ich für's erste versöhnt. Ich nehme eine Dusche und danach schlendere zum gegenüberliegenden Marktplatz. Da gibt es eine Pizzeria ...

Samstag, 14. Mai 2016

Rendsburg, here I come

Nun stehe ich also wieder am Nordufer des Kanals, sozusagen und bin ein wenig ratlos. Am Kanal selber geht es nicht weiter und so schlage ich mich nach einigen Überlegungen in's Hinterland und nehme den Weg nach Schinkel. So sagt es ja auch die Karte und es bleibt eh nichts anderes übrig. Am Kanal werde ich jetzt erst einmal eine Weile nicht mehr entlang fahren. Ich radle bergauf und bergab, durch kleinere Orstschaften und entdecke in Grosskönigsförde den herbei gesehnten Wegweiser. Rendsburg, 28 Kilometer.


Nun, wer sich jetzt fragt, warum sie nicht einfach ihr TomTom eingeschaltet hat, dem sei gesagt, dass das Navi zwar eine Einstellung für Fahrradfahrer hat, aber selten den Radweg trifft, sozusagen. Es leitet einen meistens an Bundes- oder Landstraßen entlang, Hauptsache, es gibt einen Radweg ... oder manchmal halt auch keinen.

Langer Rede, kurzer Sinn ... sonst komme ich heute ja auch wieder nicht in Rendsburg an ... ich folge dem Wegweiser und fahre durch Grosskönigsförde und mal hier lang und mal da lang und treffe kurze Zeit später wieder auf den NOK. Hier kann ich mich jetzt entscheiden, ob ich den unteren Spurplattenweg direkt am Kanal nehme, oder den Weg, der etwas oberhalb entlang führt. Nun, die Entscheidung fällt mir leicht. Auf Spurplatten habe ich keinen Bock und Erfahrung mit dem NOK auf dieser Seite des Kanals habe ich ja nun schon gemacht. Schlechte Erfahrungen, wohlgemerkt. Moah, hätte ich da mal schon gewusst, was nun auf mich zu kommt ...

Ich nehme also den oberen Weg ein. Es ist eine Art befestigte Schotterpiste und es scheint nicht mehr weit zu sein. Schlappe 5 Kilometer sagt mein TomTom, dass ich mittlerweile doch zugeschaltet habe. Ein Klacks, sozusagen. Nach anderthalb Kilometern Rüttelfahrt steige ich vom Fahrrad und schiebe die restlichen vier Kilometer, da ich Schäden an "Mann und Material" befürchte. Zum Glück habe ich Wanderschuhe an ... hmpfff ... Später, als ich einen Blick in die Handy-App "Naviki" werfe, werde ich erfahren, dass das Ding "Ziegeleiweg" heißt und genau das ist es auch. Nicht mehr und nicht weniger.

Irgendwann ist auch dieses Stück gemeistert und ich lande bei Sehestedt auf der L42. Das war zwar nicht geplant, aber was war das bisher schon!? Gut, Landstraße ist auch ok, da kann man sich wenigstens nicht schon wieder verfahren, denke ich und radle mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen weiter. Sehestedt, Steinrade, Schirnau. Auf einer rasanten Abfahrt auf einem schmalen huckeligen Radweg kommt mein Freund Travis gefährlich in's Schlingern und ich befürchte, dass ich mich gleich lang machen werde. Aber es geht alles gut und ich lege eine Pause ein. Außerdem ist Essenszeit. Auf einem Parkplatz packe ich mein Dinkelvollkornbrot und meinen Honig aus und mache mir eine leckere Kleckerei ... von der ich knappe 3 Minuten später so gräßliche Bauchschmerzen bekomme, dass ich an der nächsten Bushaltestelle wieder Rast mache und abwarte, bis sich die schlimmsten Krämpfe auflösen. Paaaah, dabei war das alles öko! Nun, und während ich da so sitze und leide, fällt mir auf, dass ich seit langer Zeit niemanden mehr gesehen habe - genau genommen war der Fährmann bei Landwehr der letzte Kandidat - und einen Supermarkt gab es auch nicht. Ich komme zu dem Schluss, dass dieser Teil Schleswig Holsteins nicht besiedelt ist und die Häuser nur Kulisse sind. Ich meine, es stehen auch überall Kühe herum und sind dekorativ anzuschauen, warum also nicht auch schnuckelige Häuser im Friesen-Style!?

