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Mittwoch, 1. Juni 2016

Perle des Nordens

Morgen ist Feiertag und ich muss daran denken, Proviant zu kaufen. In Büsum sollte das kein Problem sein, denn ich sehe mehrere Supermärkte, als ich in den Ort fahre. Aber zuerst will ich die Pension finden und nachher in Ruhe meine Einkäufe erledigen. Und außerdem will ich ein Fischbrötchen ... oder Pizza ... oder Eis ... oder alles auf einmal. Bald.

Die Viktoriastraße, in der sich die Pension befindet, ist eine Seitenstraße der recht belebten Fußgängerzone. Ich hatte mir notiert, dass es die Hausnummer 1 ist, aber ist es erstens nicht und zweitens blöd. Ich fahre die Straße mal rauf und runter, in der Hoffnung nach einer Inspiration, die aber ausbleibt. Ich frage eine Anwohnerin, aber die weiß es leider auch nicht und so zücke ich mein Hanbdy und rufe einfach an. Es stellt sich heraus, dass ich vor dem richtigen Haus warte und der unglaublich nette als auch äußerst gesprächsfreudige Wirt - von wegen, sie reden wenig im Norden - holt mich ab, sozusagen und gemeinsam stellen wir mein Fahrrad hinter das Haus. Während ich mein Bike auf sein Geheiß hin gut abschließe, nimmt er meine Taschen und geht schon mal vor. Ich folge ihm in das Haus und ... bin erst einmal geschockt. Es muffelt. Nach alt, nach feucht, naja ... eigentlich nach Urlaub an der Nordsee. Genauso hat es in der Pension auf Föhr auch gerochen, in der ich in den 70er Jahren mit meiner Mutter und meinen Schwestern Urlaub gemacht hatte. Warum ich noch so genau weiß, wie es dort gerochen hat? Nun, es gab, sagen wir mal 'familiäre Ereignisse', die sich nachhaltig in mein Hirn gebrannt haben.

Wie dem auch sei, der Wirt zeigt mir das Zimmer. Es ist ziemlich klein, aber mit allem ausgestattet, was ich brauche(n könnte) - ein Bett, ein Schreibtisch, Stuhl, Fernseher, Schrank, Regal mit eingem Geschirr und ein Waschbecken mit Spiegel, inklusive Etagenbad und eine Kaffeemaschine. Den Schrank brauche ich nicht, denn ich lege alles auf den Schreibtisch, den ich nicht brauche, weil Ruben - der ältere Sohn - mir vor Reiseantritt ein kleines Diktiergerät geschenkt hat, mit dem ich alles aufnehmen kann, was mir so durch den Kopf geht. Während der Fahrt steckt es in der Lenkertasche und abends liegt es griffbereit neben mir, damit es genau so schnell zur Hand ist, wie meine Gedanken geflogen kommen. Hey, so schnell kann ich gar nicht schreiben. 


Nachdem ich mein Chaos verbreitet und ein wenig gechillt habe, mache ich mich auf, das gastronomische Nahrungsmittel-Angebot zu erkunden. Direkt um die Ecke ist die 'Pizzeria Venezia', die mir wärmstens an's Herz gelegt wurde, aber ich weiß nicht so recht, ob ich überhaupt Pizza möchte. Höchstens zum Nachtisch und so schlendere ich erst einmal ein wenig die Straße entlang ... zu einem Laden, der Fischbrötchen aller Art feilbietet. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen und die Entscheidung ist gefallen. 


Das Brötchen schmeckt so gut und ich ringe mit mir. Aber es steht ja noch eine Pizza an und ein Eis und so entscheide ich mich schweren Herzens gegen ein weiteres Fischbrötchen. Naja, und so laufe ich durch den touristisch geprägten Ort, gehe an den Strand, der nicht aus Sand besteht und sehe das Meer, dass freundlicherweise anwesend ist und während die Queen of Selfies gerade ihres Amtes waltet, kommt ein freundlicher Tourist und fragt, ob er ein Foto machen soll, was ich zunächst einmal ablehne. Ich finde es blöd und man weiß nie so recht, wie man gucken soll. Aber ich überlege es mir anders und frage, ob das Angebot noch gilt. Jo, gilt.



Nachdem ich das Meer ausgiebig bewundert habe, gehe ich zurück in die Fußgängerzone und lasse mich dazu hinreißen, ein paar Souvenirs zu kaufen ... die ich fortan mit mir rumschleppen muss ... ich mache noch ein paar Fotos und esse zu guter letzt ein Eis bei Venezia - das beste Eis übrigens, dass ich jemals gegessen habe - ohne Pizza, dafür kaufe ich beim Bäcker ein Pfefferbrötchen. Boah, ist das lecker. Die Einkäufe stehen immer noch aus, aber ich habe keine Lust, Travis zu holen und zu den grünwiesigen Supermärkten zu radeln. Ich habe Glück, denn es gibt einen kleinen Laden im Zentrum, in dem ich alles bekomme, was ich benötige. 

Nun, ich könnte jetzt natürlich noch ewig erzählen, was ich noch alles gemacht habe. Nur soviel, ich bin wieder in die Pension gegangen, habe mich etwas ausgeruht und bin gegen sieben Uhr abends noch einmal auf Entdeckungstour gegangen ... wohl zu Fuß!









Heute bin ich 47 Kilometer ohne nennenswerte Umwege gefahren und habe dafür als reine Fahrzeit dreieinhalb Stunden gebraucht. Offensichtlich werde ich besser.

7 Kommentare:

  1. Dein Zimmer erinnert mich an meine Kindheit, genauer gesagt unfreiwillige Sommerferien bei Verwandten. Bin seitdem gegen muffige Räume und Verwandte allergisch ;-)

    Aber Deine Bilder haben's 'rausgehauen. Bin jetzt voll im Zen.

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    1. Stimmt, es erinnert an Kindheit und Verwandte. Unfreiwillig klingt nicht gut.

      Ich habe so viele Bilder gemacht, ich konnte mich gar nicht richtig entscheiden. Schön, dass sie dir gefallen :-)

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  2. Büsum ist doch wirklich schön und deine Bilder zeigen es von seiner besten Seite. Dein Foto vor dem "freundlicherweise anwesenden Meer" *lach* ist klasse. Gut, dass du dem Fotografen eine zweite Chance gegeben hast, oder umgekehrt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht...

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    1. Ich glaube, Büsum war der Ort, der mich am meisten verzaubert hat ... äääh ... also außer der Sessel in deiner Wohnung, der war auch klasse :-)

      Wie es weiter geht? Ach so, kann ich nicht da bleiben?

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    2. Oh ja, mein Ohrensessel. Das ist ein schöner Platz, näh...?!
      Aber Büsum ist auch nett...

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  3. Na, das Bild ist doch prima geworden! Trotz Gegenlicht. Überhaupt die Bilder. Ich will da hin. Jetzt. Sofort. Määäh.

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    1. Das ist kein Gegenlicht, das ist meine natürliche Ausstrahlung ... :-D

      Ja, ist das nicht schön da!? ... *seufz* ...

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