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Sonntag, 12. August 2012

Mal kurz zum Biggesee, Teil 4

Nachdem wir uns bei der Wirtin verabschiedet und den Schlüssel abgegeben hatten, lud Lil' Ben das Gepäck auf die Kalix und wir starteten die Motoren. Mir war immer noch schlecht, aber wie üblich gab sich das, als der Motor der kleinen Enduro lief, trotzdem verließen wir Sondern am 25. Juli, einen Tag früher als geplant um 8:50 Uhr bei einer Ortstemperatur von angenehmen 16 °C in Richtung Heimat.

Diesmal, so nahmen wir uns vor, bleibt das Navi aus und wir richten uns strikt nach Karte, was soviel bedeutete, dass ich mich blind auf Benjamin verlassen musste, denn die Karte steckte im Tankrucksack auf seiner Marauder und so übernahm er das Kommando. Und das hat er gut gemacht.

Die Straßen am Biggesee sind traumhaft. Langezogene Kurven wechseln sich mit engen ab und es macht einfach Spaß, hier zu fahren. Die KLX macht sich hervorragend in den Kurven, vom Gepäck ist nichts zu spüren - es fühlt sich sogar richtig gut an. Die Straßenlage ist einfach phantastisch. Und auch die Gegend ist einfach nur klasse. So fuhren wir z. B. an einem älteren Herrn vorbei, der gerade dabei war, sein Kanu vom Autodach zu hieven, um eine Runde auf dem See zu paddeln. Ach ja, das könnte mir auch gefallen, so als Kind des Wassers. Wir fuhren allerdings auch an einem Polizisten vorbei, der gerade dabei war, seinen Posten aufzubauen. Aber gut, für uns war der zu spät dran.

Wir ignorierten Schilder mit lustigen Aufschriften wie z. B. Lüdenscheid oder Gummersbach und auch den Wegweiser nach Remscheid ließen wir ungeachtet. Unsere "Lisas", "Norberts" und "Yodas" standen an diversen Tankstellen hinter der Theke, die wir bei kleineren Unsicherheiten befragten. Allerdings ging Lil' Ben meistens hinein, weil ich keine Lust hatte, mich jedes Mal von der Kalix runter zu basteln, wenn es keinen triftigen Grund dafür gab - pausieren kann man auch, wenn man nicht absteigt, sondern sich einfach nur hinstellt und Trinken durch den Helm geht auch ziemlich gut. So arbeiteten wir unsere ursprünglich geplante Route ab und hielten das erste Mal in Schwelm zum Tanken - für Lil' Ben übrigens das erste Mal seit Beginn der Reise. Die Suzuki hat einen recht großen Tank und sie entpuppte sich auf Strecke als wahres Spritsparwunder. Ok, etwas mehr als die Kalix braucht sie schon, aber 390 km mit 12 Litern finde ich ziemlich wenig.

"Lisa" erklärte uns, wie wir zur B 7 nach Wuppertal kommen und so zogen wir nach einer kurzen Rast weiter. Der Weg war total einfach und eigentlich nicht zu verfehlen und so trafen wir kurz darauf in der Universitätsstadt ein. Tja, was soll ich sagen, eine völlig entspannte Ortsdurchfahrt. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und immer wieder waren die kleinen Nummernschilder für Bundesstraßen angebracht, die uns die Gewissheit gaben, immer noch auf der B 7 zu sein. Hier muss ich aber mal sagen, dass der ganze Weg ziemlich gut ausgeschildert war und ich frage mich noch heute, wie wir uns auf der Hinfahrt so hatten verfahren können. Aber auch hier wurde mir - Geschichte wiederholt sich -  ein Rollerfahrer fast zum Verhängnis, denn er verdeckte das Schild, na klar, nach Wülfrath. Lil' Ben sah es und  bog ab, ich sah es nicht und fuhr geradeaus ... was aber nicht so schlimm war, ich drehte und Lil' Ben wartete ...