Meine Bauchschmerzen werden erträglicher und ich fahre weiter. Immer schön an der Landstraße entlang. Die Kilometerangaben auf diversen Schildern sehen vielversprechend aus. Noch 10, noch 7,5, noch 5 Kilometer ... da kommt Hoffnung auf. Bis ich kurz vor dem Ziel auf einen Kreisverkehr treffe, der natürlich in die Richtung vollgesperrt ist, in die ich muss. Frech mogle ich mich zwar noch an der Barriere auf dem Radweg vorbei ... ich habe ja immerhin etwas gelernt ... aber es ist kein durchkommen in Richtung Rendsburg. Und eine Umleitung ist auch nicht ausgeschildert. Auf jeden Fall nicht aus meiner Warte heraus.

Wie dem auch sei, ich fahre einfach mal weiter und entscheide mich dabei für die Richtung, die nach Zivilisation aussieht. Irgendwann erbarmt sich auch mein TomTom und rechnet einen neuen Weg aus. Ich bin richtig, aber es sind natürlich noch mal ein paar Kilometer mehr an Weg dazugekommen. On top, sozusagen und mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wo ich überhaupt bin. Ich frage einen Passanten. Aha, Büttelsdorf ... und einen REWE-Markt gibt es auch, in dem ich schon mal für den nächsten Tag einkaufe. Bananen, Äpfel, Schoko-Reiswaffeln und ein Sixter Wasser. Man weiß ja nie, wann es mal wieder einen Laden gibt. Ach ja, und eine Flasche Powerade in Mädchenfarbe ... auf die bin ich angefixt. Wild Cherry rulezzz!

Der nächste Passant erklärt mir den Weg nach Rendsburg.  Ob ich am Kanal entlang wolle, werde ich vorher noch gefragt, worauf ich antworte, dass es mir völlig egal sei, Hauptsache ankommen. Es ist nicht mehr weit und die beiden Städte gehen eigentlich ineinander über. Kurz vor Mäkkes links abbiegen und es geht an den Kanal. Dann hier und dann da und schwupps, Sie haben ihr Ziel erreicht!

Ja, Ziel erreicht. Rendsburg. Aber die Pension, in der ich ein Zimmer für die Nacht gebucht habe noch lange nicht und so lerne ich eben noch nebenbei diese Stadt kennen. Um kurz vor 15 Uhr erreiche ich "Antje's Gästehaus" in der Preußerstraße nach etwas mehr als 60 Kilometern. Unterwegs ist mein Tacho gnädigerweise zeitweilig ausgefallen und ich bin bestimmt noch 5 Kilometerchen mehr gefahren, bis ich es a) bemerkt und b) behoben hatte. Aber egal, ich bin angekommen und beziehe mein Zimmer. Hübsch ist es hier. Ich hatte ja befürchtet, dass es gräßlich sein wird und ich auf dem Rückweg die gleiche Pension gebucht hatte. Aber alles gut. Inklusive Etagenbad. Ich bin erleichtert.

Nachdem ich mein Chaos im Zimmer verbreitet habe, gehe ich an den Kanal. Eine Freundin hat gesagt, "wenn du in Rendsburg bist, musst du unbedingt in das Eisstübchen am Kanal gehen. Da gibt es das beste Eis."


Nachdem ich mein Eis in neumodischer Sorte - Toblerone und Schwedisch Karamell -, dass wirklich lecker ist, verspeist habe, gehe ich noch ein bisschen spazieren. Ich finde in unmittelbarer Nähe einen Famila-Supermarkt und kaufe noch ein paar pikante Gebäcke für den Abend ... und eine Dose Pringles. Ugarisch-Style. Kenne ich noch gar nicht, aber schmeckt köstlich ... abends im Bett ... kurz vor'm Einschlafen, während ich schmatzend überlege, ob ich für die nächste Etappe, die durchaus tricky ist, nicht lieber den Zug nehmen sollte und guckel mit fettigen Fingern nach Zugverbindungen. So vorsichtshalber. Allerdings gibt es nur eine Verbindung über Husum. Mit Umsteigen. Hochkompliziert, sozusagen. Ach was. Ich fahre mit dem Fahrrad, dafür bin ich hier. Gute Nacht!

