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Samstag, 28. Juli 2012

Mal kurz zum Biggesee, Teil 1

"Du meine Güte, ist mir schlecht! Ich glaube, ich bleibe zu Hause!" ging es mir am Tag der Abreise durch den Magen Kopf. Ok, kenne ich schon. Aber soooo schlimm? Nun, was soll ich sagen, eine liebe Freundin, die mich nach einer Jammer-Email in die Senkrechte stellte, "Du spinnst wohl! Du steigst jetzt sofort auf die Kalix und fährst los!" hielt mich vom Kneifen ab und in dem Moment, in dem der Motor meiner kleinen "ReiseEnduro" lief, war alles wieder gut und ich freute mich auf meinen ersten Biker-Urlaub und auf meinen ersten Biker-Urlaub mit Benjamin. Doppelte Premiere sozusagen.

Am vergangenen Dienstag verließen wir bei geschmeidigen 21 °C Ortstemperatur mit 8 Kilo Gepäck in der Rolle und weiteren 3 Kilo im Tankrucksack  Grefrath und bogen auf die B 509 in Richtung Kempen ein. Wir wollten über Krefeld, Duisburg-Randgebiet, Kaiserswerth und  Ratingen nach Wülfrath, um von dort der B7  folgend quer durch Wuppertal, weiter nach Schwelm, Radevormwald, Halver, Meinerzhagen in Richtung Attendorn/Biggesee zu fahren. Ziel war Sondern, ein kleiner Vorort von Olpe, welcher im Zuge des Baues der Biggetalsperre und der Flutung des Gebiets, Mitte der 60er Jahre, glaube ich, an die heutige Stelle umgesiedet wurde! So war es auf jeden Fall geplant mit unserer Reise. Aber wie das Leben so spielt ...

Lil' Ben, Pieps, die kleine Reisemaus, die überraschend zu Besuch kam und unbedingt mit wollte und ich fuhren also nach Krefeld. Dort kontrollierten wir noch einmal den Sitz der Gepäckrolle, die auf der KLX thronte - der Tankrucksack (samt Karte) hatte seinen Platz auf der Marauder gefunden - und fuhren ohne weitere Zwischenstopps nach Ratingen. Ok, wir verfuhren uns in Ratingen, drehten um und fragten an einer Ampel einen Rollerfahrer (verkloppen) in welche Richtung es nach Wülfrath, unserer nächsten Anlaufstelle geht. Blöde Sau! Und so kamen wir nach Mettmann, was nicht geplant war. Also legten wir eine Pause ein und befragten das Navi. Aber auch dieses schien sich mit dem Rollerfahrer verbündet zu haben und schickte uns über Remscheid nach Radevormwald. Ok, nicht verkehrt, aber eben auch nicht geplant und es war total ätzend. Ich sage nur autobahnähnliche Schnellstraße und endloslanger Tunnel. Irgendwo hier haben wir ein paar Biker aus Krefeld getroffen, oder besser gesagt gesehen. Sie bogen mit ihren dicken Maschinen nach Solingen ab, wir aber blieben unserer Route treu - naja, Lisas Route. Vermutlich wussten sie von der ätzenden Schnellstraße und dem Tunnel und umfuhren diese, was aber ungeklärt bleiben wird.

Wie dem auch sei, in Radevormwald hielten wir an einer Tankstelle, weil ich 100 km auf der Kilometeranzeige hatte und fand, dass es eine gute Gelegenheit ist, auszuloten, was die KLX auf Strecke braucht. Bis dahin hatten wir ja fast alles dabei - Stadtverkehr, Bundesstraßen, ätzende Schnellstraßen und einen Tunnel und nachdem ich unglaubliche 2,4 l getankt hatte, setzten wir uns in den Schatten um etwas zu trinken und ein wenig zu rasten. Ich schätze mal, dass wir ungefähr 15 Minuten dort waren und als wir die Tankstelle verließen, kamen die Krefelder Motorradfahrer gerade vorbei. Aber gut, vielleicht hatten die ja auch irgendwo pausiert, wir aber bejubelten uns stolz, ätzender Schnellstraße sei Dank, dass wir vor denen dagewesen sind ... aber waren wir ja auch.

