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Samstag, 2. September 2017

Ich glaub', ich hab' die Welt umrundet

Juuuuuu_huuuuuu, der Ruhetag ist vorbei! Ich kann heute wieder Laufen! Laufen, laufen, laufen! Häää? Watt? "Juuuuu_huuuu, ich kann heute wieder laufen"? Aus meinem Munde? Aber gut, man muss sein Schicksal annehmen und das Beste daraus machen ... und so gewande ich mich in meine supi-dupi Laufhose mit orange und schaue etwas irritiert auf den Schmutzwäscheberg im Badezimmer, auf dem mein schönes Shirt liegt und vor sich hin müffelt. Ok, auf dem Thermometer stehen eh nur 12°C und so nehme ich halt mein schwarzes Winter-Shirt, stülpe noch ein buntes T-Shirt darüber und schnüre meine Schuhe. Perfekto! 

Nicht wie immer, aber wie seit Neuestem gehe ich erst einmal über den Parkplatz des gegenüberliegenden Supermarktes, marschiere durch das angrenzende Wohngebiet und als ich den kleinen Hochwasserdamm - wir nennen ihn ' den Huckel', weil man da so schön mit der Enduro drüber hüpfen kann - überquert habe, fange ich an zu traben. Diesmal komme ich erstaunlich weit, bis meine Pulsuhr das erste Mal Alarm schlägt. Das läuft ja prima, sozusagen und so packt mich der Übermut und ich laufe nicht um die Koppel, sondern gerade aus, 2 Kilometer bergäuflich und verpasse die Abzweigung für einen 4,5-Kilometer-Lauf. Bemerken werde ich dies aber erst, wenn es viel zu spät ist und zurück zu laufen das gleiche Resultat gebracht hätte. 

Hier ist es echt menschenleer und außer einem älteren Mann, der am Limit schnauft, treffe ich niemanden. Also auf jeden Fall kommt mir niemand entgegen und so tripptrappse ich munter durch die Landschaft. Meine Lauf-Phasen werden immer kürzer, was ich im Gegenzug mit längeren Gehpausen ausgleichen muss. Eine Biene summt um mich herum ... die bald von einer Fliege abgelöst wird. Aber gut ich schwitze mittlerweile, weil mir die Sonne auf den Pelz brennt und das Wintershirt vielleicht doch zu warm gewählt war und so wird mein blumiges Parfüm wohl in etwas Fliegenfreundlicheres übergegangen sein. Ich laufe und gehe und laufe und gehe ... und schaue auf meine Uhr. Was, 110? Oh Schreck, mein Herz ist stehen geblieben! Ich gucke in den Himmel, ob eventuell die Aasgeier über mir kreisen um die Fliege abzulösen, aber nichts, und so trabe ich wieder los. Tripp trapp, tripp trapp ... 

Nach einer Weile muss ich nach links auf den Bahnradweg abbiegen. Hinter mir tauchen Radler auf und mein Hirn schlägt Alarm, "Code: REHA-Sport nach Hüft-OP!" und zur Untermauerung verfalle ich beidseitig in ein leichtes Hinken. Alles gut, die Bike fahren an mir vorbei und ich genese in Sekundenschnelle. Noch 900 Meter, noch 800 Meter ... hier kenne ich mich aus. Ich weiß an jeder markanten Stelle, wie weit es noch bis nach Hause ist. 600 Meter, da steht das Kreuz des Bikers, der mit Herzinfarkt vom Rad gefallen ist, die Brücke, also noch 400 Meter, das Geländer, noch 300 Meter, das Törchen, noch 200 Meter ... jetzt laufe ich los - also ich meine tatsächlich 'Laufen' und nicht 'Tripptrappsen' -, lege sogar einen Zahn zu, denn es könnten ja gassigehende Nachbarn auftauchen. Mein Puls liegt bei knapp 160 bpm! Aber egal, ich "rase" weiter und siehe da, er geht trotz Ignoranz meinerseits auch wieder runter. 140 bpm! So, nur noch über die Straße ... ich lege noch ein Schippchen drauf und semi-sprinte - zu engagiert soll es ja nun auch wieder nicht aussehen - in langen Schritten die letzten Meter bis zur Haustür. Geschafft! Die Pace war zwar grottig, über 11 Minuten, aber dafür sechseinhalb Kilometer!