Meine Güte, was ein Abenteuer. Ich habe für 36 Kilometer schlappe 60+ benötigt und das war noch der unkomplizierte Teil der Strecke. Ich habe jede Menge Schiffe gesehen, sogar ein U-Boot. Ich bin Fähre gefahren und befand mich in absoluten Ausnahmesituationen. Ich war völlig auf mich alleine gestellt. Sowas erlebt man höchstens noch im Fernsehen ... wenn andere Leute das machen. Ich bin glücklich und ich habe es geschafft.

Hey, ich kann das.

U-Boot-Update am 16. Mai 2016

Mittwoch, 11. Mai 2016

Irrungen und Wirrungen am Kanal

Nach ungefähr anderthalb Kilometern bin ich im Schrevenpark und stelle fest, dass ich viel zu viel angezogen habe und so ziehe ich das erste Kleidungsstück wieder aus ... nur um nach weiteren 500 Metern festzustellen, dass es doch ganz schön frisch ist und so ... genau ... ziehe ich das Teil wieder an und irre hochmotiviert weiter durch Kiel. Meine Güte, das kann doch nicht so schwer sein. Ich muss einfach nur nach Norden. Geradeaus, sozusagen. Und wenn der Maßstab der Karte nur klein genug ist, muss ich noch nicht mal abbiegen, oder so. GE_RA_DE_AUS! Nach Norden. Also Norden ist da, wo die Sonne niemals zu sehen ist. Das heißt also, dass meine rechte Wange warm werden müsste, weil da dann ja logischerweise - also Funny-Logik, sozusagen - Osten ist. Auf jeden Fall am frühen morgen. Tut sie aber nicht, denn Häuserzeilen stehen im Weg und spenden reichlich Schatten. 

Nach einer Weile treffe ich doch noch auf die Eckernförder Straße, was schon mal gut ist. Nur welche Richtung? Rechts rum oder links? Ok, ich rufe eine Frau von ihrem Rad und frage nach dem Weg, den sie mir derartig ausführlich erklärt, dass ich mir nur merken kann, dass ich rechts rum muss. Irgendwas von einem Supermarkt erklärt sie noch, an dem ich irgendetwas machen muss, oder einfach nur darauf achten ... ich weiß es nicht mehr und wusste es auch nach anderthalb Sekunden nicht mehr ... und so gelange ich früher oder später nach Suchsdorf. Erste Hürde gemeistert. Also dachte ich. Meine Güte, hier muss doch der Kanal sein. Ok, war er auch, aber ich habe tatsächlich lange danach gesucht und außerdem leben keine Einheimischen, die man befragen könnte, in Suchsdorf. Auf jeden Fall nicht zu dieser frühen Stunde. Nur Der-Tochter-ihre-Wohnungs-Hüter aus Mecklenburg-Vorpommern oder Bauarbeiter aus einer EU-Ausschreibung.

Wie dem auch sei, irgendwann habe ich dann den ersten Kanalkontakt ... und freue mich riesig. 


So, nun gab es zwei mögliche Wege. Der eine führte direkt am Kanal entlang und der andere oberhalb, aber auch längs des Kanals, wie es schien. Ok, ich will am Kanal entlang fahren und möglichst viele Schiffe sehen, also entscheide ich mich für den unteren Weg und trete in die Pedale. Mein Zustand ist übrigens hervorragend und genervt von der ganzen Sucherei in Suchsdorf - was aber wohl Suxdorf heißt - bin ich auch nicht. Ob das wohl noch kommt? Nun, noch kann ich das nicht wissen. 

Der Radweg, also der offizielle NOK-Radwanderweg ist auf diesen Streckenabschnitt eine sog. Spurplattenbahn. Zwei Bahnen aus Betonplatten mit einer Grasnarbe dazwischen, der sich eigentlich ganz gut befahren lässt. Spurwechsel sind etwas tricky, weil ich mich noch an das Gepäck gewöhnen muss. Außerdem muss ich mich sehr auf die schmale Fahrbahn konzentrieren, um nicht in den Kanal zu plumpsen. Das wäre jetzt nämlich nicht so der Knaller und Travis abgesoffen.