Weiter ging es nach Halver und ab hier wurde die Fahrt so stressig, dass ich tatsächlich an Aufgeben dachte. Allerdings blieb uns nichts anderes übrig, als den Rest auch noch zu machen, denn der Großteil lag hinter uns und eine Umkehr wäre nicht nur vom Grill in die Pfanne gehüpft, sondern direkt in die Friteuse gesprungen, sozusagen.

Das Navi, welches ich zu Hause versehentlich auf "kurvenreichste Strecke" programmiert hatte - denn Autobahnen, die ich vermeiden wollte, sind nicht am kurvenreichsten -, führte uns über Wege, die man in unserer Region allenfalls als befestigte Walking-Trasse bezeichnen würde. Unglaublich enge Straßen, bergauf, bergab, mal links rum und mal rechts, durch Wiesen, Felder und Auen und ab und zu auch durch ein Wäldchen ... aber meistens scharfkurvig durch eine zugegebenermaßen schöne Landschaft, durch Orte, die z. B. Kotten, Schwenke oder Anschlag hießen, viel zu eng für Knieschleifer und es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich der Räuber Hotzenplotz aus dem Wald gehüpft und eine Ladung Pfeffer auf mich abgeschossen hätte. Wenn ein Auto entgegen kam wurde es ziemlich knapp mit dem Platz und einmal hätte eines Lil' Ben fast erwischt.

Irgendwann nahm es dann mit meiner Konzentration ein jähes Ende und wir fuhren in Kierspe auf einen großen Parkplatz, um noch einmal eine Pause einzulegen. Das einzige schattige Plätzchen lag in der Ladezone einer Teppich-Domäne und somit im Halteverbot, was uns aber ehrlich gesagt ziemlich egal war. Im angrenzenden Getränkemarkt besorgte Lil' Ben Nachschub in Form von gekühlten Getränken und nachdem auch diese geleert waren, machten wir uns weiterfahrbereit.

Meine nächste Anweisung an Lisa lautete diesmal, dass sie uns auf schnellstem Wege zu unserem Ziel zu navigieren hätte, denn sonst gäbe es Saueres denn sowohl Benjamin als auch ich hatten die Pappe reichlich auf und wollten die restlichen 30 km so schnell wie möglich hinter uns bringen. Ok, hat dann auch eingiermaßen geklappt, nur Lisas recht energische Aufforderung nach einigen Kilometern, jetzt sofort und unverzüglich auf die Autobahn aufzufahren oder bei nächster Gelegenheit umgehend zu Wenden und auf die Autobahn aufzufahren, denn sonst gäbe es Saueres ignorierten wir geflissentlich, denn es kam ein Schild mit der Aufschrift: "Attendorn/Biggesse" in Sicht. Und das konnte und war auch, wie sich etwas später herausstellte, genau richtig.


Irgendwann passierten wir sowohl die Lister-, als auch die Biggetalsperre und ein wunderbares Urlaubsfeeling machte sich breit. Vergessen waren die Strapazen dieser TorTour und nach ein paar weiteren Kilometern rollten wir um 15 Uhr bei 25 °C Ortstemperatur mit 2 Litern weniger Gepäck im Tankrucksack auf den Parkplatz unserer Unterkunft ...

Teil 2? Bitte schön ...

Dienstag, 3. Juli 2012

Sind Sie alleine auf Tour?

Nun wohne ich schon seit fast 20 Jahren in diesem Nest in einem der westlicheren Zipfel der Republik - irgendjemand sprach sogar mal vom westlichsten Landkreis Deutschlands, was aber nicht ganz richtig ist, denn da wären noch die Kreise Kleve, Heinsberg und Aachen, deren Ausläufer weiter in den Westen ragen, als der Kreis Viersen, in dem ich beheimatet bin - und werde an der Dorf-Tanke gefragt, ob ich alleine auf Tour sei. Und das nur, weil ich mit Motorradjacke und zerzaustem Haar die drei Straßenkarten angeguckt habe, die vorrätig waren. Aber gut, ich kannte die Kassiererin ja auch nicht.