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Dienstag, 5. November 2019

Start und Ziel

Heute morgen, als ich so gemütlich im Bett liege, überlege ich mal wieder - was eigentlich verboten werden sollte. Also, ich überlege so vor mich hin und beschließe, eine persönliche Challenge zu starten. Ich denke über Strecken nach, wäge ab und komme zu dem Schluss, dass meine ungeliebte Bahntrasse das einzig Vernünftige ist. Es geht fünf Kilometer schnurstracks gerade aus, ohne Ampeln (haha, hier im Dorf gibt es überhaupt erst eine Ampel, seit jenseits der Bundesstrasse ein Herren-Club eröffnet hat) oder sonstige Straßenquerungen - abgesehen von dem einen oder anderen Promilleweg - und es gibt auch keine richtigen Engstellen, durch die man sich mühselig und akrobatisch durch winden muss. Nun, und wenn man früh genug startet, dann hat man auch nicht so viel Gassi-Verkehr und die Rad-Rentner sitzen noch beim Frühstück. So wie ich erst einmal - Frühstück! Und wie ich nun mein Butterbrot schmiere, schaue ich zum ersten Mal genauer aus dem Fenster. Misto! 

Ach so, meine Chalenge: Jeden 5. des Monats werde ich für diese Strecke eine neue (hoffentlich Best-)Zeit erradeln und am 5. November 2020 muss ich eine halbe Stunde unterbieten. Also 10 Kilometer unter einer halben Stunde. Das scheint mir realistisch zu sein. Obwohl, wenn ich so recht überlege, sind das Ø 20 km/h. Puuuuh! Das wird hart!

Die Frage, die sich hier aber noch stellt, ist die, nach dem Fahrrad. Welches soll ich wählen? Das Rennrad? Blöd, der Winter naht. Sarah-Louise? Nun, nix gegen Sarah-chen, aber es soll einen sportlichen Touch haben, womit Ellie auch direkt ausscheidet. Ok, bleibt Lefty, mein Mountainbike.

Gesagt, getan - bzw. gemampft, getan! Ich gewande mich in Jogginghose, nehme meine schicke Jacke vom Haken - wenn schon in Jogginghosen, dann obenrum bitte ein wenig stylisch - und los geht es.

Ich starte meine Garmin, warte auf die GPS-Bereitschaft und trete in die Pedale. Nach ungefähr 600 Metern, ich passiere gerade das Kreuz von Jacky, einem Rennradfahrer, der vor 3 Jahren an dieser Stelle tot vom Rad gefallen ist, und bin völlig aus der Puste. Shice Asthma! Aber gut, ist halt so, muss ich durch, wird schon wieder. Boah, 3 Kilometer leicht bergauf. Wie ich diesen Teilabschnitt hasse. Aber nach 10 Minuten ungefähr ist es geschafft und dann geht es im Sauseschritt vollstoff bergab. Also wenn man eine 1%ige Steigung bergauf oder andersrum bergab nennen kam. 

Wie dem auch sei, ich rase und rase, schalte ein paar Gänge hoch und rase ... bis in der Engstelle vor dem Kreisverkehr eine Omi mit überbreitem Gehfrei und Hundchen, selbigen an langer Leine aus führt. Gut, sie dreht sich rechtzeizig um und geht zur Seite, das Hundchen steht zittern in der Passage, aber ich umschiffe es gekonnt. Der Kreisverkehr! Ich wäre schneller, wenn ich einfach geradeaus rüber fahren würde ... aber das hebe ich mir für morgen auf, wenn ich Zeit gutmachen muss ... und so fahre ich brav außen rum. So, noch eben an der Bäckerei vorbei, einmal drehen und wieder zurück! 

Nun, und wie ich mich da so diesen elenden ... hüstel ... Berg ... hoch quäle, überholt mich ein junger Mensch auf einem HOLLANDRAD!!!!! Ich glaube es hakt. Aber gut, ist nix neues, mich überholen ständig junge Menschen - m/w/d - auf diversen Klapperkisten und ich glaube, nein, ich weiß, dass eigentlich jeder schneller ist, der älter als drei Jahre und nicht auf einem Laufrad sitzt. Das pestet mich an, wenn ich ehrlich bin. Aber im Moment bin ich einfach tapfer und lächele das weg. 

Puuuuh, endlich ist die Kuppe erreicht, jetzt geht es drei Kilometer runterzus (um nicht schon wieder "bergab" zu sagen, ist ja peinlich) und ich komme ordentlich auf Geschwindigkeit. Mir wird langsam schlecht, aber ich glaube, das liegt daran, dass meine Oberschenkel ständig an meine Plautze stoßen! Noch eine Engstellen und dann kann ich die Zielgerade schon sehen. Noch 300 Meter! Was ich außerdem sehe, ist Rosa. Eine betagte Dackeldame, die brav "sitz" macht, als sie mich anrauschen sieht ... oder hört ... oder ahnt. What ever. Aber muss das unbedingt MITTEN AUF DER FAHRBAHN SEIN??? Shice! Meine Zeit! Aber gut, ich weiß, dass Rosa sitzen bleiben und sich keinen Millimeter weg bewegen wird (ich vertraue ihr da mehr, als meinem eigenen Hund) und so drossele ich ein wenig die Geschwindigkeit und bleibe bremsbereit. Rosa guckt mich deratrig gelassen an, dass ich schmunzeln muss. Ich glaube, dass das eine Szene in meinem Leben sein wird, die ich niemals vergessen werde und wenn Rosa dereinst das zeitliche gesegnet hat, werde ich immer mit einem Zucken im Mundwinkel an ihren Todesmut zurück denken. Aber so weit ist es ja zum Glück noch nicht. Trotzdem erwärmt es gerade mein Herz. (So ein Unfall macht ganz schön viel mit einem) Apropos, gestern kam Post von Jonathan, meinem Patenkind aus Uganda. Man muss auch an die Jungen denken.

Wie dem auch sei: 

Dienstag, 5. November 2019 - 38'51", Ø 16,7 km/h

4 Kommentare:

  1. Wow, eine Challenge. Eine ganz persönliche. Irina du bist schon echt der Hammer.
    Ich drücke dir die Daumen, das du du dran bleibst.
    Dann schaffst du das auch in jedem Falle unter 30 Minuten in einem Jahr.
    Ich bin gespannt :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja, eine Challenge. Ich bin berühmtberüchtigt für solcherlei Kuriositäten ... hmpffff!
      Jetzt muss nur noch Sohnkind von seinem Plan abweichen, morgens etwas früher aufzustehen und eine Runde mit dem Hund zu radeln ... selbstverständlich mit dem Mountie, wie er mir heute freudestrahlend ... um nicht zu sagen: morgenmuffelig ... mitteilte. Aber gut, das macht er eh höchstens einmal :D
      Viele Grüße,
      Irina, Ms. Challenge herself.

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  2. Liebe Irina,

    ein Fixtermin pro Monat ist spitze. Häufig genug um dran zu bleiben und nicht zu oft, damit dazwischen genügend Luft ist! :D
    Ich bin mir sicher, dass du das schaffst!!

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    1. Liebe Doris,
      ja, ich bin auch ganz begeistert. Ich neige ja zum Übertreiben um dann aufzugeben. So erscheint mir das nicht so groß zu sein :)
      Morgen kann ich wieder trainieren und vorhin hatte ich mal kurz überlegt, gemütlich mit Sarah-Louise die Strecke abzubummeln. Aber nein, wenn schon, dann richtig.
      LG‘s Irina

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