Auf diesem Teil des NOK sind einige Jogger und auch Hundefreunde unterwegs, aber nach einer kurzen Weile bin ich ganz alleine auf weiter Flur.  Vermutlich liegt das daran, dass alle paar Meter ein Zettel an einen Pflock getackert war, auf dem zu Lesen stand, dass man hier auf gar keinen Fall weiterfahren darf, weil einen sonst ein früher Tod ereilen kann. Die Zettel kümmern mich  nicht weiter. Ich trage Helm, was soll schon passieren. Dafür sehe ich das erste Schiff, dass sich von hinten nähert. Mei, ist das toll. Ich bin ergriffen.


Nach fünf Kilometern werden die Warnungen bezüglich der Todesgefahr, in der ich schwebe, eindringlicher und in der Ferne sehe ich eine Absperrung. Hier ist definitiv kein Weiterkommen mehr ... also außer, das Fahrrad um die Barrieren zu tragen. Aber so verzweifelt bin ich noch nicht und außerdem ist es erst neun Uhr morgens und ich habe Zeit.


Ich radle die 8 Kilometer zurück und lande ... genau ... wieder in Suchsdorf. Jemand hat gesagt, ich müsse zurück und über die Hochbrücke auf die andere Seite des Kanals, nach der ich mal wieder lange gesucht habe. Diesmal bin ich echt genervt, denn hier war ich überall schon mal. Suchsdorf sucks - Funny is not amused, sozusagen! An einer Ampel biege ich auf die Straße nach Eckernförde und erreiche die Brücke. 


Toll, 16 Kilometer Umweg. Aber, es hat sich gelohnt. Auf dieser Seite des Kanals ist es viel schöner. Also optisch. Denn die Spurplattenbahn ist in einem katastrophalen Zustand und ich befürchte, dass ich mir die Handgelenke brechen werde, wenn das so weiter geht. Irgendwann wird sich auch mein Gepäck losrappeln und lustig am Gepäckträger hin und her schwingen. Aber das weiß ich jetzt natürlich noch nicht, wohl beschleicht mich eine leise Ahnung.


Während ich also so über die Spurplatten holpere, befasse ich mich in Gedanken schon mal mit der nächsten Station: "Bei Landwehr muss ich über den Kanal". Gesagt, getan ... 


Dumm war jetzt nur, dass ich ja schon längst auf der richtigen Seite des Kanals war und somit gar nicht übersetzen musste. Aber gut, der Weg geht auf beiden Seiten der Wasserstraße entlang, es schadet also nichts. Planänderung halt. Im Geiste höre ich allerdings meine beiden Freundinnen tuscheln: "Als ob sie einen Plan hätte", aber habe ich ja auch nicht. Ich setze also mit der Fähre über den Kanal und trete auf der anderen Seite kräftig in die Pedale. Wer gesagt hat, dass Schleswig-Holstein ein flaches Land ist, der hat sich wohl geirrt ... oder war vor langer Zeit hier, also so um den Dreh rum, als sich die Kontinentalplatten noch nicht ineinander verkeilt hatten. Also glaube ich auf jeden Fall. Das Land zwischen den Meeren ist enorm hügelig, ja, es mutet fast schon alpin an, wie ich finde. 

Ich trete also in die Pedale und fahre den Berg hinauf, biege nach rechts ab, und komme an eine Schleuse. Hier verliert sich allerdings die Spur des NOK's und so radle ich zurück und begrüße den Fährmann auf's neue. Zum Glück sind die Fähren hier kostenlos.

Montag, 9. Mai 2016

Ob sie wusste, was sie tut?

Regen, Regen, Regen, kalt. Dass ist das Land, in dem andere Urlaub machen - und ich dummerweise auch. Würde ich doch nur nach Spanien fahren. Aber gut, da gibt es keine Fischbrötchen. Oder gibt's? Nun, das werde ich nie erfahren. Auf jeden Fall nicht dieses Jahr. 

Wie gesagt, Regen, Regen, Regen, kalt. Das war vor drei Wochen. Und vor zwei Wochen. Und letzte Woche. Aber wie von Zauberhand zeigt die Wettervorschau zwei Tage vor Abreise herrlichstes Wetter bei angenehm moderaten Temperaturen an und so sollte es auch bleiben ... außer am Dienstag, aber den Tag habe ich eh aus meinem Gedächtnis gestrichen. 