Ich schleppe  mich zum Kühlschrank und genehmige mir eine eisgekühlte Cola light lemon, die ich gierig in meinen Schlund kippe, um meinen schlimmsten Durst zu löschen, aber sowie das Lebenselixier auf körpereigene Substanz trifft, verdampft sie zischend und zurück bleibt eine Zuckerkruste auf der Zunge. Aber auch lecker.

Später, als ich Lil' Ben von meinem Lauf erzähle, meint dieser nur lapidar: Egal, wie langsam, aber du hast es geschafft! Recht hat er, das gute Kind!

12 Kommentare:

  1. Liebe Irina,
    recht hat es, Dein gutes "Kind"! Super, immer ein Stückchen weiter und immer ein bisschen leichter gehts. Kann es sein, dass Dir das nachher noch Spaß macht?! Bin mal gespannt, was man so in, sagen wir einem halbe Jahr, hier so lesen wird... ;-)
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Liebe Elke,
      also tatsächlich hat ein Rennradler an der Koppel meinen Weg gekreuzt und ich habe mich gefragt, ob ich jetzt lieber radeln würde. Die erstaunliche Antwort war: Nein, würde ich nicht.
      Heute habe ich leichten Muskelkater in Waden und Oberschenkeln und es nervt mich sehr, dass ich Ruhetag machen muss.

      In einem halben Jahr? Nun, ich visiere schon diesen Monat die 10 Kilometermarke an. Außerdem habe ich Trailschuhe im Auge, Asics Gel-Fujirado.
      LG's Irina

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  2. Liebe Irina,
    6,5 km sind 6,5 km. Da ändert die Geschwindigkeit nix dran.
    Du hast erheblich mehr von den 6, 5 km als der Raser, der die in 6Minuten pro Km läuft :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja, das stimmt und es ist auch wesentlich entspannter und könnte Geschmack am Laufen bringen ... *lach* ... Du wirst es nicht glauben, ich will unbedingt wieder raus auf die Strecke, aber ich habe noch leichten Muskelkater und will es von daher nicht übertreiben ... aber ... *flüster* ... es fällt mir echt schwer.
      Viele Grüße,
      Irina

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    2. Ich habe doch gesagt, du wirst es lieben .... :-)

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  3. Liebe Irina,
    ich zähle auch oft die noch verbleibenden (Kilo)meter rückwärts, wenn ich das Ende eines Laufs herbeisehne! :D
    Und ich finde auch - geschafft ist geschafft - die zurückgelegte Strecke kann dir keiner mehr nehmen! :)

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    1. Liebe Doris,
      genau, geschafft ist geschafft und entspannt geschafft ist sogar noch eine Stufe mehr. Ich könnte echt langsam Spaß an der 'Angelegenheit' finden. Ich müsste nur mal dringend wieder Fahrrad fahren, aber keine Lust XD
      Viele Grüße,
      Irina

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  4. Ich meine ja auch, Ausdauer geht vor Geschwindigkeit. Hauptsache bewegen ;-) Gut gemacht!

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    1. Du liebe Sonja, danke schön. Ja, so sehe ich das ja auch und ich darf nicht undankbar sein, denn wenn man bedenkt, wie ich noch vor einer kurzen Weile unterwegs war. Einmal hatte ich einen Gassigänger getroffen, direkt am Einstieg, sozusagen. Nun, 3 Minuten später kam ich völlig erledigt schon wieder zurück (er hatte sich wohl kaum einen Meter mit seinen Hunden bewegt) und konnte gerade noch raus quetschen, dass ich nächste Woche weiter kommen würde. Der Typ war sehr nett und meinte, dass er das doch wohl annehmen würde. Trotzdem peinlich. Naja und seit dem laufe ich anders herum, da verläuft sich das mit den Gassigängern, den Hunden und deren Geschäft.
      Viele Grüße,
      Irina

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  5. Als passionierter Pepsi lemmon light Trinker kann ich Dir nur sagen: Da bleibt keine Zuckerkruste bei Cola lemmon light über....und viel schlimmer, das künstliche Aspartam in dem Stoff bändigt in keinster Weise Hungergefühle. Also nach dem Sport ein Isotonisches Weizenbier und Dir gehört der Tag...XD

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    1. Ja, ich weiß, aber es ist mein letztes Laster ... *seufz* ...

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