Wie dem auch sei, hinter Wuppertal wurde es aus streckentechnischer und auch aus landschaftlicher Sicht noch einmal richtig schön. Wusste ich gar nicht, aber gut, Bergisches Land halt und nur ca. 70 km von der Haustür entfernt - Schande über mich.

Und so ging es weiter. Durch Wülfrath, Ratingen und Kaiserswerth, wo ich kurz überlegte, mit der Fähre über den Rhein zu setzen und dann über Willich nach Grefrath zu fahren. Das wäre ein schönes Schmankerl gewesen, wir entschieden uns aber, auf unserer Route zu bleiben und meine Mutter zu besuchen, an deren Haus wir auch auf der Hinreise schon vorbei gekommen waren. Auf ihre Frage, warum wir am Vortag nich schon mal kurz Hallo gesagt hätten, werde ich ihr später antworten, dass sie sich sonst nur Sorgen gemacht, was dann im Nebeneffekt meine Handy-Kosten in die Höhe getrieben hätte. Gut, das sah sie ein. 

Wie dem auch sei, wir fuhren durch Kaiserswerth, streiften Duisburg und waren nach ca. 126 km wieder auf der richtigen Seite des Rheins - Heimat, du hast uns wieder. Wir besuchten meine Mutter, die sich doch recht wunderte, was zwei "Rocker" in ihrem Vorgarten machten, freute sich dann aber riesig über den unerwarteten Besuch. Nach ungefähr 1 1/2 Stunden machten wir uns wieder auf den Weg nach Grefrath, wo wir ohne Zwischenfälle gegen 15 Uhr bei 27 °C Ortstemperatur völlig geschafft und ausgehungert, aber glücklich eintrafen.

Die Motorräder waren schnell entladen, die Wäsche gewaschen und Funny gebadet. Danach marschierte ich in den Supermarkt, denn ich hatte richtig Kohldampf. Naja und was ich so alles eingekauft habe ...


Aber don't worry, den Salat habe ich nicht mehr geschafft. Neee, kleiner Scherz, ich habe eine Laugenstange mit Salami gefuttert, Lil' Ben die Pizza und Pieps ("Nur ham wir ebwa kein' Käse" zum drübber streu'n?") machte sich über die Ravioli her. Der Rest wurde im Kühlschrank verstaut und später vertilgt. 

Ich habe viel auf unserer Mini-Tour gelernt. Über mich, über Benjamin, ... aber das werde ich ein anderes Mal erzählen. 

3 Kommentare:

  1. Die Gegend ist wirklich sehr schön. Bin ich schon öfters mit dem Auto gefahren.
    Ich überleg grad, ob in der Bigge auch Dörfer stehen, die man bei Niedrigwasser wieder sehen kann *grübel*

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  2. Auf jeder Tour lernt man etwas dazu. Etwas über die Ausrüstung und das Motorrad, über Campsites und Hotels und ganz viel über sich selbst. Nach jeder Tour schreibe ich kritisch auf, was falsch war. Was gefehlt hat, was ich zuviel mit hatte und was einfach nichts getaugt hat. Und auch darüber, wie ich selbst gewesen bin. Natürlich hat man am Anfang mehr Dinge, die sich verbessern lassen, als nach den späteren Reisen.
    Deshalb hat dir eure Reise viele neue Erkenntnisse gebracht und ich bin schon so gespannt auf euren nächsten Tourbericht.
    Hang on, Baby...!

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  3. Das Ende eurer Tour liest sich ja nun richtig entspannt und schön! Die Gegend ist super; ein bisschen kenne ich sie auch - wir haben mal Freunde in Wermelskirchen besucht. Das düfte ja auch an eurer Strecke gelegen sein!
    Klar lernt man viel über sich und dass an bei so einer Gelegenheit auch noch wein bisserl blickt wie der Nachwuchs so drauf ist, dass stelle ich mir sehr angenehm vor!

    Liebe Grüße, Maje

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