Am 1. Mai setzte ich mich in mein Hippiemobil und fahre mit Travis im Kofferraum  ... ääääh ... im Innenraum ...


nach Kiel, dem Ausgangspunkt meiner Fahrradtour von der Ostesse an die Nordsee und wieder zurück. Am frühen Nachmittag treffe ich Svenja und ihre Freundin Claudia und wir verbringen einen netten, chillig-gemütlichen Tag zu Dritt und nachdem der letzte Krümmel Suçuk-Pizza verspeist und es Zeit zu gehen ist, laufe ich über die Straße und checke in das Hotel ein, in dem ich ein Zimmer gebucht habe. Ich bin freudig überrascht. Das Zimmer ist zwar klein, aber völlig ausreichend. Leise ... hmpfff ... aber das werde ich erst später erfahren ... das Bad ist modern und sauber und das Bett unglaublich bequem. 

Ich bin so erschlagen von dem Tag, dass ich dummerweise schon gegen halb neun die Augen zumache, was sich gegen 11 Uhr rächt, denn nun bin ich erst einmal wach. Weit nach Mitternacht schlafe ich wieder ein, nur um kurz darauf von zwei Nachtschwärmern geweckt zu werden, die laut polternd den Flur entlang trampeln und dabei unverschämter Weise an meine Tür klopfen. Sie unterhalten sich lautstark über den gelungenen Abend und über den Austausch von Körperflüssigkeiten und ich hoffe grummelnd, dass 'Miss Titty' ordentlich an Mundfäule erkrankt war. 

Irgendwann ist nebenan Ruhe und ich wache nur noch ab und zu mal auf, wenn wieder einer der beiden Helden aus dem Bett gefallen ist, was wohl häufiger vorkommt. 

Um sechs Uhr morgens ist nicht mehr an Schlaf zu denken. Ich bin zu aufgeregt und so beschließe ich, aufzustehen. Oh, die Rache wird mein sein ... 

Nach dieser eher anstrengenden Nacht starte ich gegen halb acht in mein Abenteuer. Es sind 3°C bei sich ankündigendem Sonnenschein und ich habe so ungefähr alle Klamotten an, die ich dabei habe. Der Fahrrad-Tacho steht im Moment bei 548 Kilometern ... 

Ich bin so gut vorbereitet - Claudia und Svenja schlugen vortags noch die Hände über den Köpfen zusammen und rauften sich danach die Haare und während Claudia versucht, mir das Kartenlesen und die Routenplanung im Schnelldurchgang nahe zu bringen, winkt Svenja nur ab. Sie weiß, dass da Hopfen und Malz verloren sind, immerhin kennt sie mich ja schon was länger.

Ich bin also so gut vorbereitet, dass ich direkt vor der Hotelpforte schon die falsche Richtung einschlage und erst einmal eine Extrarunde durch den Kieler Stadtteil 'Damperhof' drehe. Aber Pöööh, man muss sich erst einmal warm machen, bevor man mit der sportlichen Betätigung anfängt. Sonst kann es zu üblen Muskelverletzungen kommen. Jaaaaaaa_haaaaa, kann. Das weiß doch jedes Baby. Ein etwas genervter Kleinkind-Papa, unterwegs, seinen Sprößling zum Kindergarten zu bringen, erklärt mir kurz angebunden den Weg. Aber gut, man ist dort schweigsam, in dieser Gegend Deutschlands - habe ich wenigsten gehört. Ich bedanke mich höflich und finde meinen Weg ... also zunächst und lande im Schrevenpark. Hier ist früh morgens richtig was los. Da pulsiert das Leben, sozusagen. Unglaublich quirlig und lebendig. Viele Leute sind auf Rädern, Rollern, Skatebords unterwegs und ich sehe sogar eine junge Frau auf einem NinBot, was ich ungeheuer cool finde und ein Papa transportiert sein Kindergarten-Kleinkind vor sich auf einem Longboard sitzend. Es gefällt mir wirklich richtig gut hier und dazu noch die morgendlich-saubere, kühle Luft. Mein Abenteuer lässt sich gut an ... Frech und wild und wunderbar.

Sonntag, 8. Mai